Schlangenblut (German Edition)
Freund von mir, Mark. Er ist der Mann auf den Bildern. Ich weiß, er sieht ziemlich jung aus, aber er ist dreiundzwanzig, es war also Einvernehmen zwischen Erwachsenen. Ich schwöre, ich hatte keine Ahnung davon, dass Ashley die Kamera gestohlen hatte, bis sie eine Woche später anrief. Sie hat damit gedroht, ihrer Mutter von Mark zu erzählen, wenn ich ihr nicht erlaube, bei mir zu leben.«
»Und was haben Sie gesagt?«
»Dass ich mich nicht von meinem eigenen Kind erpressen lasse.« Er setzte sich aufrecht hin und sah ihr nun wieder in die Augen. »Ich hätte wissen müssen, dass sie nie lernen wird, was Respekt bedeutet, wenn sie in dem Haus mit dieser Frau aufwächst.«
»Dann hat Ashley es also ihrer Mutter erzählt? Das mit Ihnen und Mark?«
»Ihre Mutter wusste längst Bescheid. Warum, glauben Sie, haben wir uns getrennt? Deshalb habe ich Ashley gesagt, dass es mir egal sei, ob ihre Mutter die Bilder sieht. Danach hat sie nicht mehr mit mir geredet.« Er seufzte, als wäre er der Geschädigte. »Da tut man alles für dieses Kind, und dann schließt es einen einfach aus seinem Leben aus.«
Genau, alles war Ashleys Schuld. »Mr Yeager, haben Sie einen Computer?«
»Natürlich.«
»Gut. Einer meiner Techniker wird ihn sich ansehen müssen. Ist irgendetwas darauf, das problematisch sein könnte?«
Er schüttelte den Kopf. »Nein, nur weitere Fotos von Mark und mir. Suchen Sie ruhig, wo immer Sie wollen.«
Das Telefon klingelte, und Yeager zuckte zusammen. Er blickte Lucy fragend an, als wollte er ihre Erlaubnis einholen, bevor er abnahm. Sie nickte.
»Hallo?« Wut und Sorge zeigten sich in Yeagers finsterer Miene. Lucys Anspannung nahm schlagartig zu – war das vielleicht Ashley? Oder eine Lösegeldforderung? »Bin schon unterwegs. Schafft die anderen wieder rein, bevor ihnen etwas passiert.«
Er knallte das Telefon in die Ladeschale. »Jemand hat einige meiner Exemplare gestohlen. Ich muss los.«
»Mr Yeager, wir brauchen Sie hier. Falls Ashley anruft.«
Er blinzelte. Ashley hatte er offenbar komplett vergessen. Lucy tauschte mit Burroughs vielsagende Blicke.
»Aber –«
Burroughs ließ es auf einen Versuch ankommen. »Ihre Assistenten können sich doch bestimmt um Ihre – äh – Exemplare kümmern?«
Yeager ließ sich in seinen Sessel zurückfallen.
»Sind sie giftig?«, fragte Lucy, die gleich an ihr Erlebnis vom Morgen denken musste. Vielleicht hatte ja Pastor Walters Gemeinde versucht, ihre Schlangenvorräte aufzufrischen.
»Giftig? Nein, natürlich nicht. Die sind harmlos. Ich wüsste nicht, warum jemand zweiundvierzig Colubridae stehlen sollte. Die sind nicht exotisch und im Grunde nichts wert.«
»Wahrscheinlich nur ein Dummejungenstreich«, versuchte Burroughs ihn zu beruhigen.
Jemand klopfte an die Tür – Taylor, gerade rechtzeitig mit dem Haussuchungsbefehl. Der Techniker machte sich sofort an den Computer, während Burroughs und Lucy das Gästezimmer untersuchten, in dem Ashley normalerweise übernachtete. Doch außer ein paar Toilettenartikeln und einem schlabbrigen Schlafanzug fanden sie nichts.
»Mr Yeager, stimmen Sie jetzt, nachdem wir über alles gesprochen haben, einem Lügendetektortest zu?«
Yeager zuckte mit den Achseln. »Klar, warum nicht.«
»Wir müssten auch jemanden vorbeischicken, der uns auf dem Laufenden hält, falls Ashley anruft«, fügte sie hinzu.
Es erschien ihr angebracht, ein Auge auf den Vater zu haben. Nun, da sie ihm alle seine Geheimnisse entlockt hatte, bezweifelte sie, dass er etwas mit Ashleys Verschwinden zu tun hatte, aber sie hatte sich auch schon geirrt und wollte kein Risiko eingehen.
Als sie wieder im Aufzug waren, lehnte Burroughs sich lässig an die Wand. Sie stiegen im Foyer aus und machten sich auf den Weg zum Wagen.
»Und wohin jetzt, Boss?«, fragte Burroughs, als er den Zündschlüssel drehte.
»Zurück zu Ashleys Haus.« Lucy ließ sich entmutigt in den Beifahrersitz fallen. »Können Sie dafür sorgen, dass Ihre Jungs von Revier Yeager im Auge behalten?«
»Sicher.«
»Gut. Und dann müsste sich noch jemand mit Yeagers Freund unterhalten.«
»Der berüchtigte Mark.« Der Wagen hatte sich in der Sonne beträchtlich aufgeheizt. Er schaltete die Klimaanlage an und bog in die Straße ein. »Das kann ich selbst machen, falls Sie für mich nichts Konstruktiveres zu tun haben.«
»Ich hätte ja selber gern etwas Konstruktiveres zu tun. Ich hasse diese Warterei. Aber bis wir den Computer geknackt und die Telefongespräche
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