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Schlangenhaus - Thriller

Schlangenhaus - Thriller

Titel: Schlangenhaus - Thriller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm-Goldmann-Verlag
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nicht.«
    Amblin schien in seinem Bett zusammenzuschrumpfen.
»Danke«, murmelte er und senkte den Blick auf die Bettdecke um seine Taille. Erst jetzt konnte ich ihn genauer betrachten. Er war Mitte siebzig und hatte sich gut gehalten; jede Menge dichtes, stahlgraues Haar, braune Augen hinter einer dicken Brille. Eine große, quadratische Mullkompresse bedeckte die Wunde an seiner linken Schläfe.
    »Dr. Amblin, wir haben gestern Nacht eine Kreuzotter in Ihrem Zimmer gefunden«, sagte ich. »Haben Sie sie getötet?«
    Den Bruchteil einer Sekunde lang sah er mich an, dann senkte er den Blick abermals. Er versuchte ein Kopfschütteln und verzog das Gesicht. »Nein«, erwiderte er, während seine Hand zu der Verletzung hochfuhr. »Ich habe keine Kreuzotter gesehen.« Wieder schaute er auf. »Wenn ich gebissen worden wäre, wüsste ich es dann?«
    »O ja«, versicherte North.
    Anscheinend beruhigt, ließ Dr. Amblin sich wieder zurücksinken. »Ich weiß nicht recht, ob das Paracetamol, das Sie mir verpasst haben, wirklich hilft, Dr. Richards«, meinte er, ohne aufzublicken. »Könnten Sie mir vielleicht irgendetwas Stärkeres besorgen? Ich würde wirklich gern ein bisschen schlafen.«
    »Ich sehe mal, was ich tun kann.« Richards ging um das Bett herum, so dass er seinem Patienten ins Gesicht sehen konnte. »Können Sie uns sagen, wie Sie sich am Kopf verletzt haben?«
    Amblin schloss die Augen, ehe er den Blick abermals senkte und auf nichts Besonderes starrte. »Ich fürchte nein«, antwortete er. »Ich glaube, ich war gar nicht richtig wach. Ich hatte geträumt. Schlechte Träume. Jemand von früher, vor langer … Dann habe ich gehört, wie Nick geschrien hat, die Kinder sollen aufwachen. Viel mehr weiß ich nicht mehr, bis wir draußen waren. Ich muss auf der Treppe hingefallen sein oder so.«
    Dr. Richards verkündete, sein Patient brauche jetzt Ruhe. North und ich begriffen und wandten uns zum Gehen. Der Arzt brachte uns zur Stationstür, verriet uns jedoch nicht, was er dachte; er dankte uns lediglich und eilte davon.

    »Auf Dr. Amblins Kopfkissen war Blut«, bemerkte ich, während wir auf den Fahrstuhl warteten. »Wieso sollte dort Blut sein, wenn er sich den Kopf auf der Treppe angeschlagen hat?«
    »Beim Rasieren geschnitten?«, schlug North vor. »Oder vielleicht weiß er auch noch mehr, als er uns erzählt. Ich bin mir nicht sicher, ob dieser Fahrstuhl funktioniert.«
    Wir machten uns auf die Suche nach dem Treppenhaus. »Und wenn er die Kreuzotter nicht getötet hat, wer war es dann?«, fragte ich, als wir uns auf den Weg nach unten machten. North antwortete nicht. Wir erreichten den Fuß der Treppe und strebten auf den Hauptausgang zu. Im Empfangsbereich der Notaufnahme blieb ich stehen.
    »Das ergibt doch keinen Sinn«, sagte ich und zwang North, ebenfalls anzuhalten. »Wieso sollte sich jemand die Mühe machen, Kreuzottern zu melken und irgendwelchen Leuten das Gift zu spritzen, wenn er einen Taipan hat? Bei einem Taipanbiss ist der Tod doch so ziemlich garantiert.«
    Das Personal der Notaufnahme hatte alle Hände voll zu tun. Die Leute bemerkten uns. Begannen, mich anzustarren.
    »Ist aber viel schwerer als natürliche Todesursache durchzukriegen als ein Kreuzotterbiss bei einem älteren Mann«, entgegnete North. »Wie groß war die Chance, dass Richards Lunte riecht, sich mit Ihnen in Verbindung setzt und Sie dann heute Morgen mir begegnen? Ich würde sagen, da hat jemand sehr großes Pech gehabt. Hi! Wie geht’s?«
    Zu meinem Schrecken hatte sich eine kleine Menschenmenge um uns versammelt. Doch niemand achtete auch nur im Geringsten auf mich. Sean North war es, der sie interessierte. Ich hatte vergessen, dass er regelmäßig im Fernsehen zu sehen war. Und zu der Sorte Menschen gehörte, die man nicht so schnell vergisst.
    Langsam bahnte North sich einen Weg hinaus, wobei er immer wieder stehen blieb, um Hände zu schütteln und seinen Namenszug auf irgendwelche Papierfetzen zu kritzeln. Ich folgte ihm. An der Tür ließen wir seine Fans zurück.

    »Wieso sollte jemand zwei alte Männer umbringen wollen?«, fragte ich mehr mich selbst als North, als wir über den Parkplatz gingen.
    North lächelte auf mich herab. »Das ist eine Frage für die Polizei«, sagte er. »Ich bin Reptilienforscher, kein Detektiv. Es war mir wirklich ein Vergnügen, Clara. Jetzt muss ich los.«

13
    Die Kirchenglocken schlugen Viertel nach elf, als ich ankam. Das Parken war nicht einfach, nicht einmal an einem Sonntag,

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