Schlangenjagd
den Händen und rammte den Kolben in den Bauch des Soldaten. Dieser sackte zu Boden, wo er in fetaler Haltung liegen blieb.
Cabrillo drehte sich herum und sorgte für eine Wand aus Sperrfeuer, während Max und Linc die Gangway betraten. Juan trat auf die schräge Rampe und drückte auf einen Knopf unter ihrem Geländer. Die ersten zwei Meter des Laufgangs klappten ruckartig hoch. Dank seiner soliden Seitenwände und des senkrecht aufragenden Endstücks waren die drei Männer vor dem vernichtenden Gegenfeuer von Abalas Männern geschützt. Kugeln pfiffen über ihre Köpfe hinweg, prallten gegen die Seitenwand des Frachters und wurden von der stählernen Hülle der Gangway als Querschläger abgelenkt, während sich die drei Männer in dem gepanzerten Schutzkäfig zusammendrängten.
»Als hätten wir das nicht kommen sehen«, sagte Max beiläufig über den Kampflärm hinweg.
Ein Matrose innerhalb des Schiffes bediente die Kontrollen der Gangway und zog sie von dem Kai weg, wodurch die Männer Gelegenheit erhielten, sich in den Deckaufbau des Schiffs zu flüchten. Da er seine Maske fallen lassen konnte, übernahm Juan sofort das Kommando. Er drückte auf den Rufknopf des an der Wand hängenden Interkoms. »Lagebericht, Mark.«
Tief im Innern des Frachters saß Mark Murphy, der Waffenmeister, vor einem Monitor, der die Videobilder einer Kamera wiedergab, die an einem der fünf Schiffskräne installiert war.
»Da die Gangway hochgeklappt ist, schießen nur noch ein paar Rebellen. Ich denke, dass Abala jetzt versucht, einen Angriff zu organisieren. Er hat etwa hundert von seinen Leuten versammelt und gibt ihnen gerade Befehle.«
»Was ist mit dem Container?«
»Die Männer haben die Seile fast gelöst. Moment. Ja, jetzt sind sie so weit. Wir sind das Ding los.«
»Sag Eric, er soll Vorbereitungen treffen, uns von hier wegzubringen.«
»Wirklich, Juan?«, fragte Murphy zögernd. »Wir hängen noch immer an den Pollern auf dem Kai.«
Cabrillo wischte einen Blutstropfen von seinem Ohr ab, wo ihn eine Farbschuppe getroffen hatte, die von einer Kugel weggesprengt worden war. »Er soll sie rausreißen. Ich komme zu ihm runter.«
Während ihr Schiff mit seinem Äußeren perfekt zu dem Kai passte, der vom Verfall gezeichnet war, verbarg es in sich ein Geheimnis, über das außer der Mannschaft nur wenige Außenstehende Bescheid wussten. Der verrostete Rumpf mit seinem fleckigen und unregelmäßigen Farbanstrich, den baufälligen Derrickkränen, dem schmuddeligen Deck und einem allgemein heruntergekommenen Aussehen war nichts anderes als Fassade, um die wahren Fähigkeiten des Schiffs zu verschleiern. Es war ein privat betriebenes Spionageschiff, das der Corporation gehörte und von Juan Cabrillo befehligt wurde. Die
Oregon
war sein Geistesprodukt und seine wahre große Liebe.
Unter ihrer schäbigen Hülle strotzte es von den modernsten Waffensystemen auf dem Planeten – Marschflugkörper und Torpedos, gekauft von einem korrupten russischen General, 30-mm-Gatling-Gewehre und ein 120-mm-Geschütz, das über die gleiche Zielvorrichtung verfügte wie ein M1A2-Abrams-Panzer, sowie motorbetriebene Kaliber-.30-Maschinengewehre, um Entermannschaften abzuwehren. Alle Waffen waren über die Länge des Rumpfs hinter Stahlplatten verborgen oder befanden sich als Schrott getarnt auf dem Deck. Die ferngesteuerten Kaliber-.30er waren in verrosteten Fässern versteckt, die an strategisch wichtigen Punkten entlang der Reling aufgestellt worden waren. Auf entsprechenden Befehl hoben sich die Fassdeckel und die Waffen wurden ausgefahren, gelenkt von Restlicht- und Infrarotkameras.
Mehrere Etagen unter der Kommandobrücke des Schiffs, wo Cabrillo und Lincoln gestanden hatten, während das Schiff anlegte, befand sich das Operationszentrum, sozusagen das Gehirn des Schiffs. Von dort aus lenkte eine Mannschaft von pensionierten Angehörigen des amerikanischen Militärs und der CIA das gesamte Schiff – von seinen Maschinen und dynamischen Navigationssystemen bis hin zu seiner Bewaffnung. Die Besatzung verfügte außerdem über eine Reihe von Radar- und Sonarsystemen, die zum Besten gehörten, was man für einen entsprechend großen Geldbetrag kaufen konnte.
Von diesem Operationszentrum aus hatte der hervorragende Steuermann der
Oregon,
Eric Stone, das Schiff auf seinen Liegeplatz am Kai bugsiert, indem er achtern und bugwärts gelegene Manövrierdüsen einsetzte und sich des GPS bediente. All dies war mit einem Supercomputer verbunden,
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