Schlangenjagd
der außerdem Windstärken, Strömungsverhältnisse und ein Dutzend anderer Faktoren bestimmte. Es war allein dieser Computer, der für den exakten Gegenantrieb sorgte, um die
Oregon
gegen die Strömung des Kongo genau in Position zu halten.
Cabrillo und Max betraten eine Gerätekammer, in der es nach Petroleum stank, während Linc davoneilte, um Eddie Seng und die anderen Spezialisten für Landoperationen zu treffen – für den Fall, dass ihr Einsatz nötig würde, um die Rebellen daran zu hindern, an Deck zu gelangen. Juan drehte die Handgriffe des Schmutzwasserbeckens wie die Zahlenscheiben eines Safes, und die Rückwand der Kammer glitt zur Seite und erlaubte den Zugang zu einem Korridor dahinter.
Im Gegensatz zu dem billigen Linoleumfußboden und der abblätternden Farbe der Kommandobrücke und anderer Bereiche der Deckaufbauten war dieser geheime Gang ausreichend beleuchtet und mit einer gediegenen Mahagonitäfelung und einem luxuriösen Teppichboden ausgestattet. Ein originales Winslow-Gemälde, das ein Walfangschiff zeigte, hing an der Wand, und eine Ritterrüstung aus dem sechzehnten Jahrhundert, komplett mit Schwert und Streitkolben, stand in einer Glasvitrine am Ende des Korridors.
Sie gingen an zahllosen Kabinentüren vorbei, bis sie das Operationszentrum im Innern des Frachters erreichten. Dort sah es aus wie im Raumfahrtzentrum der NASA: mit zahlreichen Computerterminals und einer Wand, die von einem riesigen Flachbildschirm beherrscht wurde, auf dem das aktuelle chaotische Geschehen auf dem Kai zu sehen war. Mark Murphy und Eric Stone saßen an den vorderen Computerterminals direkt unter dem Wandschirm, während Hali Kasim, der Kommunikationsexperte des Schiffs, einen Platz rechts von ihnen einnahm. An der hinteren Wand befanden sich zwei Steuerstände der Schadenskontrolle, die die Sicherheitssysteme des Schiffs überwachte, sowie eine Reihe von Computern, mittels derer Max Hanley die revolutionären magnetohydrodynamischen Maschinen der
Oregon
kontrollierte.
Es war gar nicht so abwegig, wenn man feststellte, dass die Atmosphäre im Operationszentrum an die der Kommandobrücke des Fernsehraumschiffs
Enterprise
erinnerte, bis hin zu dem großen Sessel in der Mitte des Raums. Dort, im Kommandositz, der von der Mannschaft ›Kirk-Sessel‹ getauft worden war, nahm Juan Platz, befestigte ein Bleistiftmikrofon an seinem Ohr und rückte sein eigenes kleines Computerdisplay zurecht.
»Ich habe zwei Objekte im Anflug«, meldete Hali, dessen dunkle Gesichtszüge von seinem Radarschirm mit einem geisterhaften grünen Schimmer versehen wurden. »Sie müssen dicht über Grund unterwegs sein, was auf Helikopter schließen lässt. Geschätzte Flugdauer bis zur Ankunft vier Minuten.«
»Es gibt keinerlei Berichte, dass Makambo über Hubschrauber verfügt«, sagte Mark Murphy und wandte sich zu Juan Cabrillo um. »Aber Hali hat vor Kurzem eine Meldung über zwei Hubschrauber aufgeschnappt, die einer Ölbohrfirma gestohlen wurden. Genaue Einzelheiten gibt es zwar nicht, aber so wie es sich darstellt, wurden die Maschinen der Firma mitsamt ihren Piloten entführt.«
Juan nickte und wusste nicht, wie er diese Information bewerten und mit der augenblicklichen Lage in Einklang bringen sollte.
»Ich fange eine Bewegung hinter uns auf«, meldete Eric Stone. Er hatte das Bild der am Heck installierten Kamera auf seinen Sichtschirm geschaltet.
Zwei Patrouillenboote hatten eine Flussbiegung umrundet. Die Scheinwerfer auf ihren Steuerhäusern erschwerten es, ihre Bewaffnung zu identifizieren, doch Mark Murphy rief an der Waffenkontrolle eine Datenbank mit Angaben zu kongolesischen Militärfahrzeugen auf.
»Es sind in Amerika gebaute leichte Patrouillenboote, sogenannte Swift Boats.«
»Du machst wohl Witze«, sagte Max. Er hatte bei zwei Einsätzen in Vietnam auf Swift Boats gedient.
Murph fuhr fort, als hätte er Hanleys Bemerkung nicht gehört: »Wasserverdrängung zwölf Tonnen, zwölf Mann Besatzung und bewaffnet mit sechs Kaliber-.50-Maschinengewehren. Die Höchstgeschwindigkeit liegt bei fünfundzwanzig Knoten. Aus einem Anhang geht hervor, dass die kongolesische Flussmarine noch Mörser hinzugefügt hat und … möglicherweise auch raketengetriebene Granaten.«
Da sich die Lage von Sekunde zu Sekunde verschlechterte, traf Cabrillo seine Entscheidung. »Hali, verbinde mich mit Benjamin Isaka.« Isaka war ihr Kontaktmann bei der Regierung. »Teile ihm mit, dass Abteilungen seines Militärs von unserer Mission
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