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Schlangenkopf

Schlangenkopf

Titel: Schlangenkopf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ulrich Ritzel
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gestellt hat? Oder an das Ende?«
    »Na gut, dann müssen wir es anders testen. Geht euer Telefon noch?«
    André schüttelt nur den Kopf. Er hat zwar ein Handy, aber davon muss der Bilch nichts wissen, denn es ist fast kein Guthaben mehr drauf.
    »Entschuldige, ich hätte es mir denken können. Kannst du mir meinen Aktenkoffer holen? So schnell komm ich jetzt nicht hoch.« André bringt den Koffer, so dass ihn der Bilch öffnen und ein Mobiltelefon herausholen kann. Er wählt, tatsächlich kommt eine Verbindung zustande, und ehe der Bilch abbrechen kann, meldet sich eine Stimme:
    »Bei Matthaus …«
    »Entschuldigung, ich muss mich verwählt haben«, murmelt der Bilch und drückt die Aus-Taste. »Diesmal hast ja wohl du Recht gehabt …« Wieder nimmt er den Terminkalender und blättert weiter.
    »Man könnte doch aber auch Zahlen mit Buchstaben darstellen, oder umgekehrt«, meint André.
    »Oder Zahlen nehmen, aus denen die Wurzel gezogen werden muss«, gibt der Bilch zurück. »Oder die Quersumme. Nee, mein Lieber, das führt alles in die Irre. Der Typ hier« – der Bilch klopft auf den Terminkalender – »ist ordentlich viel mit dem Flieger unterwegs, war dieses Jahr schon in New York, dann ist er ein paar Mal in Brüssel gewesen, einmal in Zagreb. Daneben hat er aber noch ziemlich viele Termine am Wochenende, und es sieht nicht so aus, als wären das Termine auf dem Golfplatz. Ehrlich gesagt kann ich mir zwar keinen Reim darauf machen, ein Business Man ist das aber nicht, die haben die Wochenenden nicht so verplant, und ganz sicher ist das auch keiner, der viel Zeit für Rätselspiele übrig hat. Wenn die Geheimzahl überhaupt in diesem Büchelchen drinsteht, muss sie ganz einfach und sofort zu finden sein, auf einen Blick.«
    »Ich an seiner Stelle …«, sagt André, »… ich glaube, ich hätte meinen eigenen Geburtstag genommen. Das ist nämlich ein Datum, das sich jeder merken kann. Und dann hätte ich zu meinem Geburtstag als Geheimzahl hingeschrieben … New York kürzt man mit N und Y ab, nicht wahr? Also das hätte ich hingeschrieben und die Zeit, wann ich da hingeflogen bin, also zum Beispiel N Y Elf Uhr Fünfzehn, und es würde so aussehen …«
    »Ich war noch niemals in New York«, summt der Bilch und schaut André amüsiert an. »Mir scheint, da ist ein Wunsch der Vater des Gedankens. Und seinen Geburtstag kennen zwar nicht wir, aber vermutlich genug andere Leute. Deswegen wird er ihn eher nicht genommen haben. Trotzdem ist das gar nicht dumm, was du da gesagt hast.« Er blättert zurück. »Offenbar ist er am zehnten Januar tatsächlich nach New York geflogen, Abflug Frankfurt/Main nicht um elf Uhr fünfzehn, oder wie du dir das vorstellst, sondern um sechzehn Uhr siebenundzwanzig, aber dann sind da auch Termine drüben eingetragen und der Rückflug zwei Tage darauf. Also ist da wohl nichts versteckt.«
    »Warte mal!«, widerspricht André. »Du hast doch gesagt, das ist ein neues Gerät? Also eines, das der Typ vielleicht erst vor ein paar Monaten gekauft hat, oder er hat es zu Weihnachten geschenkt bekommen. Und als er ein Passwort festlegen musste, ist ihm keines eingefallen und er hat einfach den ersten Eintrag in seinem Terminkalender genommen, das weiß doch einer schon eine ganze Weile vorher, dass er nach New York fliegt. Soll ich’s mal versuchen?«
    Der Bilch sagt gar nichts, sondern schaut ihn nur an, und André steht auf, geht zu dem Notebook. »Wann ist der noch mal geflogen?« Der Bilch schaut nach und wiederholt die Uhrzeit, und so gibt André als Passwort ein:
    NY 1627
    Wenige Sekunden später ertönen die Anfangstakte einer Melodie, von der André nicht weiß, dass es das Forellen-Quintett ist, und auf dem Bildschirm baut sich die Homepage des Bundestagsabgeordneten Christian Fausser auf.
    »Meine Fresse!«, sagt der Bilch, der es doch noch geschafft hat, vom Boden aufzustehen.

Mittwoch

B erndorf geht über eine weite kahle Hochfläche, es ist heiß, er würde sich gerne das Gesicht fächeln, aber er hat keinen Strohhut. Ein Hubschrauber taucht auf und kreist über ihm, das Brettern der Rotoren kommt und geht und kommt und geht …
    »Warum stellst du dein blödes Handy nicht ab?«, murmelt eine schlaftrunkene Stimme neben ihm. Er schreckt hoch, tastet nach der Nachttischlampe und findet sie nicht, aber das Display des Mobiltelefons schimmert grünlich, im zweiten oder dritten Versuch erwischt er es und drückt auf die Annahmetaste.
    »Nezahat hier«, flüstert eine leise

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