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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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Mit aggressiver Bewegung beugte er sich vor.
»Maureen
hat die Katze umgebracht – und sie hat's genossen. Alan musste das Vieh auf dem Küchentisch festhalten, und sie hat ihr mit dem Baseballschläger das Hirn zu Brei geklopft. Und als Alan zu heulen anfing, weil er Tiere wirklich gern hatte, ist sie auf ihn losgegangen und hat gesagt, er solle bloß nicht auf die Idee kommen, sie zu verraten, sonst würde sie die nächste Katze an den Zaun nageln und ihn zwingen, dabei zuzusehen.«
    Es war, als wäre eine Schleuse geöffnet worden. Als Michael einmal angefangen hatte, seinem Hass auf Maureen Luft zu machen, konnte er nicht mehr aufhören. Er erzählte, was für eine grausame Mutter sie gewesen war, wie übermäßig sie getrunken hatte, wie sie ihn und seine Mutter beschimpft und schlecht gemacht hatte. »Es macht mich krank, wenn ich dran denke, was die sich alles geleistet hat, ohne dass ihr jemand auf die Schliche gekommen ist«, sagte er zum Schluss verbittert. »Es ist doch ein Witz, dass sie draußen ist, und ich und Derek sitzen.«
    »Was hätte man ihr denn vorwerfen können?«
    »Gewalt gegen ihre Kinder, um nur eines zu nennen.«
    »Dass sie Annie umgebracht hat?«
    Er antwortete nicht gleich. »Alles, was ich weiß«, sagte er dann, »hab ich Ihnen in meinem Brief geschrieben. Als ich in der Nacht aus der Spielhalle nach Hause kam, hörte ich, dass die verrückte Annie tot war, weil sie auf der Straße angefahren worden war.«
    Ich nickte, als glaubte ich ihm. »Wussten Sie, dass die Slaters später in Annies Haus gingen und es ausplünderten?«
    »Rosie kriegte das spitz, als die Polizei davon redete, dass Annie bettelarm gewesen wäre«, bekannte er. »Sie meinte, wir sollten was sagen, aber ich wollte nicht erklären, woher wir wussten, was Annie im Haus hatte.«
    »Hat Alan Ihnen mal davon erzählt?«, fragte ich neugierig. »Sie beide waren damals doch unzertrennlich. Hat er nicht vor Ihnen damit angegeben, wie schlau sie das angestellt hatten?«
    »Nein.«
    »Es war nämlich tatsächlich schlau, Michael«, fügte ich hinzu. »Alan und Derek allein hätten das nie so schlau eingefädelt. An die kleinen Extras, die gewissermaßen das Tüpfelchen auf dem I waren, hätten sie überhaupt nicht gedacht. Es wär ihnen nie eingefallen, das Wasser abzustellen – oder die Böden zu beschmutzen, um den Eindruck von Verwahrlosung zu vermitteln. Ich habe mich immer gefragt, warum das überhaupt nötig war? Es sei denn, der Geruch von menschlichem Urin war stärker als der von Katzenurin und verlangte eine Erklärung.«
    Er schüttelte den Kopf, aber es war nicht zu erkennen, ob er damit sagen wollte, er wüsste nicht, wovon sie redete, oder ob es heißen sollte, dass er nicht bereit war, die Frage zu beantworten. Auf jeden Fall begann er plötzlich krampfhaft nach einem Beamten Ausschau zu halten, der ihn vor mir retten würde; es war klar, dass ihm dieses Thema so unangenehm war wie Gespräche über seine Mutter.
    Entschlossen machte ich weiter. »Sie haben vorhin gesagt, es sei ein Witz, dass Derek im Gefängnis ist«, sagte ich. »Heißt das, dass er im Augenblick in Haft ist?«
    »Er hat im Februar achtundneunzig zwei Jahre gekriegt. Ein Typ in meinem Trakt war in Pentonville mit ihm in einer Zelle, bevor er hierher verlegt wurde. Er meint, dass Derek nicht mehr lang zu leben hat. Seine Leber ist vom Alkohol völlig hinüber, und die eine Gehirnzelle, die er noch übrig hat, reicht ihm gerade mal, um sich an seinen Namen zu erinnern.«
    »Wann soll er entlassen werden?«
    Er rechnete rasch im Kopf. »Er hat bestimmt die Hälfte abgesessen, also wird er inzwischen raus sein – immer vorausgesetzt, dass er nicht schon tot ist.«
    »Weswegen wurde er verurteilt?«
    »Einbruch«, antwortete Michael unbewegt. »Immer das Gleiche. Es ist echt zum Kotzen.«
    »Warum finden Sie es zum Kotzen?«
    Sein Seufzen kam unerwartet. »Die sollten ihn lieber was lernen lassen, anstatt ihm endlose Strafen aufzubrummen. Das bringt doch nichts. Als ich im Scrubbs in Untersuchungshaft saß, war er auf dem selben Stockwerk. Er ist Analphabet – er bringt mit Müh und Not ein ‘D’ und ein ‘E’ für seine Unterschrift fertig, aber mit dem R und dem K kommt er überhaupt nicht zu Rande. Ich hab ein paar Briefe für ihn an seine Kinder geschrieben, aber die Einzige, die geantwortet hat, war Sally, und die hat sich auch nur gerührt, weil sie gedacht hat, er hätte irgendwo Kohle versteckt. Widerlich war das. Der arme Kerl

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