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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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sondern glaubt, sie wären aus Plastik oder so was.«
    Sheila betrachtete ein Foto, das Beth mit ihren Kindern zeigte. »Sie hat ein sympathisches Gesicht.«
    »Ja«, stimmte ich zu.
    »Sie mögen sie.«
    »Sehr, ja«, sagte ich und seufzte. »Und das macht mir die Entscheidung, was ich als Nächstes tun soll, sehr schwer. Ich glaube, sie ahnt nicht einmal, dass diese Dinge gestohlen sind. Mir hat sie erzählt, Alan hätte den Quetzalcoatl bei einem Trödler gekauft und dann begonnen, mexikanische Kunst- und Gebrauchsgegenstände zu sammeln, weil er der Überzeugung ist, dass die Azteken Außerirdische waren, die ihre Kultur zu uns auf die Erde mitgebracht haben. Ihre Kinder haben von nichts anderem geredet, während ich die Fotos machte – sie halten ihren Vater für ein Genie, weil er mehr über Außerirdische weiß als jeder andere, und ich finde die Vorstellung eigentlich ziemlich schrecklich, sie unglücklich zu machen, nur um zu beweisen, dass er vor zwanzig Jahren mal gestohlen hat.«
    Sheila nahm jedes einzelne Bild zur Hand und betrachtete es mit aller Aufmerksamkeit. »An einige dieser Dinge erinnere ich mich«, sagte sie schließlich, »aber ich könnte mich nicht für alle verbürgen. Außerdem scheint, abgesehen von den Armreifen und dem Mosaik, nicht viel von Wert da zu sein. Was ist zum Beispiel aus den goldenen und silbernen Gegenständen geworden?«
    »Die hat Alans Mutter verhökert, um ihr Haus kaufen zu können«, antwortete ich, »aber ich habe leider kaum Beweise dafür.« Ich zeigte ihr die eidesstattliche Erklärung des Juweliers aus Chiswick. »Die Beschreibung der Frau passt auf Maureen Slater – und, nebenbei gesagt, auf eine halbe Million anderer Frauen –, aber er hat nur fünf Stücke von ihr gekauft, und er hat ihr nicht mal tausend Pfund dafür bezahlt.«
    »Wie viel hat ihr Haus sie gekostet?«
    »Ungefähr fünfzehntausend insgesamt. Sie behauptet, sie hätte das Geld beim Fußballtoto gewonnen, deswegen hätte sie es auch nicht angeben müssen.« Ich zog amüsiert eine Augenbraue hoch. »Das Haus kostet jetzt zweihunderttausend oder mehr und steigt jeden Tag im Wert, solange dieser Immobilienboom anhält.«
    »Herrgott noch mal!«, sagte Sheila angewidert. »Wir haben vor sieben Jahren nicht viel mehr für unser Sieben-Zimmer-Haus bekommen.«
    »Ich weiß. Es ist zum Heulen.« Ich suchte ein Weitwinkelfoto des Wohnzimmers heraus. »Das meiste von dem Zeug verstaute Maureen in dem Schrank unter ihrer Treppe, weil sie glaubte, es wäre nichts wert.« Ich lachte ironisch. »Und dort lag es immer noch, als Sie Drury davon zu überzeugen versuchten, dass Annie beraubt worden war. Alan hat es erst gut zehn Jahre später da aus dem Schrank geholt, Drury hätte es also jederzeit finden können, wenn er sich die Mühe gemacht hätte, danach zu suchen.«
    Ihr Gesicht zeigte ihre Verärgerung. »Und ich hätte Recht behalten.«
    Ich nickte.
    »Ich werde es Peter Stanhope nie verzeihen, dass er mich beschuldigt hat, sie vernachlässigt zu haben. Er behauptete, ich hätte ihren Wohlstand nur erfunden, damit ich selbst nicht so schlecht dastehe.«
    »Ich weiß.« Es nagte offensichtlich immer noch an ihr, und ich beschloss, ihr nichts davon zu sagen, dass Drury von dem Quetzalcoatl gewusst hatte, lange bevor sie ihn gestohlen gemeldet hatte. Ich wollte eine sachliche Meinung, nicht eine von Zorn und Groll gefärbte. »Das Schlimmste an der Sache ist«, sagte ich, während ich ihr das Foto hinhielt, »dass die arme Beth diese ganze Dekoration selbst gemacht hat, um eine mexikanische Kulisse für die Stücke zu schaffen. Es wäre doch grausam, sie ihr wegzunehmen, nur um etwas zu beweisen. Bei niemandem werden diese Stücke so viel Wertschätzung finden wie bei ihr und Alan.«
    Sheila stützte ihr Kinn in beide Hände und sah mich nachdenklich an. »Ach, Sie meinen, ich soll's einfach vergessen, dass ich damals gesagt habe, Annie sei beraubt worden?«
    »Ich weiß es nicht.« Ich seufzte. »Ich frage mich, ob es richtig ist, wegen eines Verbrechens, das vor zwanzig Jahren begangen wurde, das Leben von zwei unschuldigen Kindern zu zerstören.«
    »Gut, aber soweit ich mich erinnere sagten Sie, wenn Sie den Dieb fänden, dann würden Sie auch Annies Mörder finden. Haben Sie sich da geirrt?«
    Ich starrte auf eine Vergrößerung der Messingkartusche mit den bunten Seidenblumen, die in Beths offenem Kamin stand.
    »Spielt das eine Rolle?«, fragte ich. »Gilt es in jedem Fall nicht erst, die Folgen

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