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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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klopfen.«
    »Mit solcher Begeisterung sind Sie dabei?«
    Er drehte eine Hand hin und her. »Nicht immer – wenn's nicht richtig läuft, kann's ziemlich frustrierend sein –, aber es ist schon das, was ich tun möchte.«
    »Sam ist bereit, Ihnen den alten Stall hinten in unserem Garten zur Verfügung zu stellen«, bemerkte ich, als wir uns wieder aus der Höhle hinausdrängten. »Sie müssten dann allerdings in der ehemaligen Sattelkammer hausen und bei offenen Türen arbeiten, wenn Sie Licht haben wollen«– ich zuckte die Achseln –»aber es würde Sie nichts kosten. Wenn Sie also irgendwo den Stein herbekommen können und es Ihnen nichts ausmacht, eine Zeit lang etwas primitiv zu leben – es ist kostenlos zu haben.«
    Weit davon entfernt, mir dankbar um den Hals zu fallen, sagte er: »Da würde ich mich ja im Winter zu Tode frieren.«
    »Hm«, stimmte ich zu, »und von Sam würden Sie was erleben, wenn er Sie beim Marihuanarauchen erwischte.«
    »Wie schaut's mit Ihnen aus?«
    »Ich streite nie im Beisein anderer mit meinem Mann; wenn Sie also kommen und er Sie erwischt, sind Sie auf sich selbst gestellt.« Ich drehte mich herum und sah ihn an. »Lassen Sie sich's wenigstens mal durch den Kopf gehen. Ein besseres Angebot bekommen Sie heute nicht.«
    Er war sehr still, als wir zum Wagen zurückgingen. »Warum wollen Sie mir unbedingt helfen?«, fragte er und nahm mir die Schlüssel aus der Hand, um die Tür aufzusperren.
    »Sehen Sie es als eine Investition in die Zukunft.«
    Er hielt mir die Tür auf. »Da würden Sie keinen Penny verdienen«, erwiderte er finster. »So viel Talent hab ich nicht.«
    Ich umarmte ihn kurz. »Wir werden sehen.« Als ich hinter dem Steuer saß, sagte ich: »Aber es ist nicht als Geldanlage gedacht, Danny, es ist mehr ein Darlehen, das Sie später vielleicht irgendjemandem, der eine ähnliche Chance verdient, mit Zinsen zurückzahlen können.«
    Er sah mir nicht in die Augen. »Und was wollen Sie dafür haben?«
    »Nichts«, antwortete ich der Wahrheit entsprechend und griff nach der Tür. »Es sind keine Bedingungen daran geknüpft. Der Stall ist da, wenn Sie uns beim Wort nehmen wollen. Wenn nicht, wird es Ihnen keiner übel nehmen.«
    Er scharrte mit den Füßen im Kies. »Alan hat ein paarmal angerufen und wollte wissen, was Sie über ihn erzählt haben«, sagte er unvermittelt. »Er hat ganz schönes Muffensausen, obwohl ich ihm sage, dass Sie sich nur dafür interessieren, was damals mit der Schwarzen passiert ist.«
    Ich sagte nichts.
    »Was hat er Ihnen getan?«, fragte er mich.
    »Wie kommen Sie darauf, dass er mir etwas getan hat?«
    Jedes Mal, wenn sein Name fällt, wird Ihr Gesicht total leer.« Er legte seine Hand auf die Tür, um mich daran zu hindern, sie zu schließen. »Ich würde nie was gegen ihn tun«, sagte er mühsam. »Er ist mein Bruder.«
    »Das würde ich gar nicht von Ihnen erwarten«, entgegnete ich, als ich den Motor anließ. »Aber das Angebot zur Nutzung des Stalls hat nichts mit Alan zu tun, Danny. Wenn Sie es annehmen möchten, dann freuen wir uns, wenn Sie kommen. Ich hoffe, das werden Sie nicht vergessen – ganz gleich, was geschieht...«

    Mein letzter Besuch an diesem Tag galt Sheila Arnold. Ich hatte mich mit ihr in ihrer Praxis verabredet. Sie und Larry waren gerade erst von einem Kurzurlaub in Florida zurückgekehrt –»um Larry bei Laune zu halten«, hatte sie am Telefon mit leichter Bitterkeit gesagt –, und dies war für mich die erste Gelegenheit, ihr die Fotos zu zeigen, die ich im Haus von Alan und Beth Slater gemacht hatte. Sie saß an ihrem Computer, als ich am späten Nachmittag in ihre Praxis kam. Mit einem kurzen Lächeln sah sie mich an, schob die Tastatur weg und drehte sich herum, um mir ins Gesicht sehen zu können.
    »Also?«
    Ich hatte zusätzliche Abzüge der Fotos machen lassen, nachdem Drury meinen Rucksack im Wasser versenkt hatte, und die zog ich jetzt aus der Tasche und legte sie einzeln vor ihr auf den Schreibtisch.
    »Mein Gott!«, rief sie fassungslos. »Ich dachte, Sie übertreiben, als Sie sagten, Sie hätten das Hauptlager gefunden.«
    Ich tippte auf den Armreif an ihrem Handgelenk und wies dann auf eine Großaufnahme von Beth Slaters Unterarm. »Sie hat vier von der Sorte, und ich habe den Eindruck, sie trägt sie ständig. Beim Abspülen zum Beispiel schiebt sie sie nur am Arm hoch. Meiner Ansicht nach hat sie keine Ahnung, dass sie wertvoll sind. Sie weiß wahrscheinlich nicht einmal, dass es Jade ist,

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