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Schlangenlinien

Titel: Schlangenlinien Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Minette Walters
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»Das, das ist wahr«, bekannte sie. »Es war sogar noch schlimmer. Ich konnte Sie nicht
ausstehen
– ich konnte Ihre Kinder nicht ausstehen –, ich konnte es kaum ertragen, Sie in meinem Haus zu haben. Jedes Mal, wenn Sie bei uns geklopft haben, musste ich erst mal tief Luft holen, weil ich wusste, dass mir jetzt wieder der Kampf zwischen meinem Widerwillen gegen Sie und Ihre Familie und meiner Christenpflicht bevorstand.«
    Die offene Antwort verblüffte Maureen, die offenbar glaubte, Pfarrersfrauen dürften nur besänftigen und beschönigen. »Na bitte, Sie sagen's ja selber«, sagte sie unsicher. »Das beweist doch, dass Sie uns wie den letzten Dreck behandelt haben.«
    »O nein, das glaube ich nicht«, versetzte Wendy. »Sonst wären Sie nämlich nicht so überrascht, dass ich Ihnen zustimme. Ich habe gesagt, dass ich mit meinem Widerwillen
gekämpft
, nicht dass ich ihm nachgegeben habe. Unsere Tür stand Ihnen immer offen, Maureen, selbst nach dem Diebstahl meiner Brosche noch. Wir haben Ihnen und Ihren Kindern geholfen, wo wir konnten, obwohl Sie bei weitem die unangenehmste Familie waren, mit der wir je zu tun hatten.«
    Alans Kopf sank noch tiefer in seine Hände.
    »Und Michael Percy?«, fragte Maureen aggressiv. »Der hat doch genauso geklaut wie meine, aber für den konnten Sie gar nicht genug tun – immer waren Sie für ihn da, um ihm das Händchen zu halten, während seine Mutter, das Flittchen«– angriffslustig stieß sie ihr Kinn vor, um auf Sharon zu deuten –»anderweitig beschäftigt war. Und wie geht's aus? Ihr Häschen schlägt alte Frauen mit der Pistole zusammen, und mein Junge wird ein ordentlicher Mensch. Wie kommt das, hm? Können Sie mir das mal erklären?«
    Wendy schüttelte den Kopf. »Ich habe nie behauptet, dass ich die Antworten weiß, Maureen. Ich kann nur die Wahrheit sagen, so wie ich sie sehe.« Auch sie wandte sich Alan zu. »Ohnehin sollten Sie Alan fragen und nicht mich. Er ist der Einzige, der die Geschichte kennt.«
    »Tja, hm, vielleicht war ich ja eine bessere Mutter, als Sie dachten«, sagte Maureen triumphierend. »Wär Ihnen das als Erklärung recht?«
    »Du warst nicht besser als ich«, stieß Sharon mit heiserer Stimme leise hervor. »Der einzige Unterschied zwischen uns war, dass deine Kinder vor dir Angst hatten und mein Sohn vor mir nicht.«
    »Da kann ich nur sagen, schön blöd«, gab Maureen zurück, und ihre Augen blitzten vor Genugtuung darüber, Sharon Percy aus der Reserve gelockt zu haben. »Schau dir doch an, was es dir gebracht hat. Dein Michael ist dir so peinlich, dass du seit Jahren kein Wort mehr mit ihm gesprochen hast – und genauso wenig mit seiner Frau, diesem Luder, das ihn hingehängt hat.« Sie lachte hart. »Aber ich kann dich verstehen. Der Junge war ja durch und durch verdorben. Glaubst du vielleicht, meine Kinder hätten gestohlen, wenn er's ihnen nicht gezeigt hätte? Glaubst du vielleicht, Annie hätte nach Pisse gestunken, wenn nicht er sie nass gemacht hätte?« Sie richtete ihre Zigarette direkt auf Sharons Herz. »Ja, da schaust du, was? Du hast nicht mal gewusst, dass er an dem Abend bei ihr im Haus war, oder? Und erst recht nicht, dass er sie bepisst hat.«
    Ich warf einen unsicheren Blick auf Sharon und war erschrocken über die Blässe ihres Gesichts. »Wollen Sie behaupten, dass Michael sie getötet hat?«, fragte ich Maureen.
    »Er hat ihr vielleicht auf den Weg geholfen. Alan hat er erzählt, dass er ungefähr um halb neun heimgekommen ist und gesehen hat, dass ihre Haustür nicht richtig zu war. Da ist er reingegangen, weil er sehen wollte, ob er vielleicht was mitgehen lassen könnte. Sie lag auf dem Teppich in ihrem Wohnzimmer. Er hat gedacht, sie wär blau, und hat sich vorgestellt, was für ein Witz das wär, wenn er sie vollpissen würde. Das Haus hat eh nach Katzen gestunken, da hat er gemeint, sie würde es gar nicht merken, wenn sie wieder zu sich käme.«
    »Und weiter?«
    Sie antwortete mit einem desinteressierten Achselzucken. »Er sagte, sie hätte zu stöhnen angefangen, und da ist er schleunigst abgehauen, weil er Angst hatte, sie würde auf ihn losgehen. Aber wahrscheinlich lügt er wie immer, dass sich die Balken biegen, und hat ihr in Wirklichkeit auch noch ein paar Fußtritte verpasst. Das war nämlich seine Spezialität.«
    Ich blickte zu Alan, der immer noch mit gesenktem Kopf dasaß. »War Alan auch dabei?«
    »Natürlich nicht«, schnauzte Maureen wütend. »Er hat Ihnen doch schon gesagt, dass er

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