Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
Haus und wandte sich dann wieder Hayley zu. »Ich kann dir gerne helfen, aber umsonst mach ich’s nicht.«
Er brauchte gar nicht mehr zu sagen. Hayley wusste genau, wie er sich die Bezahlung vorstellte. »Klar doch, geht in Ordnung, aber ich hab nicht viel Zeit.«
»Ich geb dir fünf Minuten und du mir auch.«
Sie lächelte. »Das klingt fair.«
Er stieß ein glucksendes Lachen aus und beugte sich in den Kofferraum, um nach dem Wagenheber zu suchen.
Hayley holte mit dem Radmutternschlüssel aus und ließ ihn mit voller Wucht niedersausen. Sie wollte schon ein zweites Mal zuschlagen, aber der erste Schlag genügte. Sie machte sich schnell an die Arbeit und wuchtete den bewusstlosen Mann ächzend und stöhnend in den Kofferraum. Dann klebte sie ihm ein Stück Isolierband, das sie in ihrem Rucksack mitgebracht hatte, auf den Mund. Ihr Puls beschleunigte sich und sie riss noch mehr von dem Band ab und umwickelte damit seine Hand- und Fußgelenke. Sie schloss den Kofferraum und setzte sich ans Steuer. Nachdem sie einmal um den Block gefahren war, fand sie schließlich einen Parkplatz vor einem Apartmentgebäude, wo nur wenige Autos standen. Sie kletterte auf den Rücksitz, streifte ihre hochhackigen Schuhe ab, schlüpfte aus ihrem Rock und ihrer Bluse und zog sich ein Paar Jeans und ein T-Shirt mit aufgedrucktem Totenkopf an. Als Nächstes riss sie die falschen Wimpern ab und wischte sich mit der Innenseite des T-Shirts das Make-up und den Lippenstift ab.
Sie schlüpfte in ihre Straßenschuhe, ohne die Schnürsenkel zuzubinden, und griff nach ihrem Rucksack und der Flasche Tequila, die sie aus Cathys Hausbar entwendet hatte. Sie hob die Flasche und vergewisserte sich, dass man nicht merkte, dass sie etwas hineingetan hatte. Es sah einwandfrei aus. Außerdem hatte sie noch eine Miniflasche Scotch dabei, von der Sorte, wie man sie in Flugzeugen servierte. Sie schraubte den Verschluss ab und nahm einen Schluck, wobei sie die Flüssigkeit über ihr Kinn und ihren Hals laufen ließ. Sie nahm noch einen Schluck, gurgelte damit und spuckte den Rest auf die Straße. Dann rieb sie sich die Hände mit Alkohol ein und fuhr sich damit durchs Haar. Bisher war alles sehr schnell und nach Plan gegangen. Als Nächstes beugte sie sich nocheinmal ins Wageninnere und holte das Päckchen heraus, das ihr Dr. Williams hinterlassen hatte. Vorsichtig packte sie den Inhalt aus und wickelte ein Stück Klebeband um die Nadel, damit sie nicht aus der Spritze rutschte.
Sie hatte sich so gründlich auf diesen Moment vorbereitet, dass sie die Bewegungen im Schlaf ausführen könnte.
Hayley packte die Rolle Isolierband in den Rucksack und suchte mit ihrem Blick noch einmal das Wageninnere ab, um sicherzugehen, dass sie alles dabeihatte, was sie brauchte. Dann hängte sie sich den Rucksack über die rechte Schulter, nahm die Flasche Tequila und verließ das Auto.
Der Dreiviertelmond sorgte für genug Helligkeit, sodass Hayley um Brians Haus herumlaufen konnte, ohne über mögliche Hindernisse zu stolpern. Vorbei an ein paar verbeulten Mülltonnen gelangte sie zum Garagentor, das offen stand.
Aus der Garage drang ein Geräusch und ließ Hayley erstarren. Sie drückte sich eng an die Mauer, schloss die Augen und wartete. Sie hörte Schritte. Scheiße. Sie durfte sich jetzt nicht vom Fleck rühren. Die Person in der Garage war ganz in der Nähe. Konnte sie Hayley sehen?
Es roch nach Rauch. Wer auch immer da drin war, rauchte gerade eine Zigarette. Hayleys Herz hämmerte in ihrer Brust. Sie war ihrem Ziel, Brian zu erledigen, zu nahe, um sich jetzt erwischen zu lassen. Der Raucher warf die Zigarette hinaus, sodass sie direkt neben dem Garagentor landete. Hayley sah einen Stiefel, der die Zigarette ausdrückte. Dann ging das Garagentor zu. Hayley atmete erleichtert auf.
Gerade noch mal gut gegangen.
Sie schlich um das Haus herum in den hinteren Teil des Gartens, wo sich ein mit einer Plane bedeckter Whirlpool und jede Menge verwelkte Pflanzen befanden. Jemand hatte damit begonnen, einen Gemüsegarten anzulegen. Obwohl es dunkel war, konnte Hayley ein paar Roma-Tomaten ausmachen, die an Sträuchern hingen.
Sie blickte auf das Haus und zählte die Fenster: Eins. Zwei. Drei. Als Privatermittlerin hatte Lizzy Zugang zu Unterlagen derBezirksverwaltung, darunter auch Lagepläne. Hayley hätte sich genauso gut mittels Satellitenbildern bei Google einen Überblick verschaffen können, aber sie hatte bereits anderweitig herausgefunden, dass das Haus
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