Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
Ausdruck an. Sie musste daran denken, wie leicht er in Wut geriet. »Warum bist du eigentlich hier?«, fragte er.
»Kannst du dir das nicht denken?«
»Nein«, sagte er und blickte dabei misstrauisch drein, als hätte ihm jemand Hayleys Pläne ins Ohr geflüstert.
Draußen im Mondschein hatte sie sich gefühlt, als könnte sie es mit einer ganzen Horde Krimineller aufnehmen, aber sobald sie Peters Wohnung betreten hatte, war ihre Selbstsicherheit verflogen.
Sie hasste und verabscheute den Kerl mit Leib und Seele. Und genau darin lag das Problem. Hass war eine Emotion, und Emotionen brachten einen durcheinander. Sie bemühte sich, ihn ihre Aufregung nicht spüren zu lassen, indem sie ihn ansah. »Warum gehen wir nicht in dein Schlafzimmer? Dann kann ich dir zeigen, wie sehr ich mich auf dich gefreut habe.«
Er stellte fest, dass die Tür zu seiner Wohnung noch immer offen stand.
Er hielt die Flasche in seiner Rechten und strich sich mit der anderen Hand die Haare aus dem Gesicht, bevor er die Tür zumachte.Hayley hörte das Klicken des Schlosses. Dann führte er sie den Flur entlang zu seinem Schlafzimmer.
Auf dem Boden lag eine Matratze Größe Kingsize und nahm fast den gesamten Raum ein. Eine schäbige braune Tagesdecke hing über den Rand. Im Schlafzimmer war es viel dunkler als im Wohnzimmer. Hayley stand am Fußende der Matratze und sah, dass Peter immer noch im Türrahmen verharrte.
»Worauf wartest du?«, fragte sie.
»Ich überlege mir gerade, warum du wirklich hier bist.«
»Aus Neugier.«
Er grinste und entblößte dabei zwei Reihen nikotinvergilbter Zähne. »Hältst du mich für blöd?«
Zumindest hoffte sie das. Das Gelingen ihres Plans hing davon ab.
Er nahm einen langen Schluck aus der Flasche. »Ich hab schon immer gewusst, dass du mich magst, aber bisher hab ich dich nie ins Bett gekriegt. Warum auf einmal jetzt?«
»Mein Macker ist fremdgegangen, und da hab ich mir gedacht, was er kann, kann ich auch.«
»Ich könnte dich nach Waffen absuchen«, sagte er, »aber ich glaube, es macht mir viel mehr Spaß, wenn du dich nackt ausziehst. Ein Kleidungsstück nach dem anderen. Los, mach schon, zieh dich aus.«
»Na ja, vielleicht hab ich meine Meinung geändert, was diesen kleinen Seitensprung angeht.«
»Seitensprung? Hast du das aus dem Wörterbuch?«
»
Merriam-Webster
, elfte Ausgabe. Das ist ein Bestseller.«
»Nett. Aber jetzt zieh dich endlich aus, Süße. Und zwar ganz.«
Er nahm noch einen langen Schluck aus der Flasche. Hayley zog sich das T-Shirt über den Kopf und ließ langsam den Minirock an ihren Beinen herabgleiten, bevor sie schließlich ganz aus ihm herausstieg.
Während sie einen Striptease hinlegte, trank Peter.
Schließlich trug sie nichts als einen String-Tanga, einen knappen BH und ihre billigen High Heels. Ihre übrigen Klamotten lagenauf einem Haufen. »Ich muss schon sagen, meine Gefühle sind verletzt. Peter traut mir nicht.«
Er bückte sich und stellte die Flasche auf den Boden. Dann richtete er sich wieder auf und zog sein T-Shirt aus. Dabei wankte er leicht.
Gott sei Dank.
»Woher hast du diese Narbe?«, fragte sie ihn und verzog dabei die Lippen zu einem Schmollmund, als interessiere sie sich für seine Verletzung.
Er ließ das Kinn auf die Brust sinken und blickte auf die Narbe. »Das da«, sagte er und versuchte vergeblich, sie zu berühren, »ist eine alte Kriegsverletzung.«
Am liebsten hätte sie beim Anblick der Narbe gelächelt oder sogar lachend den Kopf in den Nacken geworfen, aber sie tat es nicht. Sie hatte ihm diese Wunde vor Jahren mit ihren Zähnen beigebracht und war noch heute stolz darauf. Das blöde Arschloch glaubte womöglich,
das
war schon das Schlimmste.
Wenn er wüsste, was ihn erwartete.
Hayley drehte sich ein wenig zur Seite und behielt ihren Rucksack im Auge. Sie wollte sichergehen, dass alles, was sie brauchte, in Reichweite war.
»Was ist das da auf deinem Rücken? Eine Tätowierung?«
Scheiße.
Er taumelte ein paar Schritte nach vorne und zeigte mit dem Finger auf sie. »Du bist ja gar nicht Christina.«
Nein, dachte sie, als sie ihm zusah, wie er zusammenbrach … endlich.
Mit der Spitze ihres rechten Schuhs versetzte sie ihm einen leichten Tritt in den Magen. Er war bewusstlos. »Und du hast Glück«, sagte sie, »dass du nicht Brian bist.«
Sie griff nach dem Rucksack, kickte die hochhackigen Schuhe von den Füßen und zog sich schnell ihre bequemen Klamotten an. Einige Jahre zuvor, als ihre Mutter anfing,
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