Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
Geschichte.«
»Der Fitnessguru?«
»Ja, genau der.« Sie hätte sich auch denken können, dass Jared wusste, wer der Mann war. Schließlich aß er gerne rohe Brokkoli und stand jeden Morgen vor der Dämmerung auf, um eine Stunde im Fitnessstudio zu trainieren. Wenn er Zeit hatte, auch länger.
»Worum geht es genau? Hat seine Frau dich beauftragt?«
»Nein, er ist nicht verheiratet. Vor zwei Tagen ist diese Frau bei mir aufgetaucht. Ihre Schwester wird seit über einem halben Jahr vermisst und sie macht sich große Sorgen. Die Polizei meint, die Schwester wäre abgehauen, weil sie mit ihrem Leben unzufrieden war und woanders neu starten wollte. Aber die Frau, die mich engagiert hat, glaubt fest daran, dass ihre Schwester in Schwierigkeiten steckt. Das Problem ist nur, sie hat keinerlei Beweise, bloß ihre weibliche Intuition.«
»Und was meinst du?«
»Ich hab ihr gesagt, dass sie ihr Geld verschwendet. Sie hat bereits eigene Nachforschungen angestellt und ich muss sagen, sie war sehr gründlich. Wenn sie nicht mit ihren drei Kindern und ihrem Mann alle Hände voll zu tun hätte, würde ich sie einstellen.«
»Ich beneide ihren Mann.«
Lizzy lachte. »Ich werde wahrscheinlich Sonntagmittag nach Hause kommen.«
»Wenn du lieb zu mir bist«, sagte Jared, »koche ich dir ein Abendessen und hinterher bekommst du Sex, der dein Leben verändern wird.«
»Versprich nichts, was du nicht halten kannst.«
»Pass auf dich auf«, sagte er mit ernstem Ton.
»Ich vermisse dich.«
»Ich dich auch.«
Kapitel 7
Der böse Wolf
In Hayley Hansens Augen waren alle Drogenhändler gleich – menschlicher Abschaum. Sie scherten sich einen feuchten Dreck darum, wie viel Leid ihre Handlungen verursachten. In ihrer Gier gingen sie über Leichen und zerstörten nicht nur die Leben ihrer Opfer, sondern auch die ihrer Familien.
Als sie durch die dunklen Straßen lief, wusste sie, dass sie sich in Gefahr begab. So spät nach Mitternacht passierte in dieser Gegend nichts Gutes. Aber Hayley war schon oft hier gewesen und hatte keine Angst.
Durch die schmalen Seitengassen, an denen sie vorbeikam, huschten Schatten. Aus einer Wohnung in der Nähe drang Geschrei – ein Mann und eine Frau lieferten sich einen Streit und jeder versuchte, den anderen niederzubrüllen.
Als kleines Mädchen war Hayley ein paarmal hier gewesen. Immer wenn Brian längere Zeit nicht auftauchte, kam ihre Mutter hierher, um Drogen zu kaufen. Hayley musste dann jedes Mal draußen vor der Wohnung des Dealers warten.
Die Wohnanlage mit dem Namen Greenhill Apartments war für ihre großen Zimmer und noch größeren Kakerlaken bekannt.Hayley hatte einmal einen Blick in eine der Wohnungen erhaschen und dabei feststellen können, dass sie ihren Ruf zurecht hatten.
Eigentlich hatte sie gehofft, nie wieder hierherkommen zu müssen, und trotzdem schlich sie mitten in der Nacht hier herum, auf der Suche nach dem bösen Wolf. So hatte sich dieser Kerl, der in Wirklichkeit Peter hieß, damals genannt. Jedes Mal, wenn er sich in Hayleys Zimmer schlich, sagte er: »Ich bin der böse Wolf und habe Hunger.«
In manchen Gegenden in South Sacramento musste man wirklich Angst haben. Die Straße, die sie gerade entlanglief, roch wie das Haus ihrer Mutter nach einer Party – nach Pisse, Zigaretten und Müll. Es gab hier kaum ein Haus, bei dem nicht ein paar Fenster mit Sperrholz vernagelt waren. Graffiti – leider nicht solche, die cool oder künstlerisch aussahen – verunstalteten den schiefen, verwitterten Zaun, der die Wohnanlage von der Straße abgrenzte. Der Rasen – wenn er überhaupt den Namen verdiente – sah aus, als hätte er noch nie einen Rasenmäher gesehen. Allerhand Abfälle trieben im Wasser des Pools, vor allem an den Rändern.
So sehr sie Peter auch verachtete, er war nur ein kleiner Fisch in einem Meer, in dem es von Haien wimmelte. Trotzdem hatte er es verdient, in der Hölle zu schmoren. Er war nicht der Einzige auf ihrer Liste, außer ihm gab es noch Randy und Brian. Wenn sie diese drei erst einmal aus dem Weg geräumt hatte, konnte sie vielleicht wieder besser schlafen. Und vielleicht bekam ihre Mutter ihr Leben endlich in den Griff.
In der ersten Wohnung im Erdgeschoss hatte jemand die Vorhänge beiseitegezogen. Drinnen saß eine alte Frau in einem Polstersessel und sah fern, ihr Gesicht nur wenige Zentimeter vom Bildschirm entfernt.
»Hey, Baby«, rief jemand aus dem Dunkeln hinter einer Oleanderhecke.
Hayley beachtete ihn nicht
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