Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
behinderte. Ja, die Frau würde sich an das Trainieren mit einer Kette am Fußgelenk gewöhnen müssen, aber alles in allem war das nur eine geringfügige Unannehmlichkeit.
»Was ist mit Fernsehen?«, fragte sie.
»Gibt’s hier nicht. Das lenkt nur vom Sinn und Zweck dieses Programms ab. Sie müssen lernen, ihre Zeit anders zu nutzen.«
»Man hat mir aber gesagt, ich könnte einen Fernseher haben, wenn ich einen möchte.«
Verdammt. Es war nicht das erste Mal, dass seine Assistentin einem Kunden etwas versprochen hatte, das gegen die Prinzipienverstieß, und vor allem gegen den klar definierten Programmablauf. »Tut mir leid, dass man Ihnen das gesagt hat. Aber Fernsehen hat in diesem Programm keinen Platz. Die Leute könnten ja Werbung anschauen und Lust auf gezuckerte Softdrinks und Fast Food bekommen.«
»Wollen Sie damit sagen, der Fernseher ist schuld, dass ich fett bin?«
»Bestimmt hat er eine wichtige Rolle dabei gespielt. In ihrer Bewerbung stand, Sie säßen jeden Tag mindestens fünf Stunden vor dem Fernseher. Diese Werbefuzzis hypnotisieren Sie und suggerieren Ihnen, dass Sie nichts anderes wollen als Karamell-Schokoriegel und saftige Hamburger mit einem Berg fetter Pommes.«
»So einen Berg fette Pommes könnte ich jetzt gut gebrauchen.«
Er lächelte verständnisvoll. Am Anfang waren die Kunden ganz scharf darauf, so richtig mit dem Programm loszulegen, aber bereits nach vierundzwanzig Stunden wollten sie das Handtuch werfen. Bei Vivian hatte dieser Sinneswandel nur fünfzehn Minuten gedauert.
Er deutete auf ein Regal voller Bücher. Sämtliche Genres waren vertreten. Dann zeigte er auf den Stapel Broschüren auf dem Nachttisch. »Ich schlage vor, Sie lesen, anstatt fernzusehen.«
»Das ist es also? Das ist der Ort, wo alles abläuft?«
Er nickte. Ein Anflug von Stolz überkam ihn.
»Dafür hab ich mich nicht angemeldet. Ich will hier raus.«
»Sie irren sich. Das ist genau das, wofür Sie sich angemeldet haben.« Und in drei oder vier Monaten würde sie ihm danken.
Das taten sie am Ende alle.
Kapitel 11
Das umweltfreundliche Büro
August 2010
Hayley und Jessica arbeiteten meistens an verschiedenen Tagen, sodass Lizzy jeden Tag eine Bürohilfe zur Verfügung stand. Heute hatte Lizzy die beiden jedoch zur gleichen Zeit ins Büro bestellt, um ein paar wichtige Dinge zu besprechen.
»Danke, dass ihr gekommen seid«, sagte sie. »Ich weiß, dass ihr beide an unterschiedlichen Tagen arbeiten wollt, damit ihr euch nicht auf die Pelle rückt. Aber momentan gibt es viel zu tun und da dachte ich, wir sollten unsere Arbeitszeiten darauf einstellen. Bis die Uni wieder losgeht, Jessica, wäre es mir lieb, wenn du acht Stunden am Tag arbeitest.«
»Geht in Ordnung«, sagte Jessica.
»Super, danke.« Dann sah sie Hayley an. »Ich weiß, du hast dich für ein paar Kurse im Sommersemester eingeschrieben, aber ich hoffe, du kannst ins Büro kommen, wann immer du nicht zu viel zu tun hast.«
Hayley zeigte ihr den erhobenen Daumen.
»Gut, dann haben wir das geklärt«, sagte Lizzy. »Jessica, woran arbeitest du gerade?«
Jessica trug ihr Haar in Zöpfen, die ihr seitlich über die Schultern hingen und sie wie fünfzehn aussehen ließen. Dabei war sie einundzwanzig.
»Ich bin dabei, unseren Papierverbrauch zu reduzieren«, sagte Jessica. »Du weißt schon … indem man zum Beispiel wichtige Dokumente einscannt. Ich hoffe, wir haben bis Jahresende ein umweltverträgliches Büro.«
»Umweltverträgliches Büro?«, fragte Lizzy. »Von wem kommt denn die Idee?«
»Von mir«, sagte Jessica. »Aber mach dir keinen Kopf deswegen. Du musst mich für die Stunden, die ich damit verbringe, nicht extra bezahlen.«
»Die Teppiche könnten mal wieder eine gründliche Reinigung vertragen«, sagte Lizzy und blickte dabei auf den Boden.
»Ich bin kein Zimmermädchen.«
Lizzy lächelte. Einen Versuch war es zumindest wert gewesen.
»Wie gesagt«, fuhr Jessica fort, »ich finde, doppelter und unnötiger Papierkram gehört in den Reißwolf. Wenn du mal mehr Zeit hast, würde ich gerne mit dir darüber reden, wie wir das Büro umweltfreundlicher machen können. Zum Beispiel Recycling, klammerlose Hefter, Papier beidseitig bedrucken, so was in der Art. Und anstatt Kugelschreiber wegzuwerfen, wenn sie leer sind, wechseln wir die Minen aus. Der Abfall nimmt hier wirklich überhand.«
»Was ist ein klammerloser Hefter?«, wollte Hayley wissen.
Jessica bekam leuchtende Augen. »Das ist ein Gerät, das kleine
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