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Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)

Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)

Titel: Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. R. Ragan
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eindeutig abgenommen.
    Aber wie? Und wenn ja, wie viel?
    Immerhin hatte sie fast jeden Tag Kuchen und Plätzchen gegessen und das Obst und Gemüse im Gefrierfach links liegen lassen. Sie ließ die Backmischung ins Spülbecken fallen und rannte ins Bad, die rasselnde Kette hinter sich herziehend. Dort stieg sie auf die Waage und beobachtete nervös, wie die Ziffern hin und her schwankten, bis sie sich schließlich bei 118 Kilo einpendelten.
    Unmöglich. Sie stieg von der Waage und gleich wieder drauf.
    Dasselbe Ergebnis: 118 Kilo. Wenn man die vier Kilo abzog, die die Kette wog, dann brachte sie genau 114 Kilo auf die Waage.
    Sie hatte also einundzwanzig Kilo abgenommen.
    Unmöglich.
    Sie hatte schon sämtliche Diäten ausprobiert, aber dabei nicht auch nur annähernd ein solches Ergebnis erzielt.
    Als sie den Arm schüttelte und das schwabbelnde Fett sah, konnte sie kaum glauben, dass sie so viel Gewicht verloren hatte. Sie hatte sich von Kuchen und Plätzchen ernährt, aber dafür weniger gegessen als zu Hause. Daheim aß sie viel selbst gebackenes Brot, Süßigkeiten und Popcorn mit viel Butter. Außerdem hatte sie in letzter Zeit sehr viel geschlafen.
    Sie verließ das Bad, setzte sich auf die Bettkante und steckte zwei Finger zwischen ihr Fußgelenk und die Fessel. Zuvor hatte nur ein Finger hineingepasst. Sie versuchte, den Fuß herauszuziehen – ohne Erfolg. Dafür müsste das Fußgelenk mindestens noch einen Fingerbreit dünner werden, was einem Gewichtsverlust von mindestens zwanzig Kilo entsprach.
    Vivian wollte hier raus. Und dahin führte nur ein Weg. Bevor sie zu sehr nachdachte und sich von Zweifeln beschleichen ließ, eilte sie in die Speisekammer, nahm so viele Packungen Backmischung, wie sie tragen konnte, und ging damit zurück in die Küche.
    Sie stellte die Packungen auf der Theke ab und drehte den Wasserhahn voll auf. Dann riss sie die erste Packung auf und schüttete den Inhalt in den Ausguss. Mit roboterhaften Bewegungen wiederholte sie die Prozedur – Packung aufreißen, Inhalt wegschütten – Packung aufreißen, Inhalt wegschütten.
    Es dauerte nicht lange, bis sie bei der letzten Packung angelangt war. Sie überlegte schon, ob sie sie aufheben sollte, für alle Fälle, aber dann dachte sie an das Rehkitz.
    Sie musste ruhig bleiben und nachdenken.
    Zum ersten Mal in ihrem Leben gab es etwas, nach dem sie ein stärkeres Verlangen hatte als nach Plätzchen und Cupcakes.
    Sie wollte frei sein.

Kapitel 15
    Der einzige Zeuge
    »Sie sind sich also absolut sicher«, fragte Hayley Theodore Johnson zum wiederholten Mal, »dass es sich bei dem Mädchen, das sie vor über zwanzig Jahren am Straßenrand gesehen haben, um Carol Fullerton handelte?«
    Er rieb sich das Genick und sagte: »Darauf wette ich mein Leben.«
    »Wer war der Typ, in dessen Wagen sie saß?«
    »Keine Ahnung.«
    Jessica stand mit verschränkten Armen an der Tür. Sie hatte keine Lust, sich im Inneren von Theodore Johnsons Haus aufzuhalten. Das fühlte sich fast so schlimm an wie der Gedanke, mit ihrem Vater zu reden, der die Familie in Zeiten großer Not im Stich gelassen hatte.
    Aber Hayley wirkte, als mache es ihr überhaupt nichts aus, sich mit einem Mann zu unterhalten, der im Knast gesessen hatte, weil er seine Freundin krankenhausreif geschlagen hatte. Johnson teilte das Haus mit seiner achtzigjährigen Mutter, die sich gerade eine Quizsendung im Fernsehen anschaute. Sie hatte das Gerät auf volle Lautstärke aufgedreht und die schrillen Pfeiftöne, die jede richtigeAntwort eines Kandidaten begleiteten, brachten Jessicas Trommelfell fast zum Platzen.
    Jessica starrte konzentriert in Hayleys Gesicht. Hoffentlich schaut sie mal zu mir herüber, dachte sie, dann kann ich ihr ein Signal geben, dass wir gehen sollten.
    Aber da machte sie sich vergebliche Hoffnungen.
    Hayley hörte aufmerksam zu und schien Johnson jedes Wort von den Lippen abzulesen. Sie hatte ein ausgesprochenes Talent, Leute auszufragen. Das fing schon damit an, dass sie vor niemandem Angst hatte. Selbst wenn Johnson ein entflohener Straftäter gewesen wäre, hätte sie das nicht aus der Ruhe gebracht.
    Lizzy hatte Jessica gegenüber schon ein paarmal angedeutet, welche schlimmen Erfahrungen Hayley in ihrer Kindheit und Jugend hatte machen müssen. Dabei hatte sie immer wieder betont, dass das Mädchen eine starke Persönlichkeit haben musste. Immerhin hatte Hayley diese schrecklichen Dinge nicht nur überlebt, sondern es mittlerweile auch geschafft, ein

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