Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
langsam zu alt.«
Lizzy saß vor dem Computer in ihrem Schlafzimmer und schloss die externe Festplatte an. Rechte Maustaste klicken. Windows Explorer aufrufen. Dateien kopieren und einfügen. Fertig.
Der gesamte Transfer dauerte nicht einmal fünfzehn Minuten. Viele der Dateien von Diane Kramers Computer waren Dokumentvorlagen, PowerPoint-Präsentationen für den Unterricht und eine riesige Anzahl von Excel-Tabellen und Schülerverzeichnissen, komplett mit Namen, Adressen und Telefonnummern der Kinder, die Diane über die Jahre unterrichtet hatte.
Weitere Mausklicks brachten Lizzy zu Zeugnissen und gespeicherten E-Mails, in denen sich Eltern sowohl kritisch als auch lobend zu Diane äußerten.
Sie überflog Dateien mit Namen wie »Bücher«, »Verschiedenes«, »Gesundheit«. Dann stieß sie auf eine Datei, die etwas interessanter aussah. Es war eine kurze Aufgabenliste: Zahnarzttermin Freitag, 14 Uhr, Rezept abholen, Weight Watchers beitreten, Kino mit Lori, Arbeitsberichte schreiben, ins Fitnessstudio gehen.
Das Problem mit dieser Liste war nur, dass sie schon zwei Jahre alt war. Sie klickte sich weiter durch die Dateien und überflog sie flüchtig. Dabei sah sie immer wieder auf die Uhr. Inzwischen war es halb acht. Die Zeit rann ihr durch die Finger.
Eigentlich hatte Lizzy Jessica versprochen, vor Einbruch der Dunkelheit noch mal ins Büro zu kommen, aber Jessica war sehr zuverlässig und würde abschließen und Hayley nach Hause bringen. Bisher hatte das immer geklappt.
Lizzy warf einen Blick auf ihr iPhone. Keine Anrufe in Abwesenheit.
Sobald sie eine Datei überflogen hatte, löschte sie sie. Sämtliche Dateien befanden sich ja auf der externen Festplatte, also ging nichts verloren. Sie hatte keine Lust, sich eine Datei mehr als einmal anzusehen. Wenn sie nicht äußerst fokussiert arbeitete, würde dieser simple, aber zeitraubende Eliminierungsprozess Wochen dauern.
Als es an der Haustür klingelte, überlegte sie, wer das wohl sein könnte. Sie erwartete keinen Besuch. Schließlich erhob sie sich und hinkte zur Tür.
Ihre Therapeutin, Linda Gates, wollte, dass Lizzy sich daran gewöhnte, ohne Waffe in der Hand zur Tür zu gehen.
Der Spinnenmann war schließlich tot, rief sie sich ins Gedächtnis.
Aber manche Gewohnheiten ließen sich nicht einfach ablegen. Lizzy öffnete die oberste Schublade der Kommode nahe der Haustür. Darin befand sich ihre Pistole. Es juckte sie in den Fingern, das Ding an sich zu nehmen, aber sie unterdrückte den Impuls. Sie starrte die Waffe noch eine Weile an, bevor sie sich schließlich aufraffte, durch den Türspion zu blicken.
Als sie den Besucher sah, lächelte sie.
Jared trug Jeans und ein dunkles T-Shirt, unter dem sich seine durchtrainierten Muskeln abzeichneten. Kein Wunder, er ging ja auch regelmäßig ins Fitnessstudio. Mehr noch als sein toller Körper fiel ihr jedoch der Picknickkorb ins Auge, den er in der Hand hielt.
An der Haustür befanden sich nur noch zwei extra Sicherheitsschlösser – früher waren es sechs gewesen. Lizzy machte auf und lächelte. »Seit wann bist du wieder in der Stadt?«
Sie beugte sich vor und versuchte, den Korbdeckel zu öffnen, aber Jared hielt sie davon ab. »Nicht so schnell. Es ist eine Überraschung.«
Miau
.
Sie lachte. »Was ist denn da drin?«
»Meine neue Mitbewohnerin«, sagte er. »Lässt du uns jetzt endlich rein?«
Lizzy machte einen Schritt zur Seite, damit er eintreten konnte. Dann sperrte sie die Tür hinter sich zu und ging mit Jared ins Wohnzimmer.
Jared stellte den Korb mitten im Wohnzimmer auf den Boden und öffnete eine Seitenklappe. Ein süßes kleines Kätzchen mit schwarz-weißem Fell starrte Lizzy mit großen und wunderschönen blauen Augen an.
Lizzy setzte sich im Schneidersitz neben den Korb und vergaß völlig ihren Muskelkater, als sie das Kätzchen in die Arme nahm. »Du bist aber süß«, flüsterte sie und drückte ihr Gesicht gegen das weiche Fell.
»Und was bin ich? Gehackte Leber?«
»Wie heißt sie?«, fragte Lizzy in einem Tonfall, den man normalerweise bei Babys und kleinen Tieren verwendete.
»Ich hab lange überlegt, bin aber nur auf zwei Namen gekommen, Rumpelstilzchen und Harriet.« Er beugte sich vor und holte ein kleines Büchlein aus dem Korb. »Deshalb habe ich dir das hier mitgebracht … ein Buch mit Namen.«
Lizzy hielt das Kätzchen fest an sich gedrückt und stand auf. Sie stellte sich auf Zehenspitzen und streifte mit den Lippen Jareds stoppeliges Kinn. »Wo
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