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Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)

Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)

Titel: Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. R. Ragan
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normales Leben zu führen.
    Aber Jessica war sich auch ziemlich sicher, dass bisher niemand genauer hinter Hayleys Fassade geblickt hatte. Hätten andere Leute Hayley so gründlich beobachtet, wie Jessica es seit Monaten tat, so wäre ihnen aufgefallen, dass sie längst nicht so stabil und ausgeglichen war, wie es nach außen den Anschein hatte. In Jessicas Augen war Hayley eine tickende Zeitbombe, die jeden Augenblick explodieren konnte.
    Johnsons Augen wirkten glasig, die Pupillen geweitet – wie ein Junkie, der dringend seinen nächsten Schuss braucht. Seine Hände fingen an zu zittern und seine Stirn glänzte vor Schweiß.
    »Kommen Sie schon, Mr Johnson«, drängte Hayley. »Ich bin weder von der Polizei noch von der Kripo. Ich kann sogar von Glück reden, wenn meine Chefin mich überhaupt bezahlt.«
    Jessica musste in sich hineinlächeln. Treffender konnte man es nicht sagen.
    »Ich bin hier«, erklärte Hayley, »weil Ruth Fullerton, Carols Mutter, im Sterben liegt. Mrs Fullerton möchte unbedingt wissen, was mit ihrer Tochter passiert ist. Haben Sie das kapiert?«
    Hayley hob frustriert die Arme und sagte: »Hat auf dieser beschissenen Welt keiner mehr auch nur ein bisschen Mitgefühl?«
    Johnsons Mutter schaute kurz vom Bildschirm weg, um nachzusehen, wer da auf einmal so laut redete, aber die Pfeif- und Klingeltöne sorgten dafür, dass sie ihre Aufmerksamkeit schnell wieder der Quizsendung zuwandte.
    »Ich hab kein Geld bei mir, Mr Johnson, aber Jessica hat welches. Sie ist eine von diesen Menschen, die immer alles richtig machen und jeden Cent sparen. Sie gibt Ihnen … wie viel Geld hast du dabei, Jessica?«
    »Ist das dein Ernst?«
    »Du kriegst es nächste Woche wieder. Wie viel hast du einstecken?«
    »Ich weiß nicht. Zwanzig Dollar. Mehr hab ich nicht.«
    »Zwanzig Dollar, Mr Johnson. Sie bekommen von uns zwanzig Dollar, wenn Sie uns etwas sagen … was immer Ihnen einfällt.«
    Er fuhr sich durch die schütteren grauen Haare. »Wissen Sie überhaupt, wie es ist, wenn man wegen etwas beschuldigt wird, das man nicht getan hat?«
    »Nein, das weiß ich ehrlich gesagt nicht«, erwiderte Hayley. »Ich weiß aber auch nicht, wie es ist, wenn man stirbt und keine Ahnung hat, was mit dem einzigen Kind passiert ist. Ich denke, es ist Scheiße, Mr Johnson. Und ich vermute mal, dass es für Sie ebenfalls Scheiße sein muss, wenn Ihre Freunde und Verwandten sich fragen, ob Sie vielleicht nicht doch ein junges Mädchen umgebracht und ihre Leiche irgendwo entlang der Interstate 5 versteckt haben. Wenn ich Sie wäre, würde ich das schrecklich finden. Ich hasse Leute, die sich nicht mal für zehn Sekunden in andere hineinversetzen können. So schwer ist es doch nicht, die Augen zu schließen und sich vorzustellen, man wäre jemand anders. Wie ich es finden würde, für etwas beschuldigt zu werden, was ich nicht getan habe? Kein bisschen würde mir das gefallen.« Hayley stieß einen langen Seufzer aus und ging in Richtung Tür. Sie sah aus, als hätte sie genug.
    Gott sei Dank, dachte Jessica.
    »Burning Man«, sagte er leise.
    Hayley drehte sich zu ihm um. »Was haben Sie eben gesagt?«
    Jessica löste die Arme aus der Verschränkung, starrte ihn ebenfalls an und fragte sich, ob er vielleicht doch etwas wusste.
    »Ich hab ein liegen gebliebenes Auto gesehen«, sagte er. »Aber da war kein Mensch. Ungefähr zehn, fünfzehn Minuten später hab ich in den Rückspiegel geguckt und ein Mädchen am Straßenrand sitzen sehen. Als ich dann zurückfuhr, saß sie in einem alten Buick auf dem Beifahrersitz und fuhr an mir vorbei.«
    Jessica hielt den Atem an und wartete, ob er noch etwas zu sagen hatte.
    Auch Hayley verharrte reglos.
    Zum Glück dauerte es nicht lange, bis er fortfuhr. »Ich hab den Fahrer des Wagens erkannt.«
    Jessica klappten die Kinnladen herunter und Hayley machte einen Schritt auf den Mann zu. »Echt?«
    »Echt«, wiederholte er. »Es war einer von den Typen, die in dem Jahr den ›Burning Man‹ organisiert haben.«
    »Jetzt machen Sie bloß keine Witze! Haben Sie einen Namen?«
    Johnson schüttelte den Kopf. »Als der Verdacht auf mich fiel, war es plötzlich unwichtig, was ich gesehen hatte. Ich hab denen kein Wort gesagt. Die Arschlöcher wussten ja sowieso alles besser.«
    »Das tut mir leid.«
    »Ja, mir auch.«
    Hayley blickte zu Jessica hinüber. »Gibst du ihm jetzt die zwanzig Dollar?«
    Theodore machte eine abwehrende Handbewegung. »Behalten Sie das Geld. Für Almosen bin ich

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