Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
so einen Fetisch?«
»Na klar.«
Die Antwort überraschte Lizzy. »Aber Diane hatte doch niemanden, der daheim auf sie wartete.«
Michael kratzte sich am Kinn. »Sind Sie da sicher?«
»Wie ich gehört habe, hatte sie nur wenige Freunde. Aber Sie waren der einzige Mann in Ihrem Leben.«
»Das stimmt aber nicht. Diane hat ganz schön für Anthony Melbourne geschwärmt.«
»Hat sie Ihnen das gesagt?«
Er lachte. »Machen Sie Witze? Sie hat die ganze Zeit nur von ihm geredet.«
Lizzy sah wieder zu den Bildern an der Wand hinüber.
»Da war noch diese andere Frau, die ich gefüttert habe. Die war auch ganz scharf auf Melbourne«, sagte Michael. »Sie hieß Debra Taphorn.«
»Treffen Sie sich noch mit ihr?«
Er schüttelte den Kopf. »Debra war eine der ersten Frauen, mit denen ich diesen Feeding-Fetisch praktiziert habe. Sie ist regelmäßig zu mir gekommen. Aber dann hat sie mir aus heiterem Himmel erzählt, Anthony Melbourne hätte sie eingeladen, an einem seiner Programme teilzunehmen. Das war so eins, wo man nur auf Einladung reinkam. Mehr wollte sie mir nicht sagen, und danach hab ich sie nie wieder gesehen.«
»Haben Sie das auch der Polizei erzählt?«
»Weiß ich nicht mehr genau«, sagte er, »aber wahrscheinlich schon.« Lizzy zückte Stift und Notizblock und notierte sich den Namen der Frau. »Haben Sie auch eine Adresse?«
»Nein. Die meisten Frauen, die zu mir kommen, geben mir weder Telefonnummer noch Adresse, vor allem, wenn sie einen Ehemann oder festen Freund haben. Wahrscheinlich geben sie mir sogar falsche Namen.« Er zuckte die Schultern. »Solange ich mit ihnen meinen Fetisch ausleben kann, stört mich das nicht.«
»Geben Sie Frauen manchmal einen Korb?«
»Ja, natürlich.« Er schnippte mit den Fingern, worauf Lizzy zusammenzuckte. »Mir ist nur eben etwas eingefallen. Ich hatte mal ein Bild von Debra an der Wand hängen, hab es aber vor Kurzem entfernt.«
Michael ging in die Küche und Lizzy folgte ihm. Er öffnete eine Schublade und wühlte in einem Stapel alter Fotos herum. Schließlich nahm er eins heraus und sagte: »Das hier ist Debra Taphorn.«
Lizzy nahm das Bild entgegen und sah es sich an. Debra hatte blonde Haare und grüne Augen. Ihr rundes Gesicht blickte lächelnd in die Kamera, während sie in einen Donut mit Zitronenfüllung biss.
Lizzys Magen fing an zu knurren.
»Aha, da hat jemand Hunger. Soll ich Ihnen was zum Essen machen? Es dauert nur einen Augenblick, dann hab ich was Leckeres für Sie.«
Lizzy lächelte. »Sie sind ja ein ganz Schlimmer.«
Er lachte. Es war ein lockeres, entspanntes Lachen, und Lizzy wurde in diesem Augenblick klar, warum manche Frauen sich von Michael Denton mit Essen vollstopfen ließen … vorausgesetzt, sie konnten diesem Fetisch etwas abgewinnen.
Lizzy hielt Debra Taphorns Foto hoch. »Darf ich das behalten?«
»Klar, warum nicht?«
Kapitel 21
Noch fünfzig Kilo zuviel
Sierra Nevada, vierzigster Tag
Vivian wurde vom Geräusch des Schlüssels im Türschloss wach.
Sie setzte sich aufrecht, als Anthony Melbourne die Hütte betrat. Er lächelte sie strahlend an, als seien sie beste Freunde.
Obwohl sie eigentlich nicht zu Gewalt neigte, stellte Vivian zu ihrer Überraschung fest, dass sie am liebsten die Kette an ihrem Bein aufgehoben und Melbourne damit erdrosselt hätte – so lange, bis seine Zunge sich lila färbte und ihm die Augen aus den Höhlen traten.
Er stellte einen Karton und zwei Plastiktüten neben der Tür ab. »Wie geht es Ihnen?«, fragte er.
Sie wusste, wie fertig sie aussah. Seit fünf Tagen hatte sie nicht mehr geduscht. »Machen Sie Witze?«
Er lächelte von einem Ohr zum anderen. Sein Gesicht sah dabei aus wie eine groteske Maske.
»Schlecht gelaunt?«
»Das kann doch wohl nicht Ihr Ernst sein, Sie blödes Arschloch.«
Er schüttelte den Kopf, als würde er mit einem fünfjährigen Kind reden. »Sie haben wohl nicht die Broschüren gelesen, die ich Ihnen dagelassen habe?« Ohne ihre Antwort abzuwarten, fuhr er fort: »Wenn Sie nicht jeden Tag mindestens fünf kleine, ausgewogene Mahlzeiten mit viel Eiweiß und gesunden Fetten zu sich nehmen, spielen Ihre Hormone verrückt. Das äußert sich vor allem in Reizbarkeit und schlechter Laune.«
»Sie können mich mal.«
Er verschwand in die Küche.
Vivian hörte, wie er Schranktüren auf- und zumachte. Dann roch sie Essigreiniger. Melbourne machte die Küche sauber.
Sie konnte es immer noch nicht fassen, dass er sie ihrer Freiheit beraubte und sie
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