Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)
wollte – ihn unbedingt sehen, bevor er dienstlich für die nächsten zwei Wochen verreiste.
Was bedeutete es wohl, dass sie keine Mühen und Umwege scheute, um einen Mann zu sehen, obwohl sie eigentlich keine Zeit hatte? Wenn sie nicht bald einen Fall löste oder ein paar Versicherungsbetrüger überführte, würde ihre Detektei schneller als erwartet pleitegehen.
Sie war dabei, sich Hals über Kopf in Jared Shayne zu verlieben, und die Panik, die sich deswegen in ihr breitmachte, brachte sie beinahe dazu, eine verbotene Kehrtwende zu machen und ins Büro zu fahren.
Beinahe.
Seit ihrer letzten Liebesnacht hatte sie ein paarmal mit Jared telefoniert. Eigentlich hatten sie sich am Mittwochabend treffen wollen, aber dann kam bei ihm eine späte Besprechung dazwischen. Lizzy hatte ihn nicht gefragt, worum es da gegangen war, und jetzt wünschte sie sich, sie hätte es getan. Scheiße. Das war genau der Grund, warum sie keine feste Beziehung wollte. Nach ihrem Training heute Morgen hatte sie auf ihrem Handy drei Anrufe in Abwesenheit entdeckt, alle von Jared. Leider hatte er nicht auf ihre Mailbox gesprochen, und als sie ihn zurückrief, ging er nicht ran.
Lizzy seufzte. Seit sie Jared klargemacht hatte, dass sie noch nicht mit ihm zusammenziehen wollte, war sie schlechter Laune. Ein Teil von ihr verkraftete es nicht, dass er es so gut aufgenommen hatte.
Aber wie hätte er sonst reagieren sollen? Sie auf Knien anflehen, dass sie aus Mitleid bei ihm einzog?
Ihre Finger verkrampften sich um das Lenkrad.
Plötzlich sah sie einen dunklen Geländewagen im Rückspiegel. Als sie ihn als einen Ford Expedition erkannte, fing sie an zu zittern. Es war derselbe Wagen, den sie gesehen hatte, als sie sich mit ihrer Schwester zum Mittagessen traf. Sie beschleunigte ihre Fahrt. Der Expedition ebenfalls.
Bis zur nächsten Ausfahrt war es fast ein Kilometer. Dort angekommen, verließ Lizzy den Freeway, hielt am Straßenrand an und wartete. Tief durchatmen und ruhig bleiben, redete sie sich ein. Der Ford nahm dieselbe Ausfahrt und fuhr an ihr vorbei, aber durch die getönten Scheiben konnte sie den Fahrer nicht erkennen. Sie gab Gas und raste bei Gelb über eine Kreuzung, um an ihm dranzubleiben. Einen Block weiter blieb der Ford vor einer roten Ampel stehen. Als Lizzy sich ihm näherte, fiel ihr auf, dass jemand das Nummernschild entfernt hatte. Sie schaltete in die Parkposition und öffnete die Tür. In diesem Moment fuhr der Expedition mit quietschenden Reifen los, raste bei Rot über die Kreuzung und wich in letzter Minute einem Fußgänger aus.
Verdammt! Lizzy setzte sich wieder in ihr Auto und wartete, bis die Ampel auf Grün schaltete. Einen Block weiter bog sie – wie derExpedition – nach rechts ab. Die Straße war leer. Lizzy verlangsamte ihre Fahrt auf 40 km/h und checkte Parkplätze und Seitengassen, leider ohne Erfolg. Der Expedition war weg. Und sie war mit den Nerven fertig. Sie musste unbedingt mit ihrer Therapeutin reden. Linda Gates hatte es bis jetzt stets geschafft, sie psychisch wieder aufzubauen. Eine Technik, die Lizzy manchmal benutzte, bestand darin, an andere Dinge zu denken, zum Beispiel ihre Pläne fürs Wochenende. Das tat sie immer dann, wenn die Paranoia sie befiel – eine Nachwirkung aus ihrer Zeit in den Händen eines irren Serienkillers.
Aber diesmal nützte es nichts. Jemand beschattete sie. Vielleicht Melbourne? Frank Fullerton? Oder einer ihrer Versicherungsbetrugsfälle?
Plötzlich kam sie sich ziemlich unbeliebt vor.
Es dauerte nicht lange, bis sie ein zweites Mal den Highway verließ. Sie bog nach rechts auf den San Rafael Way und dann gleich wieder nach links. Jared war erst vor Kurzem von San Francisco nach Davis umgezogen. Sie war erst ein paarmal dort gewesen, da er meistens zu ihr kam. Sie parkte längs des Gehsteigs vor seinem Haus, stieg aus und schlug die Tür hinter sich zu. Während sie durch den Vorgarten auf die Haustür zuging, wehte ihr der Geruch von Jasmin in die Nase.
Plötzlich rief jemand ihren Namen.
Als sie sich umdrehte, sah sie zu ihrer Überraschung eine attraktive Blondine mit makellosen, langen Beinen auf sich zukommen. Na toll! Jared hatte eine Barbiepuppe als Nachbarin.
»Hi«, sagte die Frau. »Sind Sie Lizzy?«
Lizzy nickte. »Und wer sind Sie?«
»Ich bin Charleen Sidney Bingaman, aber alle nennen mich Charlee.« Sie deutete auf das frisch gestrichene, zweistöckige Haus gegenüber. »Ich bin erst vor drei Wochen da eingezogen.«
Lizzy
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