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Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)

Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition)

Titel: Schlankheitswahn (Ein Fall für Lizzy Gardner) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: T. R. Ragan
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Ton und rieb sich die Hände. »Was machen wir jetzt? Cupcakes?«
    Brittany antwortete als Erste. »Ich versuche gerade, abzunehmen …«
    »Verstehe«, fiel Jessica ihr ins Wort. »Wie wär’s stattdessen mit einer Partie Trivial Pursuit oder Scrabble?«
    Hayley sah den verstohlenen Blick, den Brittany ihr zuwarf, und wusste, dass sie einschreiten musste. Sie wohnte jetzt schon lange genug mit Brittany unter einem Dach, um zu wissen, was diese Geste bedeutete:
Hilf mir
.
    »Ich weiß gar nicht mehr, wann ich zuletzt Cupcakes gegessen habe«, sagte Hayley zu Jessica. »Weißt du wirklich, wie man die macht?«
    Jessica blickte unsicher drein. Da schlug Brittany in die gleiche Kerbe. »Ich glaube, ich habe jetzt doch Hunger. Weißt du, wie man Weizenkleie-Muffins macht?«
    Jessica schnippte mit den Fingern. »Ich hab eine Idee. Macht es euch was aus, wenn ich schnell mal zum Supermarkt fahre? Ich bin gleich wieder zurück.«
    »Von mir aus«, sagte Brittany und wandte ihre Aufmerksamkeit wieder dem Fernseher zu.
    Hayley brauchte einen Augenblick, bis sie Jessicas fragenden Blick spürte, der auf ihr ruhte. Dabei interessierte es Hayley kein bisschen, ob Jessica vorhatte, für den Rest der Nacht zu verschwinden. Obwohl es ihr unter den Nägeln brannte, endlich das Haus zu verlassen – trotz ihres Versprechens an Lizzy, daheim zu bleiben –, zuckte sie gleichgültig die Schultern und sagte: »Tu dir keinen Zwang an.«
    Sobald Jessica gegangen und Ruhe im Haus eingekehrt war, setzte sich Hayley zu Brittany auf die Couch und starrte gedankenverloren auf den Bildschirm. Ihr ging im Augenblick viel zu viel im Kopf herum, als dass sie sich groß dafür interessiert hätte, was gerade im Fernsehen lief oder was die Schauspieler sagten. Dem gestellten Gelächter nach zu urteilen, konnte es nur eine Komödie sein. Aber warum blickte Brittany dann so traurig drein?
    Obwohl sie noch nie dazu geneigt hatte, mit anderen Menschen über persönliche Probleme zu reden, rutschte es ihr einfach so heraus: »Alles klar in der Schule?«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis Brittany reagierte. »Ja, warum?«
    »Du bist in letzter Zeit sehr still. Und jetzt, wo dieses Plappermaul weg ist, dachte ich mir, vielleicht können wir in Ruhe miteinander reden.«
    Brittany kaute an einem Daumennagel. »Ich wünschte, du wärst nicht ausgezogen.«
    »Das wollte ich eigentlich auch nicht«, sagte Hayley. Lizzy wusste nicht, dass sie auf der Straße lebte, und Cathy hatte sie weisgemacht, sie würde vorübergehend bei ihrer Tante wohnen.
    »Mom sagt, du machst schlimme Sachen.«
    Schweigen.
    »Stimmt das? Machst du wirklich schlimme Sachen?«
    Hayley wollte Brittany nicht anlügen. Die beiden hatten schon zu viel zusammen durchgemacht. »Ich schlafe in letzter Zeit schlecht. Und wenn ich nicht schlafen kann, muss ich raus an die frische Luft. Meistens wandere ich dann viel zu weit in der Gegend herum. Ehe ich mich versehe, ist es drei Uhr morgens und ich bin immer noch unterwegs.« Diese Version entsprach zumindest der Wahrheit.
    »Ich kann auch nicht schlafen.«
    Hayley setzte sich so, dass sie Brittany voll zugewandt war, den rechten Fuß unter dem linken Bein. »Vielleicht hilft es dir, wenn du mit mir darüber redest.« Eigentlich glaubte sie nicht daran, aber die Therapeutin, Linda Gates, schwor darauf. Zumindest konnte es nicht schaden.
    »Ich leg mich ins Bett«, sagte Brittany, »mache die Augen zu und sehe dann fast immer Blut. Jede Menge Blut, und zwar deins.«
    Da Brittany sie nicht ansah, musste Hayley genau hinhören, um alles zu verstehen. Sie war sich nicht sicher, ob ihre Freundin fertig war, und sie wollte sie auch nicht davon abhalten, ihren Gefühlen freien Lauf zu lassen. Also wartete sie.
    »Weißt du noch, wie der Spinnen… ich meine, wie
er
dir den Mittelfinger abschneiden wollte?«, fragte Brittany. Diesmal sah sie Hayley an, wohl um sich zu vergewissern, ob sie zuhörte.
    Hayley nickte. Cathy hatte Lizzy gegenüber erwähnt, dass Brittany den Namen »Spinnenmann« weder aussprechen noch hören wollte, und Lizzy hatte es dann Hayley weitererzählt. Hayley mochte Cathy Warner. Sie war eine warmherzige Frau, die niemandem etwas Böses wollte, aber anders als ihre Schwester nannte sie die Dinge nie direkt beim Namen. Das war genau das, was Hayley an Lizzy gefiel: Sie nahm kein Blatt vor den Mund, sondern sagte stets, was sie dachte. Bei ihr musste man sich nie den Kopf darüber zerbrechen, was gerade in ihr vorging. Wenn

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