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Schlecht aufgelegt (German Edition)

Schlecht aufgelegt (German Edition)

Titel: Schlecht aufgelegt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven Stricker
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sagte er. «Sie bekommen zwanzig Euro für einen Schlüssel, den ich dann im weiteren Verlauf des Tages abhole. Mehr ist das nicht.»
    «Zwanzig Euro?»
    «Zwanzig Euro.»
    Der Verkäufer sinnierte.
    «Fünfzig», sagte er dann.
    «Hab ich nicht», antwortete Paul.
    «Fünfunddreißig?»
    «Fünfunddreißig am Arsch. Ich muss los», sagte ein junges Mädchen mit Topffrisur und Zahnlücke, das direkt hinter Paul stand.
    «Jetzt gib ihm schon das Geld, Mann», forderte ein gepiercter Gangsta-Rapper aus dem hinteren Teil der Schlange Paul auf.
    «Zwanzig», sagte Paul. «Und nicht fünfunddreißig und nicht einunddreißig und nicht achtundzwanzig!»
    Roger Rabbit nahm den Schein und steckte ihn in seine Hosentasche.
    «Ich bin morgen gar nicht da», sagte er wie nebenbei.
    Paul stieß einen fast unmenschlichen Laut aus und versuchte für einen Moment, an all den Zeitungen und Süßigkeiten vorbei den Tresen zu erklimmen, um dem Verkäufer an den Kragen zu gehen.
    «Hey», brüllte das Mädchen erschrocken. Der Anzugträger zückte sein Handy, wahrscheinlich um die Polizei zu rufen, der Gangsta-Rapper feixte.
    «Schon gut, schon gut», beschwichtigte der Verkäufer, während sich hinter Paul der Lynchmob formierte. «Ich sag’s meiner Kollegin, ich sag’s meiner Kollegin. Kein Problem. Machen wir hier jeden Tag.»
    Paul drehte sich um, pfefferte die Zeit auf den Boden, brüllte einer empörten Oma, die vor ihrer Brust eine Frau im Spiegel zum Schutzschild erkoren hatten, ein «Was?», entgegen und verließ mit geballten Fäusten den Laden. Etwa sechzig Zeugen, die den nicht sonderlich hoch gewachsenen Störenfried bestens beschreiben konnten, blickten ihm mit der geballten Fassungslosigkeit der Rechtschaffenen nach.
    Paul ließ den Bahnhof Zoo hinter sich, überquerte den Hardenbergplatz in Richtung Gedächtniskirche und Kurfürstendamm, schüttelte das missratene Erlebnis ab und verspürte einen Überfluss an Energie bei einem Mangel an Aufgaben. Er atmete tief durch und durchstieß eine Horde japanischer Touristen, die sich auf den Weg zum Zoologischen Garten gemacht hatten. Der Tag war eigentlich durch, da gab es nichts mehr zu tun. Er versuchte Kuli zu erreichen, doch der nahm nicht ab. Wahrscheinlich hatte er sich mit Bettina in ihrem Blumenladen verschanzt und goss Kakteen, dachte er. Er schickte ihm eine SMS, dass alles klarging, sie sich am nächsten Morgen um Viertel vor zehn am Bahnhof treffen würden und er angerufen zu werden wünschte. Sophie hatte den ganzen Tag Meetings wegen der Neubesetzung einer Serie, das wusste er. Und er? Er hatte jetzt plötzlich und tatsächlich irgendwie Urlaub. Auch wenn sich das gar nicht so anfühlte. Was machte man eigentlich in so einem Fall? Auf dem Ku’damm überteuerten Kaffee in ungemütlicher Atmosphäre trinken? Einmal ergebnislos alle Stockwerke vom Kaufhaus des Westens durchqueren, um Dampf abzulassen? Er entschied, etwas ganz und gar Verrücktes zu tun und nach Hause zu gehen. Nein, erst würde er in den Baumarkt fahren und sich ein neues Wohnungsschloss besorgen. Dann würde er nach Hause gehen, das Schloss einbauen und mindestens drei Sicherheitsketten an der Tür befestigen – und dann: schlafen. Schlafen bis zum nächsten Morgen, ohne Kummer, ohne Sorgen. Morgen war ein großer Tag, ein wichtiger Tag. Der Tag, auf den alles hinauslief.

    K uli näherte sich dem Bahnhof Zoo mit der Nervosität einer Schnecke auf der Stadtautobahn. «Wo warst du denn gestern den ganzen Tag?», wurde er, kaum dass er die Eingangshalle betreten hatte, von einem kleinen, schnurrbärtigen Mann im schwarzen Trainingsanzug angefaucht. Der mutmaßliche Jogger, der eine grüne, abgewetzte Sporttasche auf seinem Rücken trug, schien schon auf ihn gewartet zu haben.
    «Wie siehst du denn aus?», fragte Kuli.
    «Tarnung ist das», zischte Paul und zeigte auf die Stehtische des Bahnhofsbäckers. «Dahin», befahl er. «Warum hast du denn gestern nicht zurückgerufen? Ich hab kein Auge zugetan.»
    «Hatte zu tun, erzähl ich dir später», sagte Kuli schlicht und besah sich Pauls Outfit genauer. «Und das soll unauffällig sein?»
    «Ja, sieh dich doch mal um!» Paul deutete fahrig in das Rund. Kuli nickte anerkennend; er sah auf Anhieb mindestens zehn Männer im Trainingsanzug, die in der Gegend herumlungerten. Und acht von ihnen trugen einen Schnurrbart.
    «Hättest dir ruhig auch ein bisschen was einfallen lassen können», meckerte Paul und betrachtete abfällig Kulis Alltagsdress, der

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