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Schlechte Gesellschaft

Titel: Schlechte Gesellschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Born
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ein erster Übersetzungsjob, nichts weiter. Es wird ihr Spaß machen. Sie verdient etwas Geld und macht sich einen Namen. Gellmann vertraut ihr.«
    Â»Ausgerechnet Gellmann«, versuchte Hella es erneut. »Ich mag seine Art nicht, mit Frauen umzugehen.«
    Â»Früher mochtest du sie.« Vahlen sah sie scharf an. »Außerdem ist Judith unsere Tochter«, sprach er weiter. »Gellmann kennt sie von klein auf. Er ist unser Freund.«
    Vahlen hatte Gellmann schon immer unterschätzt.
    Judith kam von ihren Treffen spät nach Hause. Dann blieb sie sogar über Nacht. Als Hella sie fragte, ob sie auf Gellmanns Couch übernachtet hatte, zuckte sie nur mit den Schultern.
    Dann begann sie eines Abends beim Essen zu sprechen. Sie lehnte sich auf ihrem Stuhl zurück, sah ihre Eltern abschätzend an und sagte, diesmal sei es wirklich ernst. Auch Vahlen musste denken, Judih erzähle von irgendeinem Jungen, den sie im Zug nach Frankfurt oder auf einer Party kennengelernt hatte.
    Â»Ihr wisst, wie das ist«, fuhr sie fort. »Martha und Hagis waren anfangs sicher auch nicht einverstanden, dass ihr zusammenzieht.«
    Kurz dachte Hella, es gehe tatsächlich um Vahlen und sie. Sie hatte Schwierigkeiten zu verstehen, was Judith als nächstes sagte. Aber dann traf sie der Satz wie ein Schlag.
    Â»Gellmann will, dass ich zu ihm ziehe«, sagte Judith. »Ich habe ihm versprochen, es mir zu überlegen.«
    Judith tat, als wäre sie sich der Wirkung ihrer Worte gar nicht bewusst. »Ihr akzeptiert hoffentlich meine Entscheidung, wie auch immer sie ausfällt?«
    Ihre Tochter stellte sie auf die Probe, dachte Hella. Sie müssten nur Ruhe bewahren, dann wäre alles bald wieder vorbei.
    Vahlen schien die Luft anzuhalten. Dann brüllte er plötzlich los: »Gellmann! Das ich nicht lache. Weißt du wie viele Frauen der Mann schon gehabt hat?«
    Â»So viele wie du, Daddy? Oder noch mehr?«
    Judiths Erwiderung klang vorbereitet. Hella meinte zu wissen, was ihre Tochter dachte. Das gleiche, was sie selbst früher gedacht hatte: Was konnten diese Frauen, die meisten längst alt und vergessen, mit ihr zu tun haben? Aber Judith schien sich ihrer so sicher, wie Hella es nie gewesen war.
    Hella verabscheute Gellmann jetzt. Der Kinderlose, der Voyeur. Er hatte sich immer von anderen genommen. Und nun schien er es mit Judith auf das einzige abzusehen, was ihr und Vahlen wirklich etwas bedeutete.
    Vahlens Gesicht lief tiefrot an. In einer zu heftigen Bewegung hatte er sein Glas umgekippt. Der Wein saugte sich dunkel in das Tischtuch. Judith stand auf, nahm ihre Jacke vom Haken am Eingang und drehte sich ein letztes Mal um. Hella sah noch ihre Tasche auf der Anrichte stehen. Erst Wochen später würde sie es wagen, sie in die Hand zu nehmen. Sie würde sie öffnen, dann aber gleich wieder schließen, um sie in den Unterschrank zu den Stoffservietten zu legen.
    Vahlen schrie, er wiederholte ein einziges Wort, Scheiße, Scheiße, Scheiße. Judith zog die Tür hinter sich zu. Dann war sie weg.
    Noch immer fuhr Vahlen in die Stadt, kaufte ein oder brachte Briefe zur Post. Aber er blieb nie lange weg, und Hella hörte auch keine Stimme mehr im Hintergrund, wenn er von unterwegs anrief. Selten fand sie noch Briefe anderer Frauen, und meistens waren sie ungeöffnet.
    Nach dem Frühstück ging Vahlen hinauf in sein Arbeitszimmer. Hella sah ihn erst wieder am frühen Nachmittag, wenn er Hunger bekam. Mit ruhigen, gleichmäßigen Bewegungen löffelte er die Suppe und schnitt das Brot, das sie ihm hingestellt hatte. Durch das Küchenfenster sah er in den Garten hinaus, wo der Schnee in der Auffahrt zu tiefen Pfützen zerlaufen war.
    Eine Zeitlang hatte Gellmann Judith in Frankfurt ausgeführt, hatte sich mit ihr auf Empfängen, auf der Buchmesse, bei Premierenfeiern gezeigt. Hinterher bekamen Vahlen und Hella Komplimente, wie schön ihre Tochter sei. Manche ihrer Bekannten stellten offen die Frage, wie es dazu kommen konnte, dass Judith mit dem so viel älteren Freund ihres Vaters gegangen war. Einige witzelten sogar, wie Vahlen es Gellmann denn heimzuzahlen gedenke.
    Tagelang blieb Vahlen nach solchen Begegnungen wortkarg, stapfte durch die Wälder hinter dem Hahn und weiter weg am Nonnenley. Nachts schlief er nur wenige Stunden und lief dann unruhig durch das Haus, bis er sich an den Schreibtisch setzen konnte.
    Hella hörte wieder das

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