Schlechte Medizin: Ein Wutbuch (German Edition)
erfolgreich zu sein, für sein FachWirtschaftswissenschaften und nennt als Gründe den sogenannten Impact Factor der Forschung und die dadurch definierten Rankingsysteme der Hochschulen. Diese heute gängige Praxis gilt auch für die medizinische Forschung.
Wie muss man sich heute als Forscher verhalten, um Karriere zu machen? Erfolg in der Forschung zu messen, ist gar nicht so einfach. Bahnbrechende Entdeckungen bleiben den meisten Forschern versagt, nur wenige schaffen es bis ins Rampenlicht der Öffentlichkeit oder bis zum Nobelpreis. Auch lassen sich wissenschaftliche Ergebnisse nicht miteinander vergleichen.Was ist bedeutender, die Entdeckung des Penicillins durch Alexander Fleming oder die Beschreibung der Relativitätstheorie durch Albert Einstein? Auch innerhalb eines Fachs sindVergleiche schwierig. Ist die Forschung zumThema Blutdrucksenkung wichtiger als Forschungen zur Behandlung chronischer Darmerkrankungen?
Die Beurteilung einer wissenschaftlichen Leistung wird immer unabhängig von der Beurteilung anderer Arbeiten bleiben. Aber damit wollten sich dieWissenschaftsfunktionäre in Fachgesellschaften, Universitätsleitungen und Ministerien nicht zufriedengeben. Es musste ein System geschaffen werden, mit dem man den Forschungserfolg verschiedenerWissenschaftler scheinbar vergleichbar machen kann.Wie meint man, dies erreichen zu können?
Um Erfolg zu haben, müssen Forscher ihre Ergebnisse bekannt machen, damit sie von anderen Forschern wahrgenommen werden, die dann abschätzen können, ob diese Ergebnisse für ihre eigene Forschung wichtig sind. Ein guter Austausch zwischen den Forschergruppen weltweit fördert im Idealfall den Fortschritt, lässt eigene Fehlwege schneller erkennen oder das fehlende wichtige Glied eigener Entwicklungen rasch finden.
Es gibt 2 Hauptplattformen, um dieser Forschungsgemeinschaft eigene Ergebnisse zu präsentieren. Zum einen die Publikation eines wissenschaftlichen Artikels in einer anerkannten wissenschaftlichen Zeitschrift. In diesem Artikel beschreibt der Forscher seine Idee, denVersuchsaufbau, die Ergebnisse und seine Schlussfolgerungen. Es ist wichtig, dass er in diesem Artikel auch zu erkennen gibt, dass er sich kundig gemacht hat, wie der Forschungsstand weltweit zumThema seiner Arbeit ist, und dazu zitiert er dieVeröffentlichungen anderer Forscher, die sich mit Ähnlichem beschäftigen. Solche wissenschaftlichen Fachzeitschriften heißen zum Beispiel: The New England Journal of Medicine, The Lancet, JAMA ( Journal of the American Medical Association ) oder European Journal of Immunology. Sie merken schon, die wissenschaftlicheWeltsprache ist eindeutig das Englische, aber es gibt auch deutsche Fachmagazine wie die Zeitschrift für Medizinische Psychologie. Diese Zeitschriften sind sehr teuer und werden vor allem von Universitätsbibliotheken, den Bibliotheken der Universitätsinstitute und -kliniken abonniert. Die zweite Möglichkeit, seine Arbeitsergebnisse publik zu machen, ist die Präsentation auf Fachkongressen.
Im Lauf der Jahre wurden die Fachzeitschriften dann selbst einer Bewertung gemäß ihrer Bedeutung unterzogen. Hierfür bat man alleVertreter eines Fachs um ihre Einschätzung darüber, in welchen Zeitschriften die besonders einflussreichen Artikel veröffentlicht würden. Daraus hat sich ein systematischesVorgehen entwickelt, mit dem man die Gewichtung des wissenschaftlichen Einflusses für jede einzelne Fachzeitschrift ermittelt. Dieses Bewertungssystem nennt man seit den 1960er Jahren den » Impact Factor « . Er macht die Bedeutung einer Zeitschrift für ihr Fachgebiet messbar. Seitdem gilt es, in Zeitschriften mit hohem Impact Factor zu publizieren. Artikel in den Zeitschriften niederen Ranges zu platzieren, bringt dem Forscher kein hohes Renommee. Die Bewertung wird ständig aktualisiert und vonThomson Science, einer Abteilung der Agentur Reuters, verwaltet und gegen Gebühr zurVerfügung gestellt.Wissenschaftsbewertung wird so zu einem einträglichen Geschäft.
Auch die Bewertung einesWissenschaftlers wird heute mithilfe des Impact Factors vorgenommen. Seine Bedeutung wird anhand eines Punktesystems ermittelt. Besonders viele Punkte gibt es, wenn er eigene Artikel in besonders hoch gewichteten Zeitschriften publiziert. Punkte gibt es auch, wenn man in Publikationen anderer Kollegen zitiert wird. Ähnlich wie dieses Buch listet jede wissenschaftliche Publikation die Quellen auf, auf die es sich bezieht. Und je häufiger hier die Arbeiten
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