Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili
auch einfach nur ’n zäher Bursche. Zäher, als ich dachte. Wie auch immer, er hetzt sie auf mich, weil er vielleicht glaubt, ich würde mit ihnen fertig. Er dachte sich, er schickt sie zu mir, und wenn ich da bin, mache ich sie fertig. Oder vielleicht war ich ihm auch scheißegal. Aber die Sache ist die, sie haben meine Bude auseinandergenommen und nichts gefunden. Sie beschließen, sich Raul noch mal zur Brust zu nehmen, oder vielleicht waren sie auch den ganzen Blödsinn leid und haben ihm den Rest gegeben. Oder vielleicht ist er auch eher gestorben, als sie dachten. Der Witz ist, er hat den Löffel abgegeben, ohne ihnen zu sagen, was sie wissen wollten.«
Leonard hielt inne, um sich seine Pfeife wieder anzuzünden. »Die Frage, die mir dabei sofort in den Sinn kommt, ist, woher weißt du, dass sie das Video nicht gefunden haben? Vielleicht war es bei dir zu Hause, und du wusstest nichts davon. Raul hatte einen Hausschlüssel und könnte es dort versteckt haben. Oder vielleicht sind sie auch zuerst zu dir gegangen und dann erst zu Pferdepimmel. Vielleicht war es bei ihm.«
»Daran habe ich auch gedacht. Ich dachte mir auch, dass Raul es woanders versteckt haben könnte. Also war meine nächste Frage, wo würde er es in diesem Fall versteckt haben? Weißt du noch, was ich dir über den ganzen Scheiß erzählt habe, der bei mir zu Hause läuft, dass Leute sich an meiner Post vergreifen
»Die andere Adresse«, sagte ich.
»Deswegen bist du mein Freund. Du kannst mir folgen. Fast. Ich schaue nicht oft in den Briefkasten hier in der Straße. Ich komme vielleicht einmal im Monat oder so vorbei. An die Adresse geht nicht mehr viel Post, seit ich drüben wohne. Hauptsächlich Reklamewurfsendungen und so. Es ist ein großer Briefkasten, also ist es ein ziemlich sicherer Ort, wo man was verwahren kann. Ich bin heute Abend hingefahren, hab meine gute alte Taschenlampe rausgeholt und in den Briefkasten geschaut, und was meinst du, was ich gefunden habe?«
»Das Kuvert neben deinem Sessel.«
»Bingo, mein Alter. Das Kuvert und ein paar Wurfsendungen. Und du wirst nicht glauben, was in dem Kuvert ist.« Leonard hob das Kuvert auf, holte ein kleines Notizbuch heraus und warf es mir zu. Ich fing es und sah es mir an. Es war ein ganz normales Reklame-Notizbuch von King Arthur Chili, einem hiesigen Geschäft.
»Ich bin daraus nicht schlau geworden«, sagte Leonard. »Warte, bevor du es dir ansiehst. In der Tüte sind auch ein paar Videobänder. Ich hab mir eines davon angesehen. Es ist noch im Rekorder. Ich will, dass du es dir ansiehst.«
Leonard nahm die Fernbedienung, die auf seinem Schoß lag, und schaltete den Fernseher und den Videorekorder ein. Ich ging zu ihm und blieb hinter ihm stehen, um mir das Band anzusehen.
Zuerst Flimmern und Dunkelheit, dann graue Schemen. Die grauen Schemen wurden schärfer, aber nicht richtig scharf. Einer der Schemen war eine Art Tanklaster. Er stand da, und ein Schlauch führte von ihm zu einem Loch im Beton. Einem Loch wie eine Zisterne, und man konnte das Geräusch einer Pumpe hören, die den Inhalt der Zisterne aufsog und in den Laster beförderte. Die anderen grauen Schemen waren zwei Männer beim Laster. Einer war mager, hatte längere Haare und trug irgendeine dunkle Kappe, Jeans und eine Jeansjacke mit abgeschnittenen Ärmeln. Kein Hemd. Die klassische Montur für Film- und Fernsehbiker. Der andere Bursche trug Jeans, ein dunkles T-Shirt und schwere Stiefel. Er hatte seine langen Haare zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden. Er sah aus wie fünfundfünfzig und hatte ungefähr die Größe des Grünen Riesen, der in den Werbespots Erbsen verkauft.
»Bigfoot!«
»Wieder Bingo«, sagte Leonard. »Außerdem ist er Big Man Mountain.«
»Wer ist das?« »Ein Profi-Catcher. Eines von LaBordes Ruhmesblättern. Im Catcher-Zirkus war er einer der Schurken. Hat sich vor ein oder zwei Jahren zur Ruhe gesetzt. Ich hab davon in der Zeitung gelesen. Es hieß, er wäre wegen irgendeiner Scheiße, die er sich geleistet hat, ausgeschlossen worden. Ich kann mich nicht mehr erinnern, was es war. Aber es hat einen Skandal gegeben.«
»Ich lese nicht oft die Zeitung.«
»Das solltest du aber. Aber das ist der Bursche.«
»Woher weißt du das? Ich kann von seinem Gesicht überhaupt nichts erkennen.«
»Stimmt schon, aber wie viele langhaarige Burschen kennst du, die um die dreihundertfünfzig Pfund wiegen und an die zwei Meter groß sind?«
»Keinen einzigen.«
»Ich kenne einen. Big Man
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