Schlechtes Chili - Lansdale, J: Schlechtes Chili - Bad Chili
unidentifiziertes Flugobjekt gesehen, aber mehr auch nicht. UFO meint nicht fliegende Untertasse oder Raumschiff. Es meint etwas Unidentifiziertes. Aber die meisten Leute erzählen sofort, sie hätten ’ne fliegende Untertasse gesehen, obwohl sie tatsächlich gar nicht wissen, was sie gesehen haben. Es könnte ’ne fliegende Untertasse sein, es könnte Gott sein, der uns seinen nackten Arsch zeigt, aber sie wissen es nicht. Sie ziehen voreilige Schlüsse.«
»Wollen Sie damit sagen, dass wir voreilige Schlüsse ziehen?«, sagte ich.
»Ich will damit sagen, dass das möglich ist. Oder vielmehr will ich damit sagen, dass Sie vielleicht erst einen Teil der Geschichte kennen. Wissen Sie, wie sich die Sache auch noch verhalten könnte?«
Leonard klang so ernst wie ein Pastor, der auf der Beerdigung seiner Mutter predigte. »Es könnte auch sein, dass Raul und Pferde-pimmel beschlossen haben, King Arthur mit den Videos zu erpressen, die er machte. Mit denen, bei denen sie geholfen haben.«
»Bingo«, sagte Jim Bob.
»Ohne Scheiß!«, sagte ich.
»Ohne Scheiß«, sagte Jim Bob. »Pferd hatte immer den Trumpf in der Tasche, verdeckter Ermittler zu sein. King kann den Cops nichts flüstern, weil er dann selbst dran ist. Und er kann auch nichts Legales gegen Pferd unternehmen, weil Pferd behaupten kann, er hätte all das nur zur Tarnung und im Zuge seiner verdeckten Ermittlungen getan.«
Leonard sagte: »Ich denke mir, Raul und Pferd haben beschlossen, die Sachen an meine alte Adresse zu schicken. Sie dachten, sie wären sicher, solange sie die Sachen haben. Aber sie irrten sich. Ihr Opfer, wer immer es auch war, beschloss, sich von dem Druck zu befreien und die Erpresser aus dem Verkehr zu ziehen. Dann brauchte er nur noch das Belastungsmaterial zu finden.«
»Stimmt genau«, sagte Jim Bob. »Sie haben überall rumgeschnüffelt. Aber sie konnten nichts finden. Also dachten sie sich, Sie hätten vielleicht was damit zu tun, beschlossen, die Probe aufs Exempel zu machen, und karrten Hap für ’n paar Runden mit ’ner Batterie und ’nem Baseballschläger in den Wald.«
»Und sie haben immer noch nicht, was sie wollen«, sagte Leonard.
»Aber sie wollen es immer noch«, sagte ich.
Jim Bob nickte und trank sein Bier aus. »Daraufläuft es wohl hinaus.«
22
Ich schaffte es zu duschen, um mich etwas auf Vordermann zu bringen, und zog mich wieder an. Jim Bob fuhr mich nach Hause. Leonard fuhr mit uns. Er hatte sich mit einer kleinen Achtunddreißiger bewaffnet, die er in einem Hüfthalfter trug. Sein Hemd hing wie üblich aus der Hose, sodass die kleine Pistole nur zu sehen war, wenn man sehr genau hinsah.
Jim Bob öffnete die Vordertür und ging mit seiner Schrotflinte voran. Leonard nahm die Hintertür, und ich folgte Jim Bob.
Das Haus war leer. Die Hintertür war aufgebrochen worden, und die Tür war vollständig aus den Angeln gehoben. So waren sie ins Haus gekommen, nachdem sie den Impala hinten geparkt hatten.
In der Nacht war es mir nicht aufgefallen. Wahrscheinlich deshalb nicht, weil meine Konzentration in erster Linie Big Mans Knie in meinem Gesicht gegolten hatte. Das Haus war gründlich auf den Kopf gestellt worden.
»Vielleicht wissen sie auch von meinem alten Haus«, sagte Leonard. »Wir sollten mal hinfahren.«
Wir fuhren hin. Drinnen sah es genauso aus wie immer. Keine Fußabdrücke im Staub. Alles an seinem Platz. Leonard zog die Couch von der Wand, griff in den Riss und holte den Metallkasten heraus. Er öffnete ihn. Das Video und das King-Arthur-Chili-Notizbuch waren noch da. Er hatte das Video aus dem Laden in Houston mitgebracht, legte es in den Kasten und nahm ihn mit.
Wir fuhren wieder zu mir. Leonard und Jim Bob halfen mir dabei, meine Tür wieder einzuhängen. Wir fanden die herausgeschlagenen Haltestifte für die Angeln draußen im Hinterhof. Wir schoben sie wieder hinein. Die Tür hing ein wenig schief, und beim Schließen wölbte sie sich etwas am Schloss. Wenigstens ließ sie sich wieder schließen.
Ich ging ins Schlafzimmer und öffnete meine Nachttischschublade. Meine Achtunddreißiger war noch da, die Schachtel mit den Patronen ebenso. Ich zog ein sauberes Hemd und eine saubere Hose an, nahm den Revolver aus der Schublade und vergewisserte mich, dass keine Patrone unter dem Hammer war. Ich steckte die Achtunddreißiger in den Hosenbund, nahm ein paar Patronen und stopfte sie in meine Hosentasche. Es war ganz gut, dass mir die Granaten ausgegangen waren, weil ich nicht wusste,
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