Schleier der Täuschung
hatte mittlerweile eingesehen, dass die Macht seiner Familie wohl einfach nicht im Blut lag. Diese ernüchternde Erkenntnis hatte ihn jedoch nicht davon abgehalten, die Jedi zu bewundern. Während seiner Jugend auf Coruscant und anderen Kernwelten hatte er zahllose Stunden damit verbracht, in den Chroniken seiner Familie zu schmökern, und jeden Bericht, in dem seine Vorfahren über Begegnungen mit Ordensmitgliedern berichteten – oft sogar mit Jedi-Rittern oder Meistern von legendärem Ruf –, hatte er atemlos verschlungen. Inspiriert von diesen Geschichten hatte er bereits in frühen Jahren einen Entschluss gefasst. Selbst, wenn er nicht das Zeug zum Jedi hatte, konnte er sein Leben doch zumindest nach ihren Idealen führen, so tun, als wäre die Macht sein Verbündeter, sich dem Schutz von Freiheit und Gerechtigkeit in der Galaxis verschreiben.
Doch in der Republik, die Valorum geerbt hatte, war es gar nicht so einfach, Freiheit und Gerechtigkeit zu fördern. Geschwächt durch Gier und Korruption war der Senat zu einem Werkzeug der Privilegierten und Einflussreichen verkommen, die ihn benutzten, um ihre Ziele zu erreichen und die Kluft zwischen den armen und den reichen Systemen noch zu vergrößern. Er hatte versucht, seinen Idealen treu zu bleiben, doch Mal um Mal hatten die Abgeordneten – gemästet mit Bestechungsgeldern oder Sklaven ihrer egoistischen Interessen – seine Bemühungen zunichtegemacht. Warum dem Gemeinwohl dienen, schienen sie zu denken, wo es doch viel profitabler war, der Handelsgilde, der Techno-Union, der Handelsallianz oder der Handelsföderation zu dienen?
Ob nun aus persönlichen Motiven oder als Gegenleistung für eine bevorzugte Behandlung ihrer Heimatsysteme – mehr als die Hälfte der Delegierten im Senat vertrat die Interessen der großen Unternehmen, die als Gegenleistung für ihre großzügigen Spenden und Vergünstigungen nichts weiter verlangten, als dass bestimmte Anträge abgeschmettert und andere unterstützt wurden. Immer wieder war Valorum von dieser gekauften Mehrheit überstimmt worden, und das ließ ihn schwach wirken, selbst in den Augen derer, die es eigentlich besser wissen müssten.
Seinen Widerstand zu brechen war dabei das unausgesprochene Ziel der Konglomerate. Ein schwacher Kanzler würde abgesetzt werden, ein starker Kanzler könnte ihnen Schwierigkeiten machen, und so sahen sie die beste aller möglichen Lösungen in einem Kanzler, der einfach resigniert hatte.
Viel zu lange hatte Valorum sich in diese undankbare Rolle fügen müssen. Erst vor Kurzem hatten sich Senatoren wie Bail Antilles, Horox Ryyder, Palpatine und einige andere um ihn versammelt und versprochen, ihm bei der Bekämpfung der Korruption zu helfen – oder sie zumindest einzugrenzen. Viele glaubten, der Ausgang dieses Disputs mit der Handelsföderation würde die Weichen für die Zukunft des Senats stellen. Valorum hoffte nur, dass er in den letzten Jahren seiner Amtszeit endlich das tun konnte, was er sich und der Galaxis schuldig war: die Freiheit und die Gerechtigkeit zu fördern.
Um dieses Ziel zu erreichen, musste die Nebelfront in die Schranken verwiesen werden.
Normalerweise beschäftigten die Jedi sich nicht mit Handelsstreitigkeiten, doch nach dem versuchten Mordanschlag auf Valorum ging es nicht länger nur um Importe und Exporte, sondern vielmehr um die Aufrechterhaltung von Recht und Ordnung. Da der Orden mit dem Obersten Kanzler und dem Justizministerium zusammenarbeitete, war es nun möglich, ihn um Hilfe zu bitten. Insofern hatte das Attentat letztlich sogar etwas Gutes an sich gehabt.
Valorum konnte sich nicht daran erinnern, dass die Jedi dem Senat je ihre Unterstützung verweigert hätten. Bei seinen Treffen mit den Ordensmitgliedern hatte er aber immer wieder das Gefühl, es mit einer Instanz zu tun zu haben, deren Macht die der Handelskonsortien und der Republik um ein Vielfaches überstieg.
Obgleich es nur zehntausend Jedi gab, hätte ihre geballte Stärke zweifelsohne ausgereicht, die gesamte Galaxis zu beherrschen – so sie es denn gewollt hätten. Doch der Orden war voll und ganz dem Frieden verpflichtet. Finanziell wurde er von der Regierung der Republik unterstützt, doch bisweilen hatte Valorum das Gefühl, als würden die Jedi einen zusätzlichen Preis für ihre Dienste berechnen. Einen Preis, den sie eines Tages von ihm einfordern würden. Worin dieser Tribut bestehen würde, vermochte Valorum nicht zu sagen. Er wüsste nicht, was er oder die Republik
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