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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Ordnung. Ich hatte wirklich nicht damit gerechnet, dass mir das passiert. Und wissen Sie was? Ich habe mich wieder verliebt. Sie hatten recht, Deborah – es gibt da draußen jemanden für mich. Allerdings hat sich erwiesen, dass es zwei sind.«
    Sie legte die Hand ins Gras. »Ich wollte Ihnen sagen, dass ich glücklich bin – wie Sie es sich für mich gewünscht haben. Und ich werde nicht länger weglaufen. Es ist Zeit. Wenn die Sache nicht gut geht, treffen wir uns wohl ziemlich bald wieder. Darum sage ich Ihnen jetzt auch nicht Lebewohl.«
    Ein Vogel landete auf dem Grabstein, sah sie mit schräg gelegtem Kopf an und zwitscherte zweimal.
    Rowan lächelte. »Versuch es mir nicht auszureden, Mom.«
    Kaum erhob sie sich, flog der Vogel davon. Sie berührte den Grabstein ein letztes Mal und zog ihr Handy heraus, um einen letzten Anruf zu machen.
    »Skylight Farm, hier Annabelle«, meldete sich Jessa.
    »Annabelle?« Rowan lachte. »Du machst dich wohl über mich lustig?«
    »Diana, meine Güte – wo bist du? Alles in Ordnung? Wir haben uns solche Sorgen gemacht.« Sie schnappte nach Luft. »Tut mir leid, Diana, ich meine: Rowan. Diesen Monat spielen meine Hormone echt verrückt.«
    »Ehrlich gesagt gefiel es mir besser, als wir noch Diana und Jezebel waren.« Sie wollte das nicht tun, konnte aber nicht gehen, ohne ihr Gewissen entlastet zu haben. »Hör mal, ich muss dir was Wichtiges sagen.«
    »Paracelsus meinte, er holt dich aus der Stadt«, gab Jessa zurück. »Komm doch direkt zu uns auf die Farm und erzähl es uns hier.«
    »Das kann nicht warten.« Sie griff den Hörer fester. »Matthias hat mich beauftragt, die Takyn zu unterwandern und ihre Mitglieder zu identifizieren. Also habe ich getan, als wäre ich deine Freundin – damit du mir traust und mich in die Gruppe bringst und ich Informationen über dich und alle anderen sammeln kann. Ich habe dich benutzt, Jessa.«
    »Oh.« Sie schwieg einen Moment. »Das hat er mir nicht erzählt.«
    »Nach einer Weile habe ich damit aufgehört – erinnerst du dich an den Abend, an dem wir im Chatroom von unseren Familien erzählt haben?« Das war der schlimmste und zugleich schönste Abend ihres Lebens gewesen. »Ich hab nicht gelogen, als ich dir von meiner Mutter berichtete – davon, wie sie mich vor ihrem Selbstmord töten wollte.«
    Jessa seufzte begütigend. »Rowan, das ist nicht deine Schuld. Du warst ein kleines Mädchen, und sie war eine sehr kranke Frau, die nicht verstanden hat, was wir sind.«
    »Ich weiß«, erwiderte Rowan traurig. »Aber obwohl ich danach weiter Informationen gesammelt habe, habe ich seit dem Gespräch damals nicht mehr nur so getan, als wäre ich deine Freundin, sondern war wirklich mit dir befreundet.« Sie biss sich auf die Lippen. »Jessa, was passiert ist, nachdem wir dich aus Atlanta entführt hatten … Ich dachte, ich wäre in Matthias verliebt. Deshalb habe ich meine Fähigkeiten auf ihn angewendet und mich in dich verwandelt. Und als ich dich zum ersten Mal sah und du genau die warst, die er begehrte und lieben würde …« Sie seufzte. »Darum hatte ich in Savannah solchen Hass auf dich, und darum habe ich dir nicht gesagt, wer ich bin. Ich weiß, ich bin eine Lügnerin und ein Miststück, und ich habe dich benutzt, aber kannst du mir all das verzeihen?«
    Jessas Stimme drang wie leise, wunderbare Musik aus dem Hörer. »Rowan, du bist meine beste Freundin. Ich liebe dich, Schatz, und würde dir alles verzeihen.«
    »Danke.« Sie atmete langsam und zittrig aus. »Ich muss jetzt los und mich um eine alte Sache kümmern. Falls ich keine Gelegenheit mehr bekomme, dich wiederzusehen, wollte ich dir nur sagen, dass ich dich sehr gern habe und mich für dich und Matt freue. Und bitte lass ihn Annabelle in einen anderen Namen ändern.«
    »Rowan –«
    Sie schaltete das Handy aus, steckte es ein und ging zum Taxi. Der Friede, den sie spürte, legte sich warm wie die Sonne und undurchdringlich wie eine Rüstung auf sie. Sie war bereit.
    »Das ging schnell«, sagte der Fahrer. »Wohin wollen Sie jetzt?«
    Sie wollte nicht – sie musste. »Ecke Riverside Drive und hundertneunte Straße«, erwiderte sie. »Zur Villa King.«
    Kurz vor Tagesanbruch öffnete Meriden die Augen und stellte fest, dass er auf die Schlampenmadonna blickte. »Hallo Süße – vermisst du mich?«
    Das Gemälde funkelte ihn böse an, vermutlich, weil er völlig nackt war. Er ging zum vorderen Wandschrank, zog die Reisetasche hervor, die er dort aufbewahrte, und

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