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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Passt Ihnen das?«
    Er schwieg weiter und beobachtete sie.
    Geduld hatte noch nie zu ihren Tugenden gehört. »Das ist eine Ja-Nein-Frage, Meriden. Eine einfache Kopfbewegung dürfte genügen.«
    »Mir doch egal, was du tust, Törtchen.« Er senkte den Kopf ein wenig, und sie konnte ihm genau in die Augen sehen, die nun hart wie Diamanten und teuflisch schwarz waren, als wäre er ein vergletscherter Vulkan kurz vor dem Ausbruch. »Solange du mir nicht in die Quere kommst.«
    »Ganz meinerseits.«
Törtchen
hatte gesessen und ließ sie verächtlich lächeln. »Solange du mir vom Acker bleibst, Bauerntölpel.«
    Meriden trat beiseite und ließ ihr gerade genug Platz, um sich an ihm vorbeizudrücken, ohne ihn zu berühren. Rowan ignorierte die Hitze seines bulligen Körpers, die ihre plötzlich überempfindliche Haut an Hals und Wangen wärmte, doch sein Geruch – kühl und dunkel wie mitternächtliche Brandung – erfüllte sie. Sie widerstand der Versuchung, an der Tür zum Bad ein wenig herumzufummeln oder sich nach ihm umzusehen. Sie war kein Kind mehr, das er verängstigen und in die Flucht schlagen konnte.
    Von wegen Törtchen.
    Sie brachte ein lässiges »Man sieht sich« zustande, trat ein und schloss die Tür sorgfältig hinter sich. Und das war gut, denn trotz ihres Zorns wurden ihre Knie immer weicher, und sie zitterte am ganzen Leib.
    Rowan lauschte, hörte ihn aber nicht weggehen oder die Treppe hinuntersteigen. Er stand noch immer auf der anderen Seite der Tür und wartete auf etwas. Das Herz schlug ihr im Hals, als sie nach dem Riegel griff und zusperrte.
    Nach einem langen Moment waren schwere Schritte auf dem Treppenabsatz und dann auf den Stufen zu hören. Kurz darauf öffnete sich die hintere Küchentür und fiel wieder zu.
    Er war weg, und sie glitt an der Tür hinab, bis sie – ein verwirrtes, zittriges Häufchen Elend – auf dem Boden saß. Rowan schlang die Arme um die Beine und drückte die Stirn an die Knie, um sich wieder zu beruhigen. Meriden war ein übergroßer, übellauniger Dummkopf; wenigstens wusste sie das von Anfang an. Er arbeitete tagsüber, sie nachts. Sie brauchte nur seinen Tagesplan zu verinnerlichen und ihm aus dem Wege zu gehen, wann immer er kam oder ging.
    Und dann würde sie sich mit der Frage befassen, warum es nicht Angst war, die sie derart zittern ließ.

5
    Nach Sonnenuntergang kam Dansant, um das Restaurant zu öffnen, doch statt die Speisekarte für den Abend zu erstellen, ging er zur Hintertreppe, um zu sehen, ob Rowan schon unten war. Sie war bereits in der Küche und schaute sich alles genau an.
    Er beobachtete sie kurz und fragte sich, ob er heute wieder so beunruhigend auf sie reagieren würde wie am Vorabend.
    Eigentlich hatte er sich nur um ihre Wunden kümmern und sich vergewissern wollen, dass sie nicht ins Krankenhaus musste. Das würde er schwören. Doch kaum war die Haustür geschlossen, da hatte ihr Duft ihn umhüllt und durchtränkt und war ihm zu Kopf gestiegen.
    Dennoch hatte er sich beherrscht, aber dann hatte sie gesagt:
Gut, Dansant. Tun Sie, was immer Sie wollen
.
    Sie entsann sich natürlich nicht, was danach geschehen war, denn nach dem Rückgewinn seiner Beherrschung hatte er ihr die Erinnerungen so einfach genommen, wie er Rowan zuvor unter seinen Einfluss gebracht hatte.
    Rowan. Schau mich an. Schau!
    Deine Augen – etwas … stimmt nicht …
    Ihre Pupillen hatten sich geweitet, als sie ihm kurz widerstand. Dann hatten sich ihre Wimpern gesenkt und das strahlende Türkis seiner Augen gerahmt, die sich schwach in ihren spiegelten.
    Wieder bestürmte ihn die gleiche gierige Sehnsucht, sobald er nur ihren Duft atmete, doch obwohl er so intensiv war wie am Vorabend, schien Dansant sich nun besser in der Gewalt zu haben.
    Er spürte auch, wie ihm ein riesiger Stein vom Herzen fiel, als wäre er insgeheim überzeugt gewesen, sie würde vor seiner Rückkehr verschwinden und er könnte sie nie mehr berühren. Doch sie war geblieben. Und sie musste gut geschlafen haben, denn sie hatte Farbe bekommen, und ihre Augen blickten wacher, obwohl sie sich weiterhin etwas steif bewegte. Sie wandte den Kopf, als sie seine Anwesenheit bemerkte, und lächelte, doch auch das erschien sorgsam bemessen: nur ein Willkommensgruß, nicht mehr.
    Sie muss das Gleiche empfinden wie ich
, dachte er.
Doch wenn es so ist, will sie nicht, dass ich das weiß – genauso wenig wie ich will, dass sie sich an das erinnert, was ich mit ihr gemacht habe
. »
Bonsoir
,

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