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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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ein »Behandlungszimmer« bringen, wo er und Kirchner sie einer langen, schmerzhaften Befragung unterziehen würden. Aufgrund von Bemerkungen Genaros fürchtete Delaporte die Aufforderung, sie sexuell zu misshandeln. Es war emotional stets wirksamer, Gefangene wiederholt Gewalt durch Exgeliebte erleiden zu lassen.
    Er kehrte ins Schlafzimmer zurück, um sie ein letztes Mal zu betrachten und so in Erinnerung zu behalten, wie sie gewesen war.
    Kaum hatte Delaporte begriffen, dass das Bett leer war, ging schon das Licht an, und ein Revolverlauf drückte an seine Schädelbasis.
    »Du hättest auch in den Tamponschachteln und unter den Müllbeuteln nachsehen sollen, Daddy«, höhnte Nella mit Kleinmädchenstimme. »Du glaubst gar nicht, wie viel sich dort verstecken lässt.«
    »Anscheinend.« Er war beinahe stolz auf sie. »Und was machen wir jetzt, Nella?«
    »Du rührst dich nicht vom Fleck, denn ich weiß, dass die Angaben zu deinen Fähigkeiten als Soldat und Söldner nicht völlig erlogen sind. Und so gern ich jetzt abdrücken würde: Ich brauche leider noch Informationen von dir.«
    Er lächelte. »Dann drück besser ab.«
    Sie trat von hinten vor ihn und führte den Revolver dabei an seinem Hals entlang, bis die Waffe unter sein Kinn drückte. »Um die Lage zu klären: Du bist kein angehender Pädophiler, und ich stehe nicht auf ältere Männer.«
    »Kommt es darauf noch an?«
    »Mir ja. Du wusstest, dass ich nach dem schwächsten Glied in der Kette Ausschau hielt, und hast dich als dieses Glied erscheinen lassen.« Sie musterte seine Augen mit erregt funkelnden Pupillen. »Was habe ich falsch gemacht?«
    »Du hast dich Kirchner gegenüber zu plump verhalten«, gab er zurück und änderte dabei unauffällig seine Stellung. »Und ihm Sex anzubieten, war ein Fehler. Er lebt enthaltsam und verachtet Frauen.«
    Sie wurde nachdenklich. »Dass er verheiratet ist, erschien mir kein Fake zu sein.«
    »Seine ›Frau‹ ist eine erfahrene Leibwächterin«, gab er zurück. »Genau wie die beiden jungen Frauen, die seine fast erwachsenen Töchter spielen.«
    »Du gibst mir da viele wertvolle Informationen, Don – ganz ohne Gegenleistung.« Sie drückte ihm den Lauf etwas fester unters Kinn. »Das tust du sicher nicht, weil du gern Selbstgespräche führst.«
    Er lächelte. »Ich bewundere deine Findigkeit.«
    »Was du bewunderst, sind mein Arsch und meine Titten«, korrigierte sie ihn und wechselte dabei von kultiviertem Amerikanisch zum Englisch der britischen Arbeiterklasse. »Er hat dich also von mir abgezogen.«
    Warum hätte er sie belügen sollen. »Das hat er.«
    »Und wann soll es mich erwischen?«
    Er lächelte wehmütig. »Jetzt.«
    Mit kleinstmöglichem Aufwand überwältigte er sie, indem er ihr den Revolver wegschlug und sie unter seinem Gewicht begrub. Die Waffe ging nicht los, und Nella gab keinen Mucks von sich. Sie probierte alle ihm bekannten und zwei neue Tricks, um ihn abzuschütteln. Dann hörte sie auf damit und lag für kurze Zeit reglos und keuchend unter ihm.
    »Erledige mich jetzt.« Sie hob das Kinn wie ein Tier, das die Kehle entblößt. »Na los. Sonst muss ich mir die Pulsadern öffnen. Du kannst dem Dreckskerl Genaro ja sagen, ich hätte dich erschreckt, und du hättest überreagiert.«
    »Niemand erschreckt mich.« Delaporte legte ihr eine große Hand um den Hals. »Und ich sage ihm nur die Wahrheit.«
    »Blödsinn.« Sie wand sich. »Muss ich dir wieder etwas vorspielen, damit du deine Arbeit erledigst? Die Sterbeszene aus
Othello
vielleicht? ›Töte mich morgen, lass mich heut noch leben‹?«
    Delaporte übte genug Druck aus, um die Blutversorgung ihres Gehirns zu unterbrechen, sodass sie ohnmächtig wurde, ließ aber rechtzeitig los, damit sie am Leben blieb, stieg von ihr herunter und setzte sich neben sie auf den Boden.
    Ihren Fehlern zufolge war Nella noch nicht lange als Ermittlerin im Einsatz. Und anständig ausgebildet war sie auch nicht. Delaporte sah diese Verschwendung guter Agenten nicht gern, auch wenn sie für die andere Seite arbeiteten.
    Nein, wenn er ehrlich war, hasste er die Vorstellung, diese Frau gefoltert und getötet zu sehen, auf dass sie im großen Verbrennungsofen eingeäschert wurde. Sie war ungemein tapfer und auf ihre Weise auch überaus ehrenhaft gewesen.
    Er streifte ihr das Nachthemd ab, riss es in Streifen und fesselte sie damit an den Knöcheln. Als er sie auf den Bauch rollte, um ihr die Hände hinter dem Rücken zusammenzubinden, entdeckte er einen

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