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Schleier der Traeume

Schleier der Traeume

Titel: Schleier der Traeume Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lynn Viehl
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Handyaufnahme von Rowan neben ein Schülerausweisfoto der kleinen Alana King. Er erkannte keine Ähnlichkeit zwischen den Bildern, ließ das Programm aber Alanas Züge mit sechzehn berechnen. Das Mädchen blühte zu einem hübschen Teenager auf, ähnelte Rowan aber noch immer nicht. Und auch ihr Aussehen mit Anfang zwanzig ließ keine Ähnlichkeit mit Rowan erkennen.
    Vielleicht hatte sie die Haare gefärbt und trug farbige Kontaktlinsen? Meriden rief wieder Alanas Schülerfoto auf, änderte Rowans Haarfarbe in Blond und ihre Augenfarbe in Blau und ließ das Programm sie in Jahresschritten verjüngen. Obwohl Rowan mit jedem Foto kindlicher wurde, stellte sich keine Ähnlichkeit mit dem anderen Mädchen ein.
    Wer auch immer Rowan Dietrich sein mochte – Alana King war sie nie gewesen.

14
    Delaporte zog Nellas Arme von seinem Nacken, stand auf und nahm seine sorgsam gefaltete Hose vom Fußende ihres Bettes. Sie habe den Großteil ihres Lebens unter Schlaflosigkeit gelitten, hatte sie ihm gesagt, doch nach wenigen Stunden in seinen Armen fiel sie stets in tiefen, reglosen Schlaf, den erst ihr Wecker beendete. Und manchmal, so hatte sie ihm ungerührt gestanden, verschlief sie auch dessen Klingeln.
    Kaum hatte er Wohnzimmer und Küche inspiziert, schloss er die Schiebetür an der Rückseite des Hauses auf und trat auf die Veranda. Für den Anruf nach draußen zu gehen, war eine unnötige Vorsichtsmaßnahme – Nella würde nur aufwachen, wenn er sie rüttelte –, aber Delaporte wollte nicht in der Nähe seiner Freundin sein, wenn er mit Genaro sprach.
    Seine Freundin
.
    Er zündete eine Zigarette an und inhalierte tief. Nella Hoff hatte mehrere Doktortitel in Fächern, von denen er durchweg nichts verstand und auch nie etwas verstehen würde. Dass sie weder ihr Wissen noch seine Wissenslücken je thematisierte, gefiel ihm. Mit ihr zusammen zu sein, wäre viel schwerer, wenn sie sich wichtig täte.
    Er wählte Genaros Privatnummer, und Jonah war sofort am Apparat.
    »Sie sind spät dran«, sagte der Vorstandschef. »Wie ist der Ermittlungsstand?«
    »Ich habe die Wohnung ganz durchsucht, aber sie bewahrt hier nichts auf«, so Delaporte. »Das Handy, das sie Kirchner untergeschoben hat, war ein bar bezahltes Wegwerfgerät – es gibt also keine Belege darüber.«
    »Was ist mit ihren Telefonen?«
    »Den Festnetzanschluss habe ich so manipuliert, dass ich sehe, wen sie anruft und wer bei ihr anläutet. Ihr Handy bewahrt sie anscheinend im Auto auf.« Er drehte sich so, dass er die dunkle Wohnung durch die Scheibe im Blick hatte. »Falls Sie keinen Wunsch mehr haben, bin ich hier fertig.«
    »Ich habe gerade Nachricht aus New York bekommen«, erwiderte Genaro. »Unsere Suchmannschaft ist verschwunden.«
    Delaporte erstarrte. »Die ganze Crew?«
    »Ja. New York behält die Leichenhallen im Blick, aber ich glaube kaum, dass King Tote zurücklässt.« Genaro klang müde. »Ich wüsste gern, woran er die Mitglieder des Teams erkannt und wie er ihren Aufenthaltsort herausgefunden hat.«
    Delaporte ging es genauso. Er hatte die Männer selbst ausgebildet, und einige waren seine verlässlichsten Jäger. Das veränderte alles. »Soll ich hier also Schluss machen?«
    »Nein. Solange die Frau noch nicht gefunden ist, hat Hoff einen gewissen Wert.« Genaro schien zu überlegen. »Wir erledigen sie morgen im Labor. Kirchner braucht dazu Ihre Hilfe. Melden Sie sich in aller Frühe in meinem Büro.«
    »Jawohl, Sir.« Delaporte beendete das Telefonat.
    Sich mit einer Feindin des Unternehmens auf eine Affäre einzulassen, hatte ihn so angewidert wie die Rolle, die er dabei spielte: die eines möglichen Erpressungsopfers von Nella Hoff. Er verstand das psychologische Kalkül dahinter, ihr einen Möchtegern-Pädophilen vorzuspielen, um sie neugierig zu machen, doch es war ihm absolut nicht recht gewesen, die Unterlagen zu seinem Werdegang plötzlich mit Hinweisen auf eine Vorliebe gespickt zu sehen, die er verabscheute.
    Aber der Widerwille, den er beim Zusammensein mit ihr erwartet hatte, hatte sich nie gezeigt. Ja, er bevorzugte Frauen mit einer offenen, reifen Einstellung zum Sex, aber etwas an Nella Hoff hatte ihm sein Rollenspiel weniger lästig sein lassen. Er hatte ihre Gefügigkeit genossen, auch wenn sie eigennützig gewesen war.
    Der Sex selbst war nervenaufreibend erotisch gewesen.
    Doch dieser Teil seiner Aufgabe war nun zu Ende. Wenn Nella morgen zur Arbeit kam, würde man sie betäuben, diskret aus dem Labor schaffen und in

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