Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
Vom Netzwerk:
Ali, der Herr hat den Emir zum Bankett geladen! Und du sollst dabei die Laute spielen!« Fatima war außer sich vor Aufregung, Begeisterung und Stolz auf ihre Schülerin. Schließlich war sie es, mit deren Hilfe Beatriz ihr dilettantisches Lautenspiel so weit verbessert hatte, dass sie jetzt ihren ersten Auftritt als Musikerin erleben durfte.
    Beatriz konnte die Freude nicht so unbeschränkt teilen. Bislang hatte Mammar sie nie aufspielen lassen. Und nun gleich vor dem Emir? Wer wusste, was der alte Mann wieder vorhatte? Dazu hatte sie sich immer noch nicht ganz an den neuen Namen gewöhnt, mit dem sie inzwischen alle Mädchen im Harem ansprachen. ›Umm Ali‹ – Mutter Alis. Als gäbe es keine Beatriz Aguirre mehr, als wäre ihr ganzes Selbst auf die unerhörte Ehre reduziert, dem Herrn des Harems einen Sohn geboren zu haben. Auch der maurische Name für das bezaubernde, blauäugige Kind schien ihr unpassend. Sie wollte nicht, dass ihr Sohn nach einem Kalifen hieß, und auch wenn ihr klar war, dass sie Alis Erziehung zum Muslim kaum unterbinden konnte, hätte sie doch gern einen vertrauten, christlichen Namen für ihn gehabt. Im Stillen nannte sie ihn nach ihrem Vater ›Alvaro‹.
    »Was ist denn mit Mahtab? Warum wird sie nicht vor dem Emir spielen?« Mahtab war eine ausgebildete Musikerin. Sie spielte besser als Fatima und ganz sicher dreimal so gut wie Beatriz.
    Fatima zuckte die Schultern. »Der Emir spricht sehr gut Spanisch. Vielleicht mag er es, wenn du ihn mit kastUianischen Weisen unterhältst. Es ist zumindest mal etwas anderes, und das dürfte der Herr anstreben. Er bemüht sich immer, dem Emir etwas Ausgefallenes zu bieten, wenn er ihn mit der Ehre eines Besuches bedenkt.«
    Oder er will dem Emir seine künftige zweite Gattin vorstellen, dachte Beatriz. Und hofft, dass ich ihm vor dem Fürsten nicht widersprechen werde. Eigentlich wäre so etwas ja mehr eine kastilianische denn eine maurische List, die Araber hielten ihre Frauen selbst vor ihren besten Freunden verborgen. Aber konnte man es wissen? Beatriz traute Mammar nicht über den Weg. Und sie war nach wie vor unentschlossen. Alle ihre Freundinnen rieten ihr natürlich, den Wünschen des alten Mannes endlich zu entsprechen. Aber Beatriz suchte immer noch fieberhaft nach einem Ausweg.
    Nun, vielleicht bot sich ja jetzt eine Möglichkeit im Wechsel von der Odaliske zur Musikerin. Womöglich konnte sie den Emir mit ihrem Gesang so bezaubern, dass er sie für seinen Harem kaufte und wie Ayesha nur zur Unterhaltung seiner Gäste hielt. Beatriz lächelte über sich selbst. Wunschträume! Wie dumm sie war. Sie sollte sich endlich mit ihrem Schicksal abfinden.
    »Wozu der ganze Aufwand, der Emir wird uns doch sowieso gar nicht sehen.« Unwillig schüttelte Beatriz den Kopf, an dem Susanna und zwei andere Zofen jetzt schon seit über zwei Stunden herumfrisierten und schminkten. Langsam war sie des Stillsitzens müde. »Ich sollte lieber meinen Auftritt noch einmal üben.«
    »Ach, tu nicht so, als könntest du die zwei liedchen nicht im Schlaf!«, meinte Susanna. »Und natürlich wird der Emir dich sehen. Wenn auch nur durch einen GazeVorhang, aber du musst auf jeden Fall auf alles vorbereitet sein. Nun halte still, wir sind ja gleich fertig.«
    Beatriz und die anderen Musikerinnen wurden in edelste Kleider gehüllt und ihre Gesichter von hauchdünnen Schleiern gerade so weit verborgen, dass die Konturen ihrer Züge etwas weicher und sanfter wirkten. SpezielleZofen verbrachten Stunden damit, Henna-Ranken auf ihre Hände und Füße zu malen. Als Susanna schließlich zufrieden war, präsentierten sie sich alle als vollkommene Schönheiten, aber Beatriz strahlte unter ihnen wie ›der leuchtende Mond unter lauter Sternen‹.
    So jedenfalls drückte es Soraya aus, und sie wirkte dabei gar nicht missgünstig, sondern im Gegenteil gut gelaunt und freundlich. Beatriz verwunderte das, aber die Haltung der Ersten Frau ihr gegenüber hatte sich in den letzten Tagen sowieso gewandelt. Soraya war viel offener und wirkte nicht mehr so angespannt und von Neid zerfressen wie in der ersten Zeit nach Alis Geburt.
    »Viel Glück, Umm Ali!«, sagte sie schließlich, was Beatriz völlig verblüffte. Mit diesem Titel hatte Soraya sie bislang noch nie bedacht.
    Der Vorhang, hinter dem die Musikerinnen aufspielten, war tatsächlich aus sehr feinem Chiffon. Zumindest die Umrisse der Frauen und die Farben ihrer Kleider und ihres Haars waren mühelos dahinter zu erkennen. Auch

Weitere Kostenlose Bücher