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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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entführte. Beatriz liebte dieses Lied. Es war so leicht, sich in die Rolle der Prinzessin zu träumen und den Haremsmauern in den Armen seines Liebsten zu entkommen.
    Der Emir hing wie gebannt an ihren Lippen. Sein Gesicht spiegelte seine Erregung wider.
    Beatriz, sie war hier! Nach Monaten der Sorge und der Selbstanklage hatte er sie endlich gefunden. Und ihre Schönheit und seine Liebe zu ihr waren kein Trugbild einer überhitzten Phantasie nach dem Kampf, wie er sich tausendmal vorgebetet hatte, um endlich vergessen zu können. Nein, dieses Haar war tatsächlich so leuchtend wie rotglühendes Gold. Ihre Augen spiegelten wirklich die Tiefe des Meeres, und ihr Körper versprach die Süße und Weichheit einer reifen Frucht. Die Monate im Harem hatten ihre Reize voll erblühen lassen. Amir sehnte sich danach, von ihren Lippen zu trinken, ihren Körper zum Gefäß seiner Liebe zu erheben.
    »Mammar ...« Nein, so ging es nicht, er dürfte nicht flüstern, seine Stimme dürfte nicht beben. Amir straffte sich.
    »Mammar al Khadiz. Ich bin hingerissen von dem Gesang und dem Körper dieser Sklavin. Ich wünsche, dass du sie mir zum Geschenk machst.« Der Emir sprach einen Wunsch aus, aber es klang wie ein Befehl.
    Mammar zuckte zusammen, als hätte man ihn geschlagen.
    Die Mädchen hinter dem Vorhang stießen Laute des Erstaunens aus.
    Mit einem Missklang entfiel die Laute Beatriz’ Händen.
    Hatte sie richtig gehört? Tat sich ihr da wirklich die Freiheit von Mammars Harem auf? Aber nein, selbst wenn der Wesir die Bitte seines Herrn erhörte – für Beatriz bedeutete das nur den Wechsel von einem Gefängnis ins andere. Unzweifelhaft unterhielt der Emir ebenfalls einen Harem. Und die Mauern der Alhambra dürften noch weitaus schwerer zu überwinden sein als die Gitter an den Fenstern des Hauses Al Khadiz.
    Mit einem Seufzer griff Beatriz erneut nach dem Instrument.
    Amir hatte jedoch ihr Erschauern und das hoffnungsvolle Aufleuchten ihrer Augen bemerkt. War es möglich, dass sie seine Gefühle teilte? Hatte sie ihn vermisst, sehnte auch sie sich danach, von ihm geliebt zu werden? Gut, sie sah nicht gerade aus wie ein Mädchen, das sich nach seinem Liebsten verzehrte. Aber es konnte auch nicht sein, dass Mammar ihr Herz gewonnen hatte. Ein so alter Mann und eine derart sprühende Schönheit ...
    Bei Mammar sah das allerdings anders aus. Mit einem Blick erkannte Amir, dass der alte Mann Beatriz völlig verfallen war. Sein Gesicht war erblasst, als der Emir seine Bitte geäußert hatte, und er wirkte, als wäre etwas in ihm zerbrochen. War Beatriz also doch das Mädchen, das ihm seit Wochen den Schlaf raubte? Hatte er deshalb gelogen und sie vor Amir versteckt? Auf Amirs diesbezügliche Vorwürfe hatte Mammar mit phantasievollen Ausflüchten reagiert, aber so ganz hatte der Emir ihm das nicht glauben wollen. Eine kleine Sängerin, beiläufig hergeschenkt von einem Geschäftsfreund? Sollte Mammar wirklich nicht gewusst haben, wie viel Geld Beatriz’ Versteigerung erbracht hatte?
    Amirs schlimmste Befürchtungen bewahrheiteten sich, als der Wesir sich vor ihm zu Boden warf.
    »Herr, nehmt mir all meine Ämter und all meinen Reichtum! Nehmt mir mein Augenlicht, wenn es Euch gefällt, aber lasst mir diese Frau. Ich habe Euch belogen, sie ist mehr als eine kleine Musikantin. Sie gehört mir bereits, sie hat mir einen Sohn geschenkt.«
    Beatriz also war die Mutter von Mammars viel gerühmtem kleinem Nachkömmling. Amirs Herz krampfte sich zusammen, aber dann drängte er die Sache rasch beiseite. Ihm war schließlich klar gewesen, dass er Beatriz nicht als Jungfrau zurückbekommen konnte. Er würde dem Wesir anbieten, das Kind bei Hofe zu erziehen.
    Eine große Ehre ...
    Zunächst gebot Amir dem alten Mann jedoch mit einer Handbewegung Schweigen.
    »Mammar, redet nicht irre! Was soll ich mit Euren Augäpfeln, sie werden mein Bett nicht wärmen. Und was solltet Ihr in diesem Fall mit diesem Mädchen, dessen Schönheit Ihr doch nie mehr sehen könntet!«
    Beatriz versuchte, sieh auf ihre Musik zu konzentrieren, aber trotzdem wanderte ihr Blick immer wieder zu den nun heftig diskutierenden Männern. Je länger sie den Emir beobachtete, desto weniger konnte sie es leugnen: Sie kannte diesen großen, dunkelhaarigen Jüngling. Seine im Gespräch mutwillig aufblitzenden, dunklen Augen – schwarz, nein doch nicht schwarz, braun, mit tanzenden Funken darin. Die scharfen, klaren Züge ... und kräftige Muskeln, die jetzt unter

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