Schleier des Herzens (German Edition)
Wellen der Lust am Strand der Ekstase brachen.
Gleich ... gleich würde sie aufschreien, gleich würde er sie mit dem Meer seiner Liebe überschwemmen ...
Doch dann unterbrach eine schüchterne, aber bestimmte Männerstimme ihre vollkommene Vereinigung.
»Amir ... Herr ... Verzeih mir!«
Amir und Beatriz schraken gleichermaßen auf.
Am Eingang zum Haus stand Hammad, offensichtlich im Zwiespalt zwischen Scham und Lüsternheit.
In Amirs Augen blitzte es gefährlich.
Hammad machte eine abwehrende Handbewegung. »Nein, lass mich nicht gleich vierteilen, Allah ist mein Zeuge, ich habe geklopft. Und es ist mir mehr als unangenehm, dich bei diesem löblichen Tun stören zu müssen.« Er streifte Beatriz mit einem anzüglichen Lächeln.
Amir richtete sich auf. Beatriz versuchte verschämt, ihre Blöße zu bedecken.
»Hammad, ich schwöre dir, und wenn du zehnmal mein Freund bist: Wenn du mir jetzt keinen sehr guten Grund für dein Kommen nennst, werde ich dich ohne Zögern dem Henker überantworten!«
Die Stimme des Emirs klang hart und drohend, während seine Erektion zu Beatriz’ Bedauern langsam zusammen sank.
»Ein Heer aus Kastilien hat unsere Ostgrenze überschritten. Nein, keine kleine Cabalgada, diese Streitmacht hat der König gesammelt. Es reicht nicht, eine Garnison zu schicken, wir werden das Heer sammeln müssen. Untensteht ein Bote mit der Kriegserklärung. Du musst ihn empfangen. Reicht das als Grund?« Hammad verbeugte sich.
»Lass den Boten vierteilen!«, knurrte der Emir. »Er hat mich bei der Eroberung der wichtigsten Festung meines Lebens gestört! Das wird nicht ungestraft bleiben. Wir werden dieses Heer vernichten ...«
»Amir ...«, flüsterte Beatriz. Wie konnte er so von diesem Heer sprechen? Es waren Kastilier, ihre Leute ...
Amir wandte sich ihr zu. Seine Augen flehten.
»Meine Morgensonne! Wie kannst du mir verzeihen? Warum habe ich die Tür nicht verschlossen, sie mit Barrikaden versehen gegen die wirkliche Welt? Für uns sollte es heute eine Reise zum Scheitelpunkt der Lust geben, aber Piraten haben das Schiff gestürmt. Warte auf mich, Beatriz. Behalte deine Liebe, sag jetzt nicht hoch einmal nein, schließ die Pforte nicht, brich die Brücke nicht ab!«
Amir hielt ihre Hand und bedeckte ihre Finger mit Küssen.
Beatriz entzog sich ihm brüsk.
»Es sieht so aus, mein Herr, als stünde der Tod ewig zwischen uns.«
Sie weinte, als er ging.
Am nächsten Tag beobachteten die Mädchen von den Zinnen des Frauenturmes den Auszug des granadinischen Heeres.
Amir ritt ihm stolz auf seiner rot glänzenden Stute voraus.
Beatriz war gegen ihren Willen beeindruckt von den lebhaften Pferden, den schimmernden Lanzen und Bannern, den lachenden, selbstsicheren Reitern. Amir sah zu den Haremsfenstern auf, aber sie versuchte nicht, ihm zuzuwanken.
Ayesha legte ihr tröstend die Hand auf die Schulter.
»Gräm dich nicht, er kommt wieder. Er tut jetzt natürlich schneidig, aber er wird keine großen Risiken eingehen. Wenn der Emir fällt, bevor er einen Sohn gezeugt hat, stürzt das Land ins Chaos. Das weiß er, und das weiß auch seine Leibgarde. Hammad und seine Leute werden ihn beschützen.«
»Vielleicht hat er ja gestern einen Sohn gezeugt!«, meinte Susanna neckisch und warf einen viel sagenden Blick auf Beatriz’ Leib.
Beatriz schüttelte den Kopf. »Sicher nicht. Dazu sind wir gar nicht erst gekommen. Und ich hatte auch keine Zeit, mein sonstiges Anliegen vorzutragen. Das ist es, weshalb ich mich gräme, Ayesha. Ich habe Léon und die anderen enttäuscht ...«
Ayesha zuckte die Achseln. »Inshallah ... Wir können daran nichts ändern. Zarah hat eine Gnadenfrist. Aber du musst es wieder versuchen, wenn er zurückkehrt.«
Beatriz seufzte. »Ich glaube, das Schicksal ist gegen uns. Und eigentlich ist es ja auch richtig. Ich stehe an der Schwelle, einen Eid zu brechen. Offensichtlich will Gott nicht, dass ich diese Sünde begehe.«
Ayesha verdrehte die Augen. »Ach, Beatriz, so oft mischt Gott sich gar nicht ein. Und wenn doch, so wird er die liebe immer höher bewerten als einen alten Eid. Und du liebst den Emir doch, oder?«
Beatriz errötete.
»Natürlich nicht!«, sagte sie brüsk. »Wie könnte ich ihn lieben! Er hat meinen Verlobten getötet, er zieht gerade gegen mein Volk in den Krieg. Er ist mein natürlicher Feind!«
Ayesha lachte.
»Dann wirst du ja gut schlafen in der nächsten Zeit und dich nicht um ihn sorgen!«, neckte sie die Freundin. »Und wenn ich dich doch
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