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Schleier des Herzens (German Edition)

Schleier des Herzens (German Edition)

Titel: Schleier des Herzens (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Veronica Wings
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versorgen. Nein, fang nicht noch mal damit an.Wir müssen ihr nicht alles sagen, aber dieses Schweigen muss auch ein Ende haben! Ich hole jetzt Ayesha. Sie wird wissen, was zu tun ist.«
    Ayesha trennte sich sofort von ihren Freundinnen, als sie Beatriz entsetztes Gesicht sah und ihr verschmutztes Gewand bemerkte.
    »Wie läufst du denn hier herum?« Geschickt nahm sie einen ihrer Schleier ab und drapierte ihn um die Trinenspuren auf Beatriz’ Kleid. »Du musst dich unbedingt neu schminken, oder leg wenigstens die Cobija um. Du siehst aus, als hättest du ein Gespenst gesehen!«
    »Ein Geschöpf der Hölle ist es ganz sicher, aber leider nicht körperlos«, gab Beatriz zurück. »Ayesha, ich weiß jetzt ...«
    »Du weißt was?« fragte die andere scharf. »Hat Blodwen geplaudert?«
    Beatriz schüttelte den Kopf. »Nein, Mustafa. Aber du ... Hast du es gewusst? Weißt du – wisst ihr womöglich alle, was da in Zarahs Gemächern vor sich geht?«
    »Leise! Sprich um Allahs willen leise, du redest uns alle um Kopf und Kragen! Nein, ich weiß es nicht, und eigentlich will ich es auch gar nicht wissen. Beatriz ... kannst du mich nicht damit verschonen?«
    Ayesha klang unwillig, aber nicht so verzweifelt und verängstigt wie Blodwen und Léon. Sie musste ihnen helfen.
    »Ayesha, jemand muss etwas tun. Und du kennst dich in diesen Dingen aus. Komm wenigstens mit. Hör dir den Jungen wenigstens an!«
    Ayesha seufzte, folgte ihr aber willig. Allerdings wehrte sie unterwegs jede Unterhaltung ab. Erst als sie Beatriz’ Gemächer erreichte, ließ sie sich die Geschichte erzählen.
    »Ja, so ungefähr: hatte ich mir das gedacht«, sagte sie müde. »Solche Dinge kommen vor, Mustafa. Du darfst sienicht persönlich nehmen. Versuche, sie an dir ablaufen zu lassen.«
    »Er soll was?«, empörte sich Beatriz. »Die Sache nicht persönlich nehmen? Bist du von Sinnen?«
    Ayesha zuckte die Schultern. »Menschen wie Zarah wollen andere zerstören. Alan kann sich nur gegen sie wehren, indem man Körper und Seele trennt, sobald man ihre Folterkeller betritt.«
    »Hast du das auch in der Schule gelernt?«, fuhr Beatriz sie an. »Hat man dir die Techniken bei deiner wundervollen Khalida gezeigt?«
    Mustafa verbarg das Gesicht immer noch in seinen Händen.
    Ayesha blieb ruhig. »Man hat mir gesagt, dass es so etwas gibt. Und wie man überlebt, wenn es einem widerfährt. Khalida verkauft keine Lustsklaven, aber wir alle können nur das Gesicht sehen, das uns ein Mensch am Tage zeigt. In der Nacht kann daraus die Fratze der Perversion werden. Und nicht nur hier, Beatriz. Auch ein keusches, christliches Mädchen in Kastilien kann in die Hände eines Lüstlings fallen. Obwohl ihr Vater das Beste wollte, als er ihn ihr als Gatten wählte. So ist die Welt nun einmal, Mädchen. Wir können sie nicht ändern.«
    »Das werden wir noch sehen!«, trumpfte Beatriz auf. »Du willst nicht wirklich behaupten, Zarah habe das Recht dazu. Das kann euer Koran nicht erlauben!«
    Ayesha schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht. Auf das, was Zarah tut, steht der Tod. Aber wie willst du es beweisen?«
    »Ich spreche mit Hassan ...«
    Die erfahrene Odaliske schenkte ihr ein müdes Lächeln.
    »Oh, Hassan weiß es. Du glaubst nicht wirklich, dass ihm in diesem Harem irgendetwas entgeht! Was meinst du, wer Kalim zum Dienst an dieser Pforte eingeteilt hatte?«
    »Er weiß es? Und er tut nichts dagegen?« Das war Mustafa. Seine Stimme klang ungläubig.
    »Was sollte er denn tun? Zarah darauf ansprechen? Sie würde ihn vierteilen lassen!«
    »Er könnte den Emir alarmieren«, meinte Beatriz. »Oder weiß der es etwa auch?« Allein der Gedanke, Amir könnte so etwas dulden, riss ihr Herz entzwei.
    »Nein, der Emir weiß es sicher nicht. Aber wenn er Zarah zur Rede stellte, stünde ihr Wort gegen das eines Eunuchen. Sie würde alles abstreiten. Und in diesem Fall ließe der Emir Hassan vierteilen.«
    Ayesha sprach so gelassen, als ginge es um ein Gesellschaftsspiel.
    »Es muss doch eine Lösung geben, ohne dass jemand gevierteilt wird!«, wütete Beatriz. »Was wäre, wenn der Emir Zarah mitten bei ihren Tun ertappte?«
    Mustafa gab einen Schreckenston zwischen Aufschrei und Wimmern von sich.
    »In diesem Fall würde nur geköpft«, bemerkte Ayesha nüchtern. »Und zwar alle Beteiligen. Vielleicht auch gesteinigt, zumindest die Mädchen. Beatriz, wach auf! Ob unter Zwang oder nicht: Dein kleiner Freund hier hat mit Haremsmädchen, ja sogar mit einer Ehefrau Unzucht

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