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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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die ganze Mühe für das Mädchen gelohnt hatte. Ein Ruf aus dem Lager ließ sie zu einem hastig eingenommenen Morgenmahl aus Haferbrei und Bier eilen. Und dann waren sie auch schon wieder auf ihrem Ritt nach Norden.
    An diesem Tag hatte die Sonne beschlossen, sich hinter den Wolken zu verbergen. Die Luft wurde kälter und der Wind immer stärker, während sie in Richtung Küste ritten. Die Zeit verging jetzt schneller, zumindest schien es so. Doch Margriet wusste, dass ihre Gespräche mit den drei Schotten, bei denen sie ihnen Worte und Sätze auf Norn beibrachte, halfen, die Zeit schneller vergehen zu lassen. Zwei oder drei Mal hielten sie an, um sich auszuruhen. Aber Rurik trieb sie zu größerer Eile an, als er am Abend zuvor versprochen hatte.
    Als die Sonne langsam unterging, trafen sie auf den Mann, den Rurik immer voraus schickte, um sich um ihr Nachtlager zu kümmern. In der Kolonne sprach man davon, dass man heute Abend zum Schlafen ein Dach über dem Kopf haben würde. Margriet lächelte schon allein bei dem Gedanken, ein Bett unter sich zu spüren. Nach so vielen Nächten auf harter Erde, nur mit ein oder zwei Decken als Unterlage, würde selbst eine dünne Strohmatratze einen ungeheuren Luxus bedeuten.
    Margriet lehnte sich zu Elspeth hinüber und flüsterte ihr eine leise Warnung zu. Sie betraf ihr Verhalten in dem Dorf. Sie waren bei ihrer Maskerade etwas nachlässig geworden. Wenn ihre Lüge nicht entdeckt werden sollte, mussten sie vorsichtiger sein. Nach all den Jahren im Kloster, mussten sie die fromme Art der Nonnen nur ein wenig mehr nachahmen, wenn man sie jetzt beobachten würde.
    Die Männer schienen ebenso aufgeregt darüber zu sein, in ein Dorf zu kommen, wie sie. Doch als drohe Gefahr, rückten sie enger an Margriet und Elspeth heran.
    Es war ein weitläufiges Dorf, das an der Stelle lag, wo der Fluss, dem sie nordwärts gefolgt waren, auf einen anderen traf, der nach Westen, tiefer nach Caithness hinein und dann nach Schottland floss. Der Ort bestand aus einigen Holzhäusern, ein paar Läden und einem Gasthaus. Man konnte ihn nicht mit dem belebten Kirkvaw und noch nicht einmal mit dem kleineren Thurso oder Wick vergleichen. Während sie zu dem zweistöckigen Gasthaus ritten, das geduckt am äußersten Rand des Dorfes kauerte, entdeckte Margriet keine Kirche und kein Kloster.
    Der Gastwirt, ein Mann fast so hoch wie breit, der gerochen haben musste, dass hier Geld von einer Reisegruppe zu holen war, kam aus der Tür und auf sie zu. Aus den Fenstern beobachteten einige andere Männer und zwei junge Frauen das Geschehen. Die Frauen knöpften mit einer deutlichen Geste ihre Mieder auf, die so vulgär wie unnötig war. Denn nach einer tagelangen Reise mit zwei Nonnen und unter den Einschränkungen, die deren Gelübde ihnen auferlegten, übersahen die Männer Angehörige des schönen Geschlechts nicht. Selbst wenn es Huren waren, die beim schamlosen Anbieten ihrer Ware fast aus dem Fenster fielen.
    Auf Ruriks Zeichen hin stieg keiner aus dem Sattel. Donald und Leathen ergriffen sogar die Zügel von Margriets und Elspeths Pferden, gerade so, als seien sie bereit zur Flucht. Während Rurik mit dem Wirt wegen ihrer Unterkunft, dem Essen und anderen Dingen verhandelte, die sie für die Reise benötigten, stieg die Spannung beständig und erfüllte die Luft ringsumher.
    Erst als Rurik nickte und den Gastwirt zustimmend am Arm fasste, stiegen die Männer von ihren Pferden und ließen ihre Waffen los. Als die zwei Frauen von den Fenstern aus auf den Hof sprangen, beide barfüßig – das unbedeckte Haar fiel ihnen offen über den Rücken, und genauso frei rutschten ihnen die Brüste aus dem Miedern –, stellte Margriet fest, dass sie von allen vergessen auf ihrem Pferd saß. Während sie die gierigen Gesichter der Männer betrachtete und beobachtete, wie sie drängelten, um eine bessere Sicht auf das zu erhaschen, was zum Verkauf angeboten wurde, wusste sie, dass heute Nacht in dem Dorf nicht nur Münzen ausgestreut werden würden.
    Ein Geräusch erregte ihre Aufmerksamkeit, und sie drehte sich um. Sie sah, wie Sven Elspeth vom Pferd half. Er wartete, bis das Mädchen sein Gleichgewicht wiedergefunden hatte. Dann erst löste er den Griff um ihre Taille. Gerade als sie etwas sagen wollte, kam Rurik und streckte ihr die Hand entgegen. Sven ging von Elspeth fort, wechselte zuvor aber noch einen bedeutungsvollen Blick mit dem Mädchen.
    Margriet glitt gerade vom Pferd, wobei Rurik ihr half, als der

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