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Schleier und Schwert

Schleier und Schwert

Titel: Schleier und Schwert Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: brisbin
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erinnerte sich an das, was zuvor über die beiden geredet worden war.
    „Ja, das stimmt. Sie ist eine gute Freundin und eine Frau, die es wert ist, von einem Mann geheiratet zu werden, den ich Laird nenne.“
    Er leerte seinen Becher und stülpte ihn um, sodass er nicht mehr gefüllt werden konnte. Doch er rührte sich nicht von seinem Platz. Margriet nahm an, dass er noch nicht gehen wollte.
    „Und jetzt kehrt Ihr zu Eurem Vater nach Kirkvaw zurück?“
    Mit angehaltenem Atem wartete sie darauf, ob er antwortete oder nicht. Dass seine Mutter Schottin war, hatte er schon erzählt. Jetzt wollte sie mehr über seinen Vater erfahren.
    „Aye, Schwester. Mein Vater ruft mich nach Hause zurück, so ähnlich wie den verlorenen Sohn in Eurer Bibel.“ Er strich sich mit beiden Händen über den Kopf und zuckte zusammen, als er die Stelle berührte, die sie genäht hatte.
    „Blutet es noch?“
    „Nein, es zieht nur etwas, wenn ich mich bewege. Wie ich schon sagte, ist es nur eine Fleischwunde und nicht das Schlimmste, was ich bis jetzt zu erleiden hatte.“
    Die Männer stürzten sich auf das Thema und erzählten ihr eine Geschichte nach der anderen über seinen Mut und seine Kampfeskraft. In jeder triumphierte er über die größten Widrigkeiten. Margriet überlegte, was davon wohl der Wahrheit entsprach und was die Männer hinzufügten und wie sie die Geschichten ausschmückten, wenn sie sie immer wieder erzählten. Sie sah, wie Rurik bei ihren Worten lachte. Nie korrigierte er ihre Erzählungen oder fügte ihnen etwas hinzu, aber er nickte, wenn er sich an einige Stellen erinnerte.
    „Ähnelt eine Schlacht dem heutigen Kampf?“, fragte sie ihn. Noch nie hatte sie eine richtige Schlacht gesehen, sondern nur in Büchern darüber gelesen oder Geschichten darüber gehört. Hier war jemand, der im heftigsten Schlachtengetümmel gewesen war und überlebt hatte, um davon zu berichten.
    „Nein, Schwester“, begann er. Sie merkte, dass das Wort „Schwester“ ihm nun leicht über die Lippen ging, gerade so, als würde er endlich glauben, dass man sie zu Recht so nannte. „Das heute war einfach nur eine Übung. Ein Training, das wegen unserer Reise längst überfällig war.“ Er wandte sich um und sah jeden der Männer an, bevor er fortfuhr. „Von heute an wird es jeden Tag ein Training geben. Wir werden den Norden nicht als Schwächlinge erreichen, die ihre Fähigkeit, ein Schwert zu führen, eingebüßt haben. Ihr lehrt sie die Worte, und ich werde sie an das Schwert erinnern.“
    Seine Ankündigung wurde mit Hochrufen begrüßt. Offensichtlich fiel es Männern schwer, längere Zeit ihre Waffen nicht einzusetzen und nicht aufeinander loszugehen. Noch etwas an Männern, das Margriet einfach nicht verstehen konnte.
    Jetzt erhob sich Rurik und streckte die Hand aus, um ihr beim Aufstehen zu helfen. Mit einem Schritt zur Seite verhinderte er erfolgreich, dass Sven bei Elspeth das Gleiche tat. Er hatte verstanden. Margriet und Rurik erlaubten, oder besser gesagt, zwangen Elspeth, ihnen voraus zu gehen, sodass sie keine Möglichkeit mehr hatte, mit Sven zu sprechen. Sie betraten das Gemach, und Rurik blieb an der Tür stehen. Unsicher, ob er eintreten sollte oder nicht, zog er die Tür langsam zu. Doch dann hielt er einen Augenblick inne und öffnete sie wieder so weit, dass er etwas sagen konnte.
    „Schwester Elspeth“, flüsterte er. „Schwester Margriet wird Euch einen guten Rat geben, und ich rate Euch dringend, über ihre Worte nachzudenken.“
    Dann ging er. Der Riegel fiel, und die Tür war fest verschlossen. Margriet wandte sich Elspeth zu, die sie zornig ansah.
    „Elspeth, das musst du verstehen
    “
    „Dass alles eine Lüge ist, Mylady? Das verstehe ich sehr gut“, unterbrach Elspeth sie. „Eine Lüge zu Eurem Vorteil.“
    „Und auch zu deinem“, fügte Margriet hinzu. „Ich versprach dir einen Platz in meines Vaters Haus und einen guten Ehemann.“
    Elspeth riss sich den Wimpel und den Schleier vom Kopf und schleuderte beides gegen die Wand. Solch eine Reaktion hatte Margriet bei dem Mädchen noch nie erlebt. Wo immer nur Ergebenheit gewesen war, herrschte mit einem Mal Dreistigkeit. Jetzt stand sie da, die Fäuste in die Hüften gestemmt, das Kinn vorgereckt und sah aus wie jemand, der nicht mehr akzeptierte, was zuvor noch akzeptabel gewesen war.
    „Ich habe den passenden Ehemann schon gefunden.“
    Margriet rang nach Worten. „Elspeth, du denkst doch wohl nicht daran, ihn zu heiraten!“
    „Er hat mir seine Liebe gestanden.“
    Margriet

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