Schlimmer geht immer
wegwirfst.«
Ich sah mir die zweite Szene an.
»Fällt dir irgendetwas auf?«, fragte Mr Murphy.
»Na ja … Vermutlich sah es irgendwie so aus, als wollte ich sichergehen, dass niemand in der Nähe ist.« Alles an mir wirkte seltsam in der zweiten Szene. Als würde ich etwas völlig Unnatürliches oder Illegales tun.
»Jetzt öffne die Tüten«, sagte Mr Murphy.
Ich tat es. In jeder war ein Bündel Geldscheine. Er nahm das Geld und steckte es wieder in seine Hosentasche. »Nathan, als du dachtest, du würdest Müll wegwerfen, sahst du ganz normal aus. Als du wusstest, dass du eine Tüte voll Geld wegwirfst, sahst du alles andere als normal aus. Agenten werden oft damit beauftragt, Dinge in Mülleimern oder so zu platzieren oder etwas herauszuholen. Ich glaube, du könntest eigentlich ganz gutdarin sein, zumal du ja garantiert kein Herzklopfen vor Aufregung kriegst.« Er kicherte nach diesen Worten, dann fügte er hinzu: »Du musst nur immer daran denken, was du hier gerade gelernt hast.«
»Das werde ich.« Mir wurde klar, dass ich, was auch immer ich wegwarf, immer so tun musste, als wäre es Müll, auch wenn ich genau wusste, dass es etwas Wertvolles war. Das würde ich hinkriegen.
Er reichte mir eine dritte Tüte. »Wirf die hier weg.«
»Ist es Geld oder Müll?«, fragte ich.
»Egal. Es wird oft vorkommen, dass du nicht weißt, was du da wegwirfst. Oder warum.«
Ich nahm die Tüte und warf sie in den Mülleimer. Dabei tat ich mein Bestes, so zu tun, als sei es Müll.
Als ich zurückkam, sagte Mr Murphy: »Gut gemacht. Das war eine einfachere Lektion als die meisten anderen.«
»Wenigstens war ich diesmal nicht in Gefahr, von Wachhunden zerfleischt zu werden.«
Er lächelte. »Wer weiß? Die Nacht ist noch lange nicht vorbei.«
Aber da waren keine Hunde, um die ich mich sorgen musste. Wir verbrachten noch eine Stunde damit, über Spionage zu reden, und über ein paar Dinge, die ich in dem Buch von ihm gelesen hatte. Er war vielleicht seltsam in vielerlei Hinsicht, aber er war wirklich ein guter Lehrer.
Beim Frühstück am nächsten Morgen war ich wieder allein. Es war Mittwoch, also ging ich davon aus, dass Mom wieder ganz aufgeregt war wegen der neuen Teddykramlieferungen. Das war gut so. Ich war schließlich alt genug, um auf mich selbst aufzupassen. Zumal ich ja ohnehin nichts zu essen brauchte. Außerdem fühlte ich mich richtig erwachsen, weil ich wusste, dass meine Eltern mir vertrauten.
Als ich aus dem Haus kam, ging ich sofort auf die andere Straßenseite, damit Spanky nicht in Versuchung kam, meine Finger oder Zehen anzuknabbern. Er sah vom Rand des Rasens zu mir rüber. Ich musste ihm unbedingt Hundeleckerli besorgen. Ihm war es bestimmt egal, wenn die nach meinen Händen rochen.
»Ich hab gestern Abend mit Onkel Zardo gesprochen«, berichtete Abigail, als ich in der Schule ankam.
»Wie geht es ihm?«
»Gut. Er ist immer noch auf Bezimo. Jedenfalls habe ich ihm von deinem Problem erzählt, und er ist sich sicher, dass er dir helfen kann.«
»Wirklich?«
»Ja. Er hat sich gleich darangemacht, Verschwinde-Gestank zu entwickeln.«
»Oh nein!«, schrie ich Abigail ins Gesicht. »Keine Formeln mehr! Und schon gar nicht von deinem Onkel. Die letzte hat mich das Leben gekostet. Und diese hier wird vermutlich bewirken, dass meine Nase abfällt.«
»Vielleicht hast du recht«, gab Abigail zu. »Er neigt tatsächlich dazu, unerwartete Resultate zu erzielen, wann immer er ein Labor betritt. Aber ich finde es süß von ihm, dass er uns helfen wollte.«
Es klingelte, noch ehe ich ihr sagen konnte, dass »süß« nun wirklich das letzte Wort war, das ich benutzen würde, um ihren Onkel zu beschreiben. Wir gingen rein.
Auf dem Weg in unser Klassenzimmer sagte Mookie: »Ichglaube, ich hab gestern Abend ein neues Heilmittel gefunden. Ich hab Zombie Surfer gelesen, das ist ein supergenialer Comic. Jedenfalls haben sie in Bild siebenunddreißig den einen Zombie mit einer Hirntransplantation geheilt.«
»Niemals! Vergiss es!«
»Aber es klingt doch ganz logisch. Wir könnten dein Hirn in einen anderen Körper verpflanzen. Warte – vielleicht müssen wir auch ein anderes Gehirn in deinen Körper pflanzen. Ich weiß nicht mehr genau, wie sie es gemacht haben.« Er wandte sich an Abigail. »Braucht Nathan ein neues Gehirn oder einen neuen Körper?«
»Beides«, antwortete sie. »Oder keins von beidem. Du hingegen brauchst nicht nur ein neues Gehirn, sondern auch einen neuen
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