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Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Schloss der Engel: Roman (German Edition)

Titel: Schloss der Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Diana Itterheim , Jessica Itterheim
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gemischt mit Verachtung, las ich in ihnen – und diesmal lag ich ganz sicher richtig mit meiner Deutung.
    »Dann wäre ja alles geklärt. Ich bin froh, dass ich dir helfen konnte.« Er klang sarkastisch, verletzend, aber ich hatte nichts anderes verdient. Meine Lügen waren zu offensichtlich.
    »Möchtest du umkehren?«
    »Nein, wieso denn?«, fragte ich unschuldig, blickte ihn verständnislos an und lief weiter.
    Wenige Minuten später bog Christopher auf einen schmalen, selten benutzten Trampelpfad ab. Ich zögerte. Ich wollte noch klären, wie ich ins nächste Dorf kam – für meinen Handykauf.
    »Ist das die Richtung zum Nachbarort?« Ich deutete den Weg entlang, der weiterführte.
    Christopher musterte mich so gründlich, dass ich wegschauen musste, um nicht rot anzulaufen.
    »Warum willst du das wissen?«
    Ich beschloss, die Wahrheit zu sagen. Ihn noch einmal zu belügen, würde ich nicht fertigbringen.
    »Mein Handy scheint sich in Luft aufgelöst zu haben, und ich würde gerne ungestört mit meinen Eltern telefonieren. Im Sekretariat geht das ja wohl kaum.«
    »Lynn?!«
    Christophers Reaktion verblüffte mich. Mit einem schnellen Satz war er bei mir und umfasste meine Arme. In seinen Augen lag der weiche, beinahe traurige Blick, der mir den Verstand raubte. Trotz besseren Wissens genoss ich die tausend prickelnden Perlen, die seine Berührung über meine Haut jagte.
    »Lynn, auch wenn es dir schwerfällt, du musst anfangen loszulassen und die Tatsachen zu akzeptieren.«
    Ich starrte ihn verwirrt an. Was meinte er mit loslassen ? In meinem Kopf krampfte sich plötzlich alles zusammen und begann sich zu drehen. Meine Eltern! Ich hatte von ihnen geträumt – wie damals bei meiner Großmutter. Ich spürte, dass meine Knie nachgaben.
    Christopher hielt mich fester. Im Gegenzug wurde seine Stimme sanfter. »Lynn, du kannst nicht mehr mit deinen Eltern oder Freunden sprechen. Nie wieder.« Die letzten Worte flüsterte er nur.
    Ein hysterisches Lachen hallte durch den Wald – meines! Laut Christopher musste halb Italien im Meer versunken sein.
    Er schüttelte mich, damit ich wieder zur Vernunft kam, aber ich konnte nicht anders. Etwas Blöderes hätte ihm nicht einfallen können, das mich davon abhalten sollte, allein durch den Wald zu laufen, um mir ein neues Handy zu besorgen.
    Mein Lachen stockte, als ich seinen samtgrünen Augen begegnete. Sein Blick brachte mich zum Schmelzen, erinnerte mich daran, dass er mich noch immer festhielt. Mehr denn je fühlteich seine Wärme, atmete seinen berauschenden Duft ein, bis mein Herz aufhörte zu schlagen.
    Doch bevor ich mich ihm an den Hals werfen konnte, brachte mich – völlig unerwartet – ausgerechnet mein Verstand wieder zur Vernunft. Es gab einen Grund für seinen dümmlichen Spruch und die vorgeschobene Blümchensuche: Er spielte mit mir! Wollte er sich für meine allzu offensichtlichen Lügen rächen und mir beweisen, dass er ein toller Typ und ich ihm verfallen war?
    Nie gekannte Wut keimte in mir auf. Obwohl Christopher mich um Haupteslänge überragte und eindeutig stärker war als ich, schaffte ich es, mich aus seiner Umklammerung zu befreien. Mit aller Kraft holte ich aus und schlug ihm ins Gesicht.
    Mein Angriff überraschte ihn, und ich nutzte meine Chance, um ihn beiseitezustoßen. Doch Christopher war schnell – viel zu schnell. Mit einem einzigen Schritt war er bei mir.
    »Du glaubst mir nicht?« Seine Lippen pressten sich zu einer geraden Linie zusammen.
    Ich schüttelte den Kopf und blitzte ihn herausfordernd an. »Wie könnte ich?! Da musst du dir schon etwas Besseres einfallen lassen, wenn du mich aufhalten möchtest.«
    Christophers Stimmung veränderte sich. Mitleid lag nun in seinen Augen und etwas, das ich als Angst definiert hätte. Allerdings fand ich keine vernünftige Erklärung für dieses Gefühl – aber ich war ja auch kein geschulter Von-den-Augen-Ableser.
    Zweifel schlichen sich in Christophers Züge, während er mich betrachtete. Schließlich rang er sich durch, mir zu antworten: »Gut. Ich werde es dir beweisen.«
    Ohne auf meinen Protest zu achten, schob er mich vor sich her. Wir folgten einem kleinen, munter plätschernden Bachlauf, der sich durch den Wald schlängelte. Christopher drängte mich unnachgiebig weiter, wenn ich versuchte, stehenzubleiben oder mich aus seinem Klammergriff zu befreien. Als derBach eine große, blassgrüne Aue erreichte, entfuhr mir ein erstaunter Pfiff. Rechts und links vom Ufer des Bachlaufs

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