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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Kleid ist voller Sand. Euer Ärmel ist abgerissen. Hat Severin Euch geschlagen? Jedenfalls hat er Euch nicht ins Gesicht geschlagen. Das war klug. Es könnte die Leute auf Oxborough verärgern, die sich Euch noch verbunden fühlen.«
    Hastings lächelte. »Ich fürchte, er wird Euch heute Nacht nicht von großem Nutzen sein, Marjorie.«
    »Severin ist der Herr von Oxborough. Er beschützt Eloise, mehr will ich nicht von ihm.«
    »Hat er sich als Jüngling im Bett so ungeschickt angestellt?«
    »Das hätte er Euch nicht erzählen sollen. Wir waren damals beide noch sehr jung. Ich wollte jenen alten Mann nicht heiraten und ihm meine Jungfernschaft schenken, also gab ich sie Severin. Doch das liegt viele Jahre zurück.«
    Wortlos schob sich Hastings an Marjorie vorbei und rannte die Wendeltreppe hinauf. Sie brauchte etwas zum Anziehen - keine wallenden Gewänder, sondern
    Männerkleider. Es kümmerte sie nicht, ob dort draußen Räuber lauerten. Alles war besser, als hier zu bleiben. Sobald Severin sich wieder einigermaßen erholt hatte, das wusste sie, würde er zurückkommen und sie verprügeln. Vielleicht würde er sie nicht gleich totschlagen, aber doch so, dass jedermann auf Oxborough die blutigen Striemen sehen konnte - auch Marjorie.
    Und sie könnte ihr Kind verlieren.
    Wenig später betrat sie mit erhobenem Kopf die Ställe und befahl, Marella zu satteln. Während Tuggle sich um die Stute kümmerte, schlüpfte sie unbemerkt in den kleinen Raum, in dem die Stalljungen schliefen. Doch die Kleider, die sie dort fand, waren alle zu klein und unglaublich schmutzig.
    Lächelnd ritt sie an Alan, dem Wächter, vorbei und rief ihm zu, dass sie auf dem Weg ins Dorf sei. Leicht verwundert winkte er ihr. Hatte er erwartet, sie blutig und voller blauer Flecken zu sehen?
    Sie ritt geradewegs zur Sattlerwerkstatt und bat Meister Robert, sich nochmals das Zimmer ansehen zu dürfen, von dessen Fenster aus der Sattel auf sie geschleudert worden war. Schon besser, dachte sie, während sie die Truhen der Lehrjungen durchsuchte, die in einer Ecke des Zimmers gestapelt waren. Sie stopfte ihre Beute unter ihre Kleider und verabschiedete sich von Meister Robert, der gerade in höchsten Tönen das prachtvolle Wetter dieses schwarzen Tages lobte.
    Vom Dorf ritt sie in den Wald von Beethorpe und wechselte die Kleider. Bei der Hose hatte sie sich verschätzt, sie war viel zu eng. Doch die Tunika war weit genug, um den größten Teil ihrer Oberschenkel zu bedecken. Sie schnürte die Beinriemen und zog weiche Lederstiefel darüber.
    Dann stieg sie wieder auf ihr Pferd.
    Sie hatte weder Geld, noch Essen, noch eine Waffe.
    Wohin sollte sie sich wenden?
    Ratlos saß sie auf Marella. Sie verdiente wahrhaftig Prügel, aber nicht, weil sie Severins Zorn auf sich gezogen hatte. Nein, sie verdiente sie, weil sie so dumm war.
    Kurz entschlossen lenkte sie Marella zurück ins Dorf, wo es ihr gelang, Ellen allein zu sprechen, die gerade in dem kleinen Garten ihrer Mutter hinter der Bäckerei Unkraut jätete.
    Als sie wenig später das Dorf wieder verließ, hatte sie einen Bogen und sechs Pfeile, ein Messer, drei in ein großes Tuch gewickelte Brotlaibe und eine Decke bei sich.
    »Du hast was getan?«
    »Sie ist die Herrin von Oxborough. Sie reitet oft ins Dorf hinunter. Ich habe mir nichts dabei gedacht, sie gehen zu lassen, Mylord.«
    Severin schlug sich mit der flachen Hand an die Stirn. Er war gekommen, um sie endgültig zu erwürgen. Vorher hätte er sie wahrscheinlich auch noch ordentlich durchgeprügelt. Zumindest hätte er sie solange angeschrien, bis sein Zorn verraucht war. Das war es, was er dort unten am Strand hatte tun wollen. Aber nichts davon war geglückt. Verflucht noch einmal, erst hatte sie zur nächsten Bucht schwimmen wollen. Und dann hatte sie ihn auch noch fast entmannt. Erst jetzt war er so weit, dass er wieder einigermaßen aufrecht stehen konnte. In einem langen Schluck trank er das Bier, dass Alice ihm reichte.
    Gereizt fragte er sie: »Du weißt wohl von nichts, oder?«
    Sie schenkte ihm nach und erwiderte ruhig: »Selbst wenn ich etwas wüsste, würde ich nichts sagen, Mylord. Ich will nicht, dass ihr oder dem Kind ein Leid geschieht.«
    Severin ließ seine Faust auf den Tisch krachen. »Sie ist nicht schwanger!«
    »Wenn sie es sagt, dann ist sie es.«
    »Hat sie es dir erzählt?«
    »Nein, aber Dame Agnes hatte sich schon ihre Gedanken gemacht. In letzter Zeit war Hastings oft flau im Magen und sie hatte kaum noch

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