Schloss der Liebe
Sattel, die Zwiebeln und der Kohl waren zu Mus gekocht und ohne Salz. In dem Brot aus schlecht gemahlenem Mehl fanden sich ganze Getreidekörner. Hastings hoffte, de Luci möge daran ersticken, aber er stürzte sich mit vollem Eifer auf seinen Teller, den er mit großem Genuss leerte.
Severin aß langsam, in dem Bewusstsein, dass das Essen, so schlecht es auch war, ihm zu Stärke verhalf. Er hatte eben seinen Becher geleert, als de Luci auch schon brüllte: »Fesselt ihn wieder! Ich traue ihm nicht!«
Was blieb Severin übrig, als sich zu fügen. De Luci hatte seinen Dolch gezückt und hielt ihn an Hastings' Brust. Wenigstens hatte er wieder Gefühl in seinen Händen. Es würde eine Weile dauern, bevor die engen Fesseln sie wieder taub werden ließen.
Wie gebannt ruhte sein Blick auf Hastings. De Luci hatte seinen Dolch zwar sinken lassen, aber er starrte auf den zerrissenen Stoff, der Hastings' Brüste verbarg. Jetzt streckte er seine Hand danach aus, da sagte Marjorie etwas zu ihm über das Kind, und er zog sie wieder zurückzog. De Luci lachte. Severin dachte an Gwent und die anderen. Er hoffte inständig, dass sie überlebten und keine Räuber kämen und sie töteten. Gwent würde sicher sofort wissen, wer dahinter steckte. Es kam niemand anderes in Frage als de Luci. Sicher würde er sich auch denken, dass de Luci doch noch am Leben war. Und dass er sie nach Sedgewick verschleppt hatte. Wenn er irgend konnte, würde er kommen.
Im Saal wurde es dunkel. Man hatte zwar Kerzen angezündet, aber in den Winkeln und Mauern des Raumes lauerten breite, schwarze Schatten. Kaum war die Sonne untergegangen, wurde es merklich kälter. Bald darauf stand de Luci auf, streckte sich und sagte zu Marjorie: »Du wirst mir heute Nacht noch einmal deine Dienste erweisen.« Zu Severin rief er hinüber: »Ich weiß, dass Ihr sie schon einmal hattet, als Ihr ein Jüngling wart! Sie ist immer noch über die Maßen schön. Ich mag es, wenn sie auf dem Rücken liegt und ihr Haar um ihren weißen Körper ausgebreitet ist. O ja, sie bereitet mir viel Vergnügen, aber nicht halb so viel, wie es Hastings tun wird.« Er beugte sich zu Marjorie hinunter und küsste sie hart auf den Mund. Eloise schrie auf.
De Luci richtete sich auf und drohte seiner Tochter mit der Faust. »Sei still, du dummes kleines Gör. Bei Sankt Georgs Zehen, du machst mich krank. Geh schon vor in meine Gemächer, Marjorie, und mach dich bereit, während ich noch ein wenig mit meiner Zukünftigen plaudere.«
Offenbar hatte er es sich anders überlegt. Hastings versuchte sich nichts anmerken zu lassen, aber es war schwierig. Er war schlüpfrig wie ein Aal und völlig unberechenbar. Sie dachte gar nicht daran zu baden, sich umzuziehen oder auch nur ihr Haar zu bürsten, wenn er ihr nicht das Messer an den Hals setzte.
Marjorie nickte nur und verließ mit Eloise den Saal. De Luci sah sich im Kreis der Anwesenden um und wirkte sehr zufrieden mit sich selbst. »Ja«, sagte er und rülpste, »ich werde mich mit der Frau vergnügen, die Eure erste war, Severin. Würdet Ihr gern zusehen, wie ich mir Marjorie vornehme? Sie hat Stein und Bein geschworen, Ihr hättet sie auf Oxborough nicht angefasst.
Ich frage mich, ob sie die Wahrheit sagt. Ich kann mir einfach nicht vorstellen, dass ein Mann Nein sagt, wenn sie ihm schöne Augen macht. Aber wie auch immer. Danach werde ich mich um Eure Frau kümmern. Sie ist zwar nicht so schön wie Marjorie, aber ihr Reichtum macht sie überaus begehrenswert. Ob sie sich wohl zur Wehr setzen wird, wenn ich zärtlich werde? Die meisten Frauen zieren sich nicht lange. Und Hastings? Nun, wir werden ja sehen. Dann, mein feiner Lord, werde ich Euch töten. Das wird dieser Woche einen krönenden Abschluss verleihen.«
Er hatte ihre Worte nicht ernst genommen, dachte Hastings, während sie ihn betrachtete. Er glaubte tatsächlich, ihr ungestraft Gewalt antun zu können. Der Mann war wahnsinnig. Sie sagte: »Ich möchte kurz mit Severin reden.«
De Luci lachte. »Das wäre ja noch schöner, Mylady.« Zu Ibac gewandt befahl er: »Bring ihn zurück ins Verließ. Er hat genug gegessen. Hastings konnte mit eigenen Augen sehen, dass ich ihn weder foltere noch hungern lasse. Ich hoffe, sie weiß jetzt, dass ich es aber tun werde, wenn sie sich mir verweigert. Seht Ihr, Hastings, ich lasse ihn am Leben, um sicher zu gehen, dass Ihr mir das nötige Entgegenkommen zeigt.«
Hastings beobachtete, wie Trist in Severins Tunika schlüpfte, als er langsam
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