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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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lieber ist.«
    Dame Agnes lächelte und tätschelte Alices Schulter. »Das mit den Frauen und den Männern wird immer ein Rätsel bleiben. Trotzdem - wir hier auf Oxborough wollen beten und hoffen, dass der Lord und die Lady sich noch sehr, sehr lange diese verlangenden Blicke zuwerfen, zumindest so lange, bis sie herausfinden, dass sie einander von Herzen zugetan sind.«
    Hastings sah Torric zögernd auf Severin zugehen, der in dem hohen Lehnstuhl thronte, von dem aus er über alle hiesigen Streitfälle und Verbrechen entschied und vor den er auch einen Mann treten ließ, von dem er wusste, dass er ihn betrog. Gwent stand an seiner Seite.
    Severin hatte sie in den Großen Saal gebeten, damit sie der Verhandlung beiwohnen konnte. Sie war erfreut gewesen, dass ihm ihre Anwesenheit wichtig war. Dass Torric ein Dieb war, hatte sie zutiefst enttäuscht. Aber sie hatte die Einträge mit eigenen Augen gesehen. Über viele Jahre hinweg hatte er gestohlen und sich nicht einmal die Mühe gemacht, es zu vertuschen. Das Geld war einfach verschwunden, ohne irgendeine Angabe oder Erklärung, was damit geschehen war.
    »Tretet näher, Verwalter!«, rief Severin. »Ich möchte Euch den Beweis für Euren Betrug zeigen.«
    Mit geraden Schultern und hoch erhobenem Haupt ging Torric schneller auf Severin zu. »Ich bin kein Dieb«, gab er mit lauter Stimme zurück, die bis in den letzten Winkel des Großen Saals zu hören war. »Ich war nur so dumm, nach Lord Fawkes Tod auf Oxborough zu bleiben.«
    »Wohl wahr, Ihr habt Euch nicht aus dem Staub gemacht. Und nun werdet ihr mir diese Einträge erklären. Sie gehen über viele Jahre zurück. Ich verstehe nicht, weshalb Ihr nicht einmal versucht habt, Euren Diebstahl zu tarnen. Ist Euer Hochmut so groß? Habt Ihr nie befürchtet, Lord Fawke würde Euch eines Tages wie ich auf die Schliche kommen?«
    Torric blickte auf die Pergamentbögen, die seine sorgfältig notierten Zahlen zeigten. Er schluckte. »Hochmut ist mir fremd, Mylord. Und ich bin kein Dieb. Es sieht nicht gut für mich aus, nicht wahr, Mylord?«
    »Ich würde sagen, dass Gwent es kaum erwarten kann, Euch an Eurem ausgemergelten Hals aufzuhängen.«
    Torric fuhr sich mit der Hand an die Kehle.
    »Was habt Ihr mit all dem Geld getan, Torric? Liegt es vergraben in Hastings' Kräutergarten?«
    »Mylord, bei Gott dem Herrn schwöre ich, dass ich Lord Fawke niemals bestohlen habe. O weh, ich fürchte, ich muss alles offenbaren, oder eines unehrenhaften Todes sterben.«
    »Es ist die einzige Möglichkeit, eventuell lebend aus dieser Sache herauszukommen. Ich möchte Euch raten, die Geschichte glaubhaft und hörenswert zu machen.«
    Der Verwalter schien immer noch mit sich selbst zu hadern. Endlich sah er Severin gerade in die Augen und sagte: »Lord Fawke selbst befahl mir, die Summen so einzutragen, wie Ihr sie in den Büchern von Oxborough vorgefunden habt. Ich habe nur getan, worum er mich gebeten hat.«
    Ihr Vater sollte sich selbst betrogen haben?
    »Das ergibt keinen Sinn, Torric«, widersprach Severin. »Alles in allem ist es ein kleines Vermögen, das Oxborough dadurch verloren hat. Zum Glück ist Oxborough vermögend genug, um diesen Verlust ohne Folgen zu verschmerzen. Aber diesem Diebstahl muss Einhalt geboten werden. Ich bin es jetzt, den Ihr bestehlt. Hört auf zu lügen, und Ihr erspart Euch das Äußerste.«
    Aber Torric ließ sich nicht beirren. »Ich lüge nicht. Ich habe nie zuvor davon gesprochen, weil ich Lord Fawke einen heiligen Eid darauf schwören musste. Ich habe nur das eingetragen, was er mir aufgetragen hat. Ich habe nur ausgeführt, was mir befohlen wurde.«
    Gwent konnte sich nicht länger zurückhalten und schrie ihn an: »Hör schon auf zu lügen, du dreckiger kleiner Bastard! Bei den Zähnen des Teufels, wie ich euch hasse, ihr miesen Lügner und Betrüger. Gesteh dein Verbrechen, oder ich werde dir auf der Stelle die Kehle zudrücken.«
    Angsterfüllt wich Torric zurück, wurde aber sofort von der schweren Hand eines der Soldaten auf gehalten. »Bitte, Mylord, ich sage die Wahrheit. Das Geld ging nach Süden. Alle drei oder vier Monate brachte es Lord Fawke zusammen mit drei oder vier Männern dorthin. Ihr habt doch sicher bemerkt, dass die Geldbeträge in den Büchern sehr regelmäßig auftauchen? Ich weiß nicht, wer dort lebte oder vielleicht noch lebt. Nur Lord Fawke wusste es. Falls die Männer es wussten, die ihn begleiteten, mussten sie Verschwiegenheit geloben, so wie ich. Nur Männer seines

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