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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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fuhr er sich durch die Haare. »Lass uns schlafen gehen, Hastings. Die Nacht ist kurz. Hoffen wir, dass der Regen endlich aufhört. Ich möchte diesen unwirtlichen Ort so bald wie möglich verlassen.«
    Tatsächlich klarte der Himmel gegen Morgen auf. Severin weckte Hastings mit einem Kuss auf die Schläfe. Sie schlug die Augen auf und sah ihn an, hob die Hand und strich zärtlich mit den Fingerspitzen über seinen Mund, seine Nase und die Wangen. »Ich bin froh, dass du mich mitgenommen hast.«
    »Leider reicht die Zeit nicht, damit du mir deine Dankbarkeit in aller Form beweisen kannst.« Er schlug die Decken zur Seite und stand auf.
    Eine Stunde später hatten sie Wigham Abbey verlassen. Hastings wandte sich noch einmal um und warf einen letzten Blick auf die klobigen Gebäude. Sogar in der freundlichen Morgensonne wirkten sie kalt und abweisend. »Ob in Nonnenklöstern auch so eine bedrückende Stimmung herrscht?«
    »Benediktiner lieben es, sich zu quälen«, antwortete Gwent. »Sollen sie doch in ihrem selbst gewählten Elend verfaulen. Ich kann mir zwar nicht vorstellen, dass Gott daran Gefallen findet, aber wer weiß?«
    Tabar ging es schon viel besser. Er konnte sogar bereits wieder pfeifen und hörte gar nicht mehr auf, sich bei Hastings zu bedanken.
    »Er ist noch jung«, meinte Severin, »und wird sich unweigerlich unsterblich in dich verlieben, aber das wird Vorbeigehen. Ich will sein Schmachten und Schwärmen einstweilen dulden. Aber wenn es zu lange andauert, wird ihn eine kräftige Ohrfeige schon kurieren.«
    Hastings lachte und sie gab ihm einen liebevollen Stoß in die Rippen. Er lächelte sie an und streckte die Hand nach der ihren aus.
    Gwent knurrte zufrieden und sagte zu sich selbst: »Dem Himmel sei Dank, ein Wunder ist geschehen und er hat es nicht verpatzt.« Mit keiner Frau hatte sich sein Herr jemals derartig unbefangen gegeben. Selbst in Gesellschaft von Männern verhielt er sich meist verschlossen und wortkarg. Jetzt hörte er Severin sogar lachen. Es war wahrhaftig ein Wunder. Den anderen Männer bemerkten es ebenfalls und sahen es mit Wohlgefallen.

Kapitel Fünfzehn
    Am Nachmittag des fünften Tages erreichten sie Yorkshire. Das Wetter blieb warm und trocken und sie ritten östlich an Leeds vorbei in Richtung Hawksmere auf die Küste zu. Das Dorf Langthorne lag unmittelbar hinter der oberen Flussmündung. Hastings war hin- und hergerissen zwischen der Vorfreude darauf, Langthorne kennen zu lernen, und der bangen Furcht, ob Severins Mutter inzwischen wohl gefunden worden war. Die arme Frau. Sie hoffte von ganzem Herzen, dass die Kräuter der Heilerin ihr helfen konnten. Krankheiten im Kopf waren besonders beängstigend, weil keine Verletzungen, kein Fieber und keine gebrochenen Glieder zu sehen waren. Das Gebrechen lag im Verborgenen. Niemand kannte seine Ursache. Das war auch der Grund, warum Geisteskranke gefürchtet und geschmäht wurden.
    Burg Langthorne thronte auf einer leichten Anhöhe am nördlichen Ende der Flussmündung. Das Anwesen wirkte so betagt wie die schwarzen Felsen, die hier und da aus den Feldern ragten. In den Außenmauern klafften breite Risse, aus denen Steine wie in einem Wasserfall herabrieselten. Die Felder ringsum wirkten verwahrlost, die Menschen abgerissen und ärmlich. Sie hatte gewusst, dass Severin sie geheiratet hatte, um an die nötigen Mittel zum Wiederaufbau seines Zuhauses zu kommen, aber sie hatte nicht erwartet, dass die Lage so verzweifelt war. Severins Miene war ernst und verschlossen. Er sagte kein Wort. Früher oder später wäre er auf jeden Fall nach Langthorne zurückgekehrt, aber Hastings war froh, dass es schon so bald war. Es würde großer Anstrengungen bedürfen, Langthorne in seiner alten Pracht wiederherzustellen, wie auch immer diese beschaffen gewesen war. Diese Burg würde an ihre Söhne und Töchter weitergegeben werden. Sie sollten keine Ruine erben.
    Severins Mutter war inzwischen wohlbehalten auf Langthorne gefunden worden. Sir Rogers Leute hatten sie hoch in einem Baum auf einem Zweig sitzend gefunden, wo sie ihre nackten Beine baumeln ließ. Lachend und winkend hatte sie sie begrüßt.
    »Ich bedaure, dass es drei Tage gedauert hat, Mylord«, sagte Sir Roger, sichtlich mit sich zufrieden. Niemand hatte sich sonderlich überrascht gezeigt, als sie in den Burghof ritten. Offenbar war ihr Besuch bereits angekündigt worden. Sir Roger war hochgewachsen und seine Beine dünner als die Beine der Esstische im Großen Saal von

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