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Schloss der Liebe

Titel: Schloss der Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Catherine Coulter
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Schwiegermutter sah, hätte sie am liebsten geweint. Sie waren aufgerissen und voller Schmutz, einige Wunden waren verkrustet, aus anderen drang immer noch Blut. Sie sah zu der Frau auf, deren ungewaschenes Haar in dürren Strähnen auf ihre mageren Brüste herabhing und die nun stumm dasaß. Ruhig sagte sie: »Madam, erlaubt mir, dass ich Euch behandle.«
    Die Frau streckte eine schmutzige Hand aus und berührte leicht Hastings' Wange. »Ich war auch einmal so hübsch wie du. Vor langer, langer Zeit. Damals war ich in einen Mann verliebt. Er sah fast so aus wie der, der eben neben dir in der Tür stand. Er ist gestorben, weißt du. Ein dummer Zufall hat ihn umgebracht. Er fiel betrunken vom Pferd und landete in einem Graben. In dem Graben war Wasser, nur ein ganz kleines bisschen Wasser, aber er fiel mit dem Gesicht nach unten hinein und ist ertrunken. Findest du nicht, dass das eine dumme Art ist zu sterben?«
    »Ja, das ist wahr. Der Mann neben mir, den ihr vorher gesehen habt, ist Euer Sohn, Severin.«
    »Severin? Was für ein eigenartiger Name. Ich hätte ihn William genannt, nach dem großen Eroberer. Ich erinnere mich an Severin. Er war immer so ein ruhiger Junge, aber stark, sehr stark. Einmal hat er mich mit einer Hand über seinen Kopf gehoben. Aber dann ist er fortgegangen. Ah, wie meine Füße schmerzen.«
    Hastings entschied, ihre Schwiegermutter selbst zu pflegen. Sie würde die dicke Frau nicht im selben Zimmer mit ihr dulden. Die zweite Frau, die Severin mit der Pflege seiner Mutter betraut hatte, bekam Hastings nie zu Gesicht. Erst nach einer Weile fiel ihr ein zu fragen: »Wie ist Euer Name, Madam?«
    »Ich heiße Moraine. Früher war ich auch einmal so schön wie du.«
    »Das seid Ihr immer noch«, erwiderte Hastings mit fester Stimme, als sie Moraines dreckverkrusteten, blutenden Fuß in der Hand hielt.
    »Sir Roger erklärt, meine Mutter wäre fortgelaufen, als eine der Frauen krank wurde, nichts weiter. Er sagte, er bedaure den Vorfall außerordentlich. Aber er habe sie schließlich gefunden, und nun sei sie in Sicherheit. Er entschuldigte sich vielmals dafür, dass er keinen Boten geschickt hat, aber wollte mich nicht unnötig beunruhigen. Da er sie ja unverletzt aufgefunden habe, sei meine Reise ganz umsonst gewesen. Den Mann, der nach Oxborough kam, wolle er bestrafen. Ich antwortete ihm, dass er keine Strafe verdiene, da ich ja ohnehin vorhatte, in nächster Zeit nach Langthorne zu kommen.
    Außerdem meinte er, dass seine Geliebte, Glenda, immer freundlich zu meiner Mutter wäre - ja, dass sie sogar regelrecht Tränen vergieße, wenn sie ihre Anfälle hat und vergisst, wer und wo sie ist. Er sagte, meine Mutter habe Glenda durchaus in ihr Herz geschlossen, solange sie nicht gerade dem Wahnsinn anheim fiele. Außerdem scheint er richtig stolz auf sich zu sein, dass er sie gefunden hat und dass ihr nichts zugestoßen ist. Er findet auch nichts Verwerfliches daran, sie in dieser kleinen Kammer hausen zu lassen. Schließlich und endlich sei sie ja verrückt. Wenn sie die meiste Zeit ohnehin nicht wisse, wo sie ist, wäre der große Raum doch die reine Verschwendung.«
    »Ich hoffe, du hast ihn umgebracht, Severin.«
    Langsam, sehr langsam verschwand der Ausdruck wilden Zorns von seinem Gesicht. Er hörte auf, wie ein gefangenes Tier auf und ab zu laufen und lächelte zu ihr hinunter. »Mein Blut war so sehr in Wallung, dass es nichts gab, was ich lieber getan hätte. Aber ich konnte mich gerade noch beherrschen. Möglich, dass er den Tod verdient, ich bin mir noch nicht sicher. Dennoch hat mich seine Haltung zutiefst erstaunt, Hastings. Er sah überhaupt nichts Falsches in all dem, was er getan hat. Ich glaube, er erwartet sogar eine Belohnung von mir, weil er sie gefunden hat. Ich wollte ihm noch weitere Fragen stellen, aber er verließ den Saal, als ich für einen Augenblick abgelenkt war. Bei den Ellbogen des heiligen Olaf, selbst das Bier, das er mir einschenken ließ, schmeckte nach Pisse.«
    »Dann lass mich ihn für dich umbringen. Ich wette, du wirst früher oder später noch herausfinden, dass er es verdient.«
    Verdutzt blieb er stehen und hob eine schwarze Augenbraue. »Du bist ein junges Ding und führst solche Reden?«
    »O ja, er verdient einen Dolch in sein schwarzes Herz. Und was diese Mätresse angeht, so hast du ja gehört, was deine Mutter gesagt hat. Dass sie von diesem Flittchen von Langthorne fortgejagt wurde. Sir Roger hat das also bestritten? Ich wüsste zu gern, wer die

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