Schloss meiner Sehnsucht
konnte er eine leichte Brühe zu sich nehmen, dann sank er schon wieder schlaff ins Kissen zurück.
Leises Klopfen schreckte ihn aus dem Dämmerschlaf. „Hallo, Volker.“ Eine sanfte, leise Stimme.
„Melanie!“ Er versuchte sich aufzurichten, doch heute ging es gar nicht, so sehr er es auch wollte. Der Körper verweigerte einfach seinen Dienst.
„Schön, dass du kommst.“ Er streckte die Hand nach ihr aus.
„Wie fühlst du dich?“ Sie beugte sich über ihn und gab ihm einen Kuss.
„Heute nicht gerade zum Bäume ausreißen. Diese Übelkeit schafft mich.“
„Das vergeht wieder, glaub mir.“ Sie setzte sich dicht neben das Bett auf einen Stuhl, hielt seine Hand, lächelte ihm aufmunternd zu.
„Wenn du’s sagst...“
„Ganz bestimmt.“ All ihre Zuversicht legte sie in ihre Stimme. Verbreitete Optimismus, obwohl Volkers Anblick nicht den geringsten Vorwand dafür lieferte. Blass, dunkle Augenringe, eingefallene Wangen, zittrige Hände... im Grunde war er ein Bild des Jammers, und doch liebte sie ihn heute fast noch mehr als früher, als er so stark und lebensbejahend gewirkt hatte.
„Was hast du heute gemacht?“, wollte er wissen. „Warst du in der Uni?“
„Klar doch! Ich kann es mir nicht leisten, ein Semester zu verbummeln.“ Sie lachte. „Drei von unseren Jungs sind im Sezierraum umgefallen. Einfach so. Ohne Vorwarnung. Und ausgerechnet die mit der größten Klappe.“
„Und dann?“ Liebevoll sah er sie an.
„Dann haben wir sie an die frische Luft getragen. Etwas gutes altes Riechsalz – und die Erde hatte sie wieder.“
Er lachte. „Ja, ja, wir Männer sind eben nicht hart im Nehmen. Was war denn sonst noch los? Wie geht es Kerstin und Tim? Hat er...“ Jetzt blitzte wieder ein wenig von seinem alten Schalk auf, „hat er sich endlich getraut, sie zu fragen?“
Melanie runzelte die Stirn. „Was denn?“
„Na – ob sie ihn will.“
„Will sie doch. Das ist doch klar, oder vielleicht nicht?“
„Ich meinte, ob sie ihn heiraten will!“
„Nee, nicht?“ Sie beugte sich noch weiter zu ihm. „Er will wirklich heiraten? Das ist ja klasse!“
„Find ich auch. Die beiden... das ist in meinen Augen das perfekte Paar.“ Sein Griff um ihre Finger wurde ein wenig fester. „Komm ein bisschen näher. Ich brauche was von deiner Spezialmedizin.“
„Aber du fühlst dich doch nicht...“
„Komm her.“ Sein Blick ließ ihren nicht los, und als sie endlich ganz nah war, flüsterte er: „Ich liebe dich, Melanie.“ Und noch ehe sie etwas sagen konnte, küsste er sie lange und anhaltend.
Auf einmal waren alle Beschwerden wie weggeblasen. Für einen Kuss lang waren sie unbeschwert glücklich.
+ + +
„Wir sehen uns spätestens in Monaco. Bis dann. Und – danke für den Tipp.“ Oliver von Sternburg klappte das Handy zu und schlug mit der Faust auf den kleinen Marmortisch, dass die Rotweinkaraffe samt Glas gefährlich ins Wanken gerieten.
„Hallo, was ist denn mit dir?“ Unbemerkt war Vera näher gekommen.
„Wie lange bist du schon da?“, fauchte der Mann.
„Eben erst gekommen. Warum?“
„Ach, nichts. Ist egal.“ Mit Mühe riss er sich zusammen. Vera durfte nicht noch misstrauischer werden. Sie stellte in den letzten Tagen sowieso schon viel zu viele Fragen. „Wann musst du los?“
„Gleich. Nur... ich bin heute gar nicht gut drauf.“ Sie lachte leise. „Ich brauch was. Du hast doch noch Vorräte, oder?“
Stirnrunzelnd sah er sie an. „Findest du nicht, dass du ziemlich viel von dem Zeug zu dir nimmst? Das ist doch...“
„Himmel, jetzt nur keine Moralpredigt. Du bist für irgendwelche Vorhaltungen nun wirklich der total Falsche.“ Ihre schönen Augen verengten sich zu Schlitzen. „Stimmt es, dass du was mit dem Brand auf Sternburg zu tun hast?“
„Quatsch.“
„Na, ich könnt mir da so einiges zusammenreimen...“ Aufreizend langsam setzte sie sich ihm gegenüber in den Liegestuhl, streckte die Beine aus und kreiste mit den Zehenspitzen an seinem Oberschenkel entlang.
„Du hast eine blühende Fantasie“, meinte Oliver.
„Stimmt. Auf allen Gebieten.“ Das schöne Modell rutschte etwas tiefer, der Fuß bewegte sich höher...
„Miststück!“ Lachend stand Oliver auf, beugte sich über sie und küsste sie verlangend. Seine Hände griffen in ihr Haar, langsam zog er sie hoch. Ihr Körper war sonnenwarm, erregte ihn wieder einmal bis aufs äußerste. Sie nahmen sich nicht die Zeit, ins Haus zu gehen. Auf der Terrasse konnte sie niemand
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