Schloss meiner Sehnsucht
Antipasti, während Vera nur etwas Salat aß. „Was ist – holst du mir was?“, fragte sie.
Oliver stand auf. „Das machen wir lieber im Haus“, meinte er. Vera stand auf, legte den Arm um seine Taille und lachte leise. „Mit dir ist es wenigstens nicht langweilig“, meinte sie, als Oliver in der Küche in einen alten Topf griff, der mit Zitronenblüten bemalt war. Zwei kleine Päckchen holte er heraus, gab eins Vera – gleich darauf zogen sie sich eine Linie rein.
Die Nacht verlief teilweise voller Leidenschaft, dann aber bekam Oliver wieder starke Kopfschmerzen, so dass er endlich dem Rat des Arztes folgte und sich niederlegte.
Er wurde erst wach, als Vera schon fertig angezogen an seinem Bett stand. „Ich muss los. Wir arbeiten heute auf der Aragoneserburg. Zehn Uhr ist Treffpunkt. Wenn ich wieder zu spät komme, gibt’s Zoff mit dem Team.“
„Geht klar. Ich bleib noch etwas liegen und komm dann später nach.“ Als sie fort war, griff er gleich nach den Kopfschmerztabletten. Wie wild pochte es hinter seinen Schläfen, und die Konturen der Möbel verwischten sich immer stärker. Verflixt, da hatte es ihn doch wohl stärker erwischt als gedacht. Er schlief noch mal für zwei Stunden ein. Als er am späten Vormittag erneut wach wurde, fühlte er sich fit.
Also los nach Ischia! Am Hafen war immer was los, und kurz wollte er auch beim Shooting auf dem bekannten Castello zusehen.
Das Castello Aragonose, wie die mehr als 1500 Jahre alte Burg bei den Einheimischen hieß, thronte auf einem 112 Meter hohen Basaltfelsen vor der Ostküste der Insel. Wechselvoll und höchst interessant war die Geschichte der Festungsanlage. Doch Oliver interessierte sich nicht für die historischen Daten. Ihn beeindruckte der Ausblick auf die Bucht von Neapel, mehr allerdings noch der Anblick der schlanken, langbeinigen Models.
Alle waren konzentriert bei der Arbeit, Vera hatte sich perfekt schminken lassen, von dem Riss in ihrer Lippe war nichts zu sehen. Oliver musste wieder einmal ihren perfekten Körper bewundern. Doch auch die kleinere Schwarzhaarige, die ihm jetzt schon zum dritten Mal zuzwinkerte, war nicht zu verachten.
Mal sehen, was sich aus dieser Konstellation ergeben konnte. Grinsend und mit sich im reinen setzte er sich ins Café, von dessen Terrasse man einen beeindruckenden Blick über den Golf hatte, und bestellte sich einen Cappuccino und dazu einen Grappa. Den Mann, der in einiger Entfernung stand und interessiert in einem Reiseführer blätterte, bemerkte er nicht.
+ + +
„Ich hab ihn gesehen! Und wieder mit dieser Samantha Kössling! Wenn schon jemand Samantha heißt...“ Kerstins Augen blitzten. „Weißt du, das ist so ein süßes Blondchen. Spielt gekonnt die Unschuld vom Land – nicht nur in diesen Vorabendserien, sondern ganz offensichtlich auch privat.“
„Blond bin ich auch“, warf Melanie trocken ein. „Das heißt nichts. Oder... hältst du mich auch für naiv und naturdoof?“
„Ach was!“ Kerstin winkte ab. Sie hatte heute noch nicht mal einen Nerv für Scherze. Na ja, wenn einem der Quasi-Verlobte Grund zur Eifersucht gab, war das nun auch wirklich nicht witzig. „Nun sag doch was“, drängte sie, und ihrer kieksigen Stimme waren die ungeweinten Tränen deutlich anzuhören.
„Du siehst Gespenster“, meinte Melanie. „Dein Tim und mit anderen flirten – das ist einfach absurd!“
„Aber ich hab sie gesehen! Sie saßen im Eiscafé am Theaterplatz. Händchen haltend!“
Melanie schüttelte den Kopf. Das konnte sie sich einfach nicht vorstellen. „Überleg doch mal: Vor einigen Tagen noch hat er dir rote Rosen geschenkt und dir einen Heiratsantrag gemacht. Das war doch nicht nur Show!“
„Meinen Augen kann ich trauen. Die sind exzellent in Ordnung.“
„Aber es gibt sicher eine ganz einfache Erklärung. Frag ihn doch ganz offen!“
„Also, ich glaub jetzt hackt’s!“ Kerstin pustete sich eine Haarlocke aus der Stirn. „Soll ich mich vor ihn hinstellen und sagen: ‚Ich bin dir jetzt schon viermal nachgegangen, immer hast du dich mit Samantha Kössling getroffen. Warum?’ Eher beiß ich mir die Zunge ab.“
„Und pflegst deinen Weltschmerz noch ’ne Weile. Schon klar.“
„Mit dir kann man auch nicht mehr normal reden!“ Kerstin stand so temperamentvoll auf, dass ihr Stuhl rückwärts umfiel. „Ich geh besser.“
„Du bleibst!“ Melanie hielt sie am Arm fest, zog sie einfach an sich. „Jetzt komm mal wieder runter“, meinte sie liebevoll. „Damit,
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