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Schloss meiner Sehnsucht

Schloss meiner Sehnsucht

Titel: Schloss meiner Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Darius
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dass du dieser übertriebenen Eifersucht nachgibst, wirst du nichts in Erfahrung bringen. Sag mir einfach mal, wann du die beiden gesehen hast.“
    „Das ist es ja – immer zur gleichen Zeit. Da sitzen sie, wie gesagt, nachmittags im Theatercafé, reden, halten Händchen und brüten über irgendwelchen Papieren. Wahrscheinlich suchen sie schon eine gemeinsame Wohnung und studieren die Annoncen.“
    „Du hast wirklich eine blühende Fantasie!“
    „Ich hab Augen im Kopf, das ist alles!“
    „Also gut, ich werd versuchen, irgendwas herauszufinden. Nur wie ich das anstellen soll, ist mir noch nicht klar. Schließlich kann ich mich nicht an den Nebentisch setzen.“
    „Dir fällt schon was ein. Ich... ich hab doch nur dich, die ich um Hilfe bitten kann.“ Jetzt liefen Kerstin wirklich Tränen übers Gesicht. Mit einer trotzigen Geste wischte sie sie ab.
    „Ich lass mir was einfallen“, versprach Melanie. „Komm, hör auf zu weinen, das kann ich nicht sehen. Wir trinken jetzt ein Glas Prosecco, dann sieht die Welt gleich ganz anders aus.“
    An diesem Abend benötigte sie allerdings eine ganze Flasche, um Kerstin auch nur ein wenig aufzuheitern.
    „Ich bin eben nur die Frau fürs Grobe“, meinte die Freundin gegen zehn abends und starrte angelegentlich in ihr Glas. „Im Job krieg ich nur die kleinen Aufträge, die sonst niemand will, und in der Liebe... da soll ich sogar noch teilen. Aber nicht mit mir. Das läuft einfach nicht!“
    Das war der Moment, in dem Melanie beschloss, den Prosecco gegen Wodka Lemmon auszutauschen. Und endlich zeigte die Ablenkungstherapie Erfolg! In dieser Nacht schlief Kerstin auf Melanies Couch.
    Schrilles Telefonklingeln durchdrang nur mit Mühe den Tiefschlaf, in den die beiden Freundinnen gefallen waren. Melanie, die deutlich weniger Frust heruntergespült hatte als Kerstin, war mit wenigen Schritten am Apparat.
    „Wo ist Kerstin, um Himmels willen?“ Tim machte sich nicht die Mühe, einen kurzen Gruß zu sagen.
    „Bei mir. Wir haben uns verquatscht.“
    „Ich mach mir die größten Sorgen! Sie hätte wenigstens anrufen können!“
    Na, das klang nun wirklich nicht nach zu wenig Zuneigung!
    „Wo bist du jetzt?“, fragte Melanie.
    „Auf dem Weg ins Studio. Ich kann einfach nicht fehlen heute. Es geht um mein neues, eigenes Projekt. Das wird vorgestellt, ich hab tagelang mit einer Bekannten an den letzten Feinheiten gearbeitet.“
    „Diese Bekannte heißt nicht zufällig Samantha?“
    „Doch. Wie kommst du... Woher kennst du Samantha?“
    „Seit gestern Abend. Wenn auch nur aus Kerstins Erzählungen. Du bist wohl ziemlich viel mit dieser Frau zusammen, ja?“
    „Jetzt sag nur...“ Tim lachte auf. „Nee, nicht? Kerstin ist doch wohl nicht eifersüchtig auf Samantha?“
    „Doch...“
    „So ein Unsinn! Erstens ist Samantha nichts anderes für mich als eine Kollegin. Sie spielt eine Rolle in dem neuen Film von Benjamin Sattmann. Außerdem hat sie Theaterwissenschaften studiert, ist eine gute Dramaturgin – und hat angeboten, mir zu helfen.“
    „Na, dann ist ja alles in Ordnung. Das solltest du Kerstin aber selber sagen.“
    „Ja, und wohl auch, dass Samantha nicht auf Männer steht. Das ist für diesen weiblichen Othello sicher das wichtigste Argument. Himmel, hört das denn nie auf mit ihrer Eifersucht? Ich liebe sie doch und... Nein, das darf ja nicht...“ Die Stimme brach ab, Melanie hörte durch den Lautsprecher noch ein Knirschen und Krachen, dann war die Verbindung unterbrochen.
    „Tim! Tim, so meld dich doch!“ Aber es kam keine Antwort mehr.
    Mit ein paar Schritten war Melanie bei Kerstin und rüttelte sie wach. „Aufstehen. Komm, los. Ich glaub, Tim ist verunglückt. Wir fahren nach Geiselgasteig raus.“
    „Ich... ich kann nicht. Mein Kopf.“ Kerstin runzelte die Stirn. „Was hast du gesagt?“
    „Tim ist was passiert.“
    „Nein...“
    „Wahrscheinlich doch. Also, schwing dich.“
    Eine Katzenwäsche musste genügen, schon zehn Minuten später waren die beiden auf dem Weg zu den Studios. Geschwindigkeitsbeschränkungen interessierten jetzt nicht, ein Glück war nur, dass die Straßen noch ziemlich leer waren. So kamen sie in Rekordzeit voran. Den Unfallwagen auf einer Kreuzung sahen sie schon von weitem.
    „Ich... mir wird schlecht“, hauchte Kerstin.
    „Dafür ist jetzt keine Zeit.“ Melanie, ziemlich stressstabil, stieg aus und ging mit langen Schritten auf zwei Sanitäter zu, die sich im offenen Wagen um jemanden kümmerten – um

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