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Schloss meiner Sehnsucht

Schloss meiner Sehnsucht

Titel: Schloss meiner Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Darius
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Klinik verunglückt war. Der einweisende Notarzt befürchtete eine Rückenmarkverletzung. Dr. Wernhardt, der diensthabende Arzt, hatte diesen Eingriff nicht allein durchführen wollen. So war der Klinikchef alarmiert worden, der bis vor einer Stunde operiert hatte. Doch das Leben des Zweiundzwanzigjährigen war gerettet worden, und nach menschlichem Ermessen würde er nicht gelähmt bleiben.
    Die Unruhe, die in der nicht allzu großen Klinik entstanden war, hatte sich auf einige Patienten übertragen, deren Ruhe durch den Notarztwagen gestört worden war. Melanie hatte viel zu tun gehabt – und sehnte sich jetzt nur noch nach ihrem Bett.
    Doch irgendetwas bewog sie, in die Klinik zu Volker zu fahren. Vorgestern, als sie ihn zuletzt besucht hatte, war er ziemlich down gewesen. Und gestern, da sie nur miteinander hatten telefonieren können, hatte er sie richtig barsch angeraunzt, sie möge ihn doch mal in Ruhe lassen.
    Melanie war voller Sorge. Kam sie jetzt, die Depression, die sie seit längerem befürchtete? Volker, bisher vom Schicksal verwöhnt, kam sicher mit der Tatsache, dass er auf einmal lebensgefährlich erkrankt war, nicht zurecht. Dazu kam das Wissen, dass die so genannten Freunde auf einmal nicht mehr da waren. Zumindest kam ihn kaum jemand von seiner Clique besuchen. Nicht mal ein paar Kommilitonen erschienen, um ihm eventuell Studienunterlagen zu bringen.
    Das musste einen ja runterziehen!
    Melanie schrak zusammen, als ein Radfahrer direkt vor ihr bremste und gleichzeitig laut klingelte. „Schläfst am helllichten Tag oder bist blind, Dirndl?“, schimpfte der Mann in breitem Dialekt.
    „Entschuldigung...“ Sie sprang zur Seite.
    „Pass halt besser auf, sonst kommst unter die Räder!“ Der ältere Mann grinste anzüglich und trat dann wieder in die Pedale.
    Für einen Moment überlegte Melanie, dass es wohl gescheiter wäre, gleich nach Hause zu gehen und sich erst mal ins Bett zu legen. Sie war jetzt fast 24 Stunden auf den Beinen. Aber da war ihre Sehnsucht nach Volker...
    Nein, nein, sie musste sich einfach zusammennehmen und wenigstens für eine Viertelstunde bei ihm vorbei sehen. Ein strammer Gang durch die frische Luft würde ihre Lebensgeister wecken.
    Mit leicht geröteten Wangen betrat sie die Station, grüßte die Stationsschwester, die soeben die Tagschicht einteilte und wollte schon auf Volkers Zimmer zugehen, als Schwester Inge sie zurückhielt. „Sekunde eben, ja?“ Sie nahm den Arm der Jüngeren und führte sie ein paar Schritte abseits. „Sie studieren ja Medizin“, begann sie ein wenig umständlich, „und sicher ist Ihnen bekannt, wie stark die Psyche der Krebspatienten belastet ist. Herr von Sternburg macht im Moment eine kritische Phase durch.“
    Melanie nickte. „Das hab ich schon gemerkt. Er ist ziemlich deprimiert.“
    „Das ist noch gelinde gesagt. Er kapselt sich völlig ab – und will auch Sie nicht sehen. Das hat er ausdrücklich erklärt.“
    „Ja aber...“
    „Machen Sie sich nichts draus. In ein paar Stunden kann das schon wieder anders sein.“
    Unglücklich sah Melanie die Ältere an. „Aber gerade wenn es einem nicht gut geht, ist es doch wichtig, nicht allein zu sein. Volker ist zum ersten Mal krank, er kann das nicht verarbeiten. Auch nicht die Tatsache, dass sich seine Jetset-Freunde alle zurückziehen. Diese fadenscheinigen Ausreden... das würde mich auch wütend machen und deprimieren.“
    Schwester Inge nickte. „Das ist uns auch klar. Aber für heute sollten Sie ihn wirklich in Ruhe lassen. Kommen Sie morgen wieder.“ Sie warf Melanie einen prüfenden Blick zu. „Sie sehen müde aus, ehrlich gesagt.“
    „Ich hatte Nachtdienst.“
    „Ich denke, Sie studieren Medizin?“
    „Tu ich ja auch. Aber das macht, wie Sie sich denken können, nicht satt. Also jobbe ich nachts in der Kahlenbach-Klinik. Das hilft mir, praktische Erfahrungen zu sammeln, und gut bezahlt wird es auch noch.“
    „Alle Achtung.“ Schwester Inge legte der Jüngeren kurz den Arm um die Schultern. „Dann legen Sie sich jetzt erst mal hin. Vielleicht hat Herr von Sternburg schon am Nachmittag Sehnsucht nach Ihnen.“ Sie zwinkerte Melanie zu. „Auch Kranke – vor allem Männer – dürfen nicht allzu sehr verwöhnt werden.“
    „Um zwei muss ich wieder in der Uni sein. Aber danach...“
    „Rufen Sie vorher an. Ich bin bis fünfzehn Uhr auf Station. Und jetzt – ab in die Falle mit Ihnen.“
    Man sah Melanie an, dass sie nur ungern die Station verließ. Noch einen Blick

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