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Schloss meiner Sehnsucht

Schloss meiner Sehnsucht

Titel: Schloss meiner Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Darius
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Ausblick auf den See freigaben, „ich weiß noch gar nicht, wie ich mich verhalten soll. Die Vorstellung, dass ich meinen eigenen Bruder anzeigen soll, widerstrebt mir zutiefst.“
    „Die Polizei muss zumindest wissen, dass sie die Nachforschungen einstellen kann.“ Jan Vermehren zuckte mit den Schultern. „Ob und wie Sie sich mit Ihrem Bruder auseinandersetzen, das ist allein Ihre Sache.“
    „Da haben Sie Recht.“ Entschlossen drehte sich der Graf um. „Danke, dass Sie so diskret gearbeitet haben. Wir hören voneinander.“
    „Natürlich. Ich darf mich dann verabschieden.“ Eine knappe Verbeugung, dann zog sich der Privatdetektiv zurück. Er konnte nachempfinden, was jetzt in den Sternburgs vorging. Es war bestimmt höchst unangenehm, zu erfahren, dass einer aus der Familie den Konzern so nachhaltig geschädigt hatte.
    Jan Vermehren hätte noch einiges über Graf Oliver sagen können, denn im Zug seiner Ermittlungen war er auf einige kriminelle Transaktionen des jüngeren Grafen Sternburg gestoßen. Aber was hatte das für einen Sinn? Wichtig war erst einmal nur, dass die Forschungsergebnisse der französischen Firmentochter nicht in Indien oder sonst wo auf der Welt illegal vermarktet wurden. Diese Schadensbegrenzung oblag jetzt Graf Joachim persönlich.
    Links vom Gutshaus, das schon fast Schlosscharakter besaß, wurden die Stallungen erneuert. Die Bauarbeiten gingen rasch voran. Ein paar der wertvollen Zuchtstuten standen ganz in der Nähe auf einer Koppel. Vor dem Gutsgebäude befand sich eine große Rasenfläche, die bis zur Terrasse reichte. In der Mitte, in einem großzügig angelegten Rondell, blühten die ersten Rosen.
    Eine Idylle, ging es Jan Vermehren durch den Kopf. Aber in jedem Paradies gibt es eben auch Schlangen. Und die von Gut Sternburg trägt wohl den Namen Oliver...
    Als sie mit ihrem Mann allein war, brach Nora von Sternburg in Tränen aus. „Das glaub ich einfach nicht“, flüsterte sie. „Das... das kann er nicht getan haben.“
    Joachim von Sternburg antwortete nicht. So gern er seinen Bruder auch in Schutz genommen hätte – er konnte es nicht. So sehr der Verdacht des Detektivs auch schmerzte, die Beweise waren erdrückend. Jetzt galt es nur noch, Oliver zur Rede zu stellen.
    „Ich rufe ihn an“, stieß er hervor. Doch so häufig er auch die Nummer seines Bruders wählte – Oliver meldete sich nicht.
    „Auch noch feige“, murmelte Graf Joachim vor sich hin. „Dann suche ich ihn eben in seiner Wohnung auf. Ich wollte sowieso noch mal zu Volker in die Klinik. Kommst du mit?“
    „Selbstverständlich. Gib mir eine halbe Stunde.“ So lange brauchte Nora, bis sie sich wieder gefangen hatte.
    + + +

Es war still in dieser Nacht in der Kahlenbach-Klinik. Die Patienten waren ruhig, sowohl die beiden Dienst habenden Ärzte als auch die Nachtschwestern hatten kaum etwas zu tun.
    Melanie saß am Schreibtisch des Stationsbüros und las in einem medizinischen Fachbuch. Ihre ausgebildete Kollegin, Nachtschwester Beate, machte gerade die vorgeschriebene Runde über die Station, als das Telefon klingelte.
    Melanie meldete sich und zuckte leicht zusammen als sie die Stimme am anderen Ende hörte.
    „Ich... ich kann nicht schlafen. Und ich wollte deine Stimme hören. Und mich entschuldigen. Ich war ein Ekel. Widerlich einfach. Kannst du... kannst du mir verzeihen?“
    „Volker!“ Leichter Jubel schwang in ihrer Stimme mit. Es war wunderbar, dass er sich meldete!
    „Sag, kannst du meine Blödheit entschuldigen? Ich weiß selbst nicht genau, was mich da geritten hat. Ich...“ Er brach ab. Erst nach einer Weile fuhr er fort: „Ich vermisse dich, Melanie.“
    „Du fehlst mir auch.“
    „Wann kannst du kommen?“ Seine Stimme war weich, trieb ihr die Tränen in die Augen.
    „Sobald ich frei habe. Gleich nach dem Nachtdienst, wenn du magst.“
    „Aber... bist du dann nicht müde?“
    „Ach was!“ Sie lachte leise. Nein, sie war nicht müde. Wenn sie bei ihm sein konnte, ging’s ihr endlich wieder gut!
    „Du... ich würde dir gern so viel sagen...“
    Fest presste sie den Hörer ans Ohr. „Ich... ich hör dir zu.“
    „Nicht jetzt. Später vielleicht.“ Nun klang doch wieder etwas von seiner Tristesse durch.
    Melanie zwang sich zu einem heiteren Ton. „Was wäre, wenn du alles aufschreibst?“
    Ein leises Lachen kam durch den Hörer. „Willst du einen Liebesbrief von mir haben?“
    „Würdest du mir einen schreiben?“
    „Aber immer!“ Wieder dieses leise, kehlige

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