Schloss meiner Sehnsucht
den Brand verantwortlich ist?“, wollte der Tierarzt wissen.
„Doch, doch, das ist geklärt. Es war wohl einfach Leichtsinn. Irgendjemand hat geraucht. Sicher Partygäste.“
Dr. Ellerbruch schüttelte den Kopf. „Man sollte sie verdreschen. So was Leichtsinniges und Gedankenloses! Himmel, bin ich froh, dass ich mit diesen Schickimickis nichts zu tun habe.“
Sebastian lachte. „Jetzt verallgemeinern Sie, Doktor!“
„Aber letztendlich hab ich Recht. Na ja, nichts für ungut. Grüßen Sie mir Gräfin Nora und Graf Joachim. Und ich gratuliere zu dem Nachwuchs. Da stehen ein paar Tausender auf vier Beinchen.“
So war es in der Tat. „Schneestern“ war ein besonders wertvolles Tier, der Vater des kleinen Fohlens ein europaweit bekannter Deckhengst. Es war mehr als Glück, dass der erste Nachwuchs auch weiblich war – das machte das Fohlen doppelt wertvoll.
Die Freude des Gutsherrn über die Geburt war jedoch nur von kurzer Dauer, denn gegen elf Uhr wurde ihm ein Besucher gemeldet, der keine guten Nachrichten hatte. Graf Joachim empfing ihn in seinem Arbeitszimmer, und nach der knappen Begrüßung ließ er auch seine Frau hinzurufen.
„Das musst du gleich mithören“, sagte er. „Bitte, Herr Vermehren, jetzt können Sie Ihren ganzen Bericht loswerden.“
„Nun ja, die Fakten sprechen für sich. Wie Sie wissen, hab ich nicht nur in Marseille recherchiert, sondern auch in Algier, Dubai und schließlich in Bombay. Die Inder sind’s. Hätten wir uns eigentlich denken können. Da ist so viel Potential... die arbeiten selbst intensiv an neuen Technologien, brauchen aber noch viel Input. Und deshalb...“ Er blätterte in seinen Akten. „Der Kontaktmann lebt tatsächlich in Algier, so gesehen war meine erste Spur schon richtig. Aber dann geht es auf einigen Umwegen nach Bombay.“
„Und Sie wissen, wer von unseren Leuten die Forschungsergebnisse weitergegeben hat?“
„Ja. Allerdings muss ich einschränkend sagen, dass der Mann nicht alles verkauft hat. Nur einen kleinen Teil. Damit können Ihre Konkurrenten noch nicht viel anfangen.“
„Verrückt ist das doch. Welchen Sinn sollte dieses Geschäft haben?“
„Vielleicht brauchte er nur kurzfristig etwas Geld. Oder er hat Skrupel bekommen und aus diesem Grund nicht die ganze Technologie verraten. Wer weiß.“ Jan Vermehren zuckte mit den Schultern.
„Das kann ich mir nicht vorstellen. Wer so einen Schritt macht, hat keine Skrupel.“ Erregt rang Gräfin Nora die Hände im Schoß.
„Das will ich so nicht unterstreichen.“ Man sah dem Privatdetektiv an, dass er sich nicht besonders wohl in seiner Haut fühlte. Und als er endlich weitersprach, wurde auch klar, warum dies so war: „Ich habe es zunächst nicht glauben wollen, aber alle Fakten sprechen es aus: Ihr Bruder Oliver, Graf Sternburg, hat die Forschungsdaten weitergegeben.“
„Das glaube ich nicht!“ Entschieden schüttelte Joachim von Sternburg den Kopf. „Warum sollte er so etwas tun? Weil er Geld braucht? – Ich bitte Sie! Jährlich erhält er etliche Millionen als stiller Teilhaber. Da hat er es bestimmt nicht nötig, Firmeninterna zu verkaufen.“
Der Privatdetektiv zuckte nur mit den Schultern. Das, was er über Oliver von Sternburg herausgefunden hatte, klang nicht besonders positiv. Er konnte sich sehr wohl vorstellen, dass der Mann für eine Million oder mehr ein paar Forschungsdaten verkaufte. Seine Sucht verschlang sicher ein kleines Vermögen... und davon schien der ältere Bruder keine Ahnung zu haben.
„Ich... ich will das auch nicht glauben“, sagte Gräfin Nora nach kurzem Räuspern, „aber die Fakten sind wohl unwiderlegbar. Am besten wird sein, du stellst Oliver zur Rede.“
„Wenn er denn mal wieder hier auftaucht“, warf ihr Mann ein. „Ich hab nicht die geringste Ahnung, wo er sich zurzeit aufhält.“
„Hier in München“, entgegnete der Detektiv prompt. „Ich habe ihn schon dreimal gesehen. War er noch nicht hier draußen?“
„Nein, wir haben seit Wochen nichts von ihm gehört.“
„Das ist aber nichts Ungewöhnliches“, meinte Nora von Sternburg. „Oliver lebt sein eigenes Leben. Er ist in der ganzen Welt unterwegs – und lässt nur sporadisch etwas von sich hören.“
„Tja, ich habe meinen Auftrag erledigt. Wollen Sie es übernehmen, die Polizei zu informieren oder soll ich...“
„Nein, nein, das mache ich“, fiel ihm Joachim von Sternburg ins Wort. „Ehrlich gesagt...“ Er stand auf und trat an eins der hohen Fenster, die den
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