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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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Uhrzeit von
seinem Handy ab. Dann zückte er seine Brieftasche.
    »Familie hat er ja keine gehabt«, plapperte die eine Seniorin. »Höchstens,
dass er …«
    »Hast du mal was zu schreiben, Fred?«, unterbrach ich sie, ohne auf
ihren empörten Blick zu achten.
    Fred schob mir einen Kugelschreiber hin.
    »Und ein Papier?«
    »Muss ich suchen.« Er verschwand im Rückraum seines
Wagens. Der Blonde legte einen Zehner auf die Durchreiche und steckte eine Flasche
Orangensaft ein, die plötzlich dort herumstand. Während er sie in seiner Sporttasche
verstaute, griff ich nach seiner Serviette, auf der ein dicker Fettfleck prangte.
Hastig kritzelte ich eine Botschaft auf das Papier: »Ruf mich an – dringend!!! Wg.
Schallmo.« Darunter meinen Namen und meine Handynummer. Auf dem Fettfleck hielt
die Tinte nicht, ich musste drumherum schreiben.
    »Ciao, Fred!« Beide waren schon am Gehen, als ich die Schwarzhaarige
am Ärmel erwischte. Weil der Blonde gerade eine der beiden Rentnerinnen umrundete,
bemerkte er nicht, dass ich seiner Freundin die gefaltete Serviette zusteckte. Dabei
legte ich einen Finger auf die Lippen.
    Sie sah mich verblüfft an, nahm die Botschaft aber kommentarlos entgegen.
    »Kommst du, Iny?«
    Ein letzter Blick, dann ging sie. Ihr Freund und ihr Deo mit ihr.
    »Hast du diese Augen gesehen, Fred?«, seufzte ich.
    Fred kratzte sich am Kinn.
     

12
     
    Iny also. Namenstechnisch mal was Neues. Aber ich hatte ja auch zum
ersten Mal mit Nachwuchs vom College zu tun. Erst auf der Rückfahrt nach Hause fiel
mir ein, dass in meinem Geldbeutel noch eine meiner großartigen Visitenkarten stecken
könnte. Ich sah nach, und tatsächlich: Da schlummerte eine, wenn auch mit meiner
alten Adresse und handschriftlich nachgetragener Handynummer. So oder so, eine Sandwichserviette
als Datenträger hatte tausendmal mehr Stil.
    Dass ich meine Botschaft überhaupt schriftlich formuliert hatte, lag
an dem Blonden. Genauer gesagt: an seiner Handbewegung, mit der er sich als Freund
der Schwarzhaarigen geoutet hatte. Oder als Möchtegernfreund, so ganz sicher konnte
man bei diesen jungen Leuten ja nie sein. Nach seiner Streichelattacke jedenfalls
überflutete mich eine Welle von Rücksichtnahme, die mich zu der Heimlichtuerei mit
der Serviette veranlasste. Auch ein Max Koller kann dezent vorgehen, wenn es die
Situation erfordert. Dass meine Rücksichtnahme überflüssig war, wusste ich zu dem
Zeitpunkt noch nicht.
    Ich sollte es auch am frühen Nachmittag noch nicht erfahren, als mich
Iny anrief. Ich hatte gerade ein Mittagessen aus Resten vom Vorabend genossen und
mich auf Christines Couch gefläzt, die beim längeren Liegen immer Abdrücke auf meiner
nackten Haut hinterließ. Weshalb ich sie nicht mochte. Die Couch natürlich, nicht
Christine! Herrje, wieso sollte Christine Abdrücke auf meiner Haut hinterlassen?
Und ihre Couch – das ist so ein Ledergerät mit Noppen und Knöpfen an den unpraktischsten
Stellen, und wenn man wie ich die Angewohnheit hat, sich barfuß der Länge nach auf
ihr niederzulassen oder im Sommer mit bloßem Oberkörper … Schon klar, das gehört
nicht hierher. Wollte ja nur verdeutlichen, wie verdammt ungünstig der Zeitpunkt
von Inys Anruf war.
    Ich überlegte sogar, ihn zu ignorieren. Fühlte mich müde. Satt und
träge. Aber das Berufsethos! Großes Wort, ich weiß. Seit Tischfußball-Kurts Wutausbruch
am Tag von Schallmos Tod wusste ich allerdings auch, dass ich einen Ruf zu verlieren
hatte. Also ran an den Speck beziehungsweise an die unbekannte Nummer.
    »Koller.«
    »Sind Sie echt Detektiv?«
    Woher sie das nur schon wieder wusste!
    »Bist du echt Iny?«, gab ich zurück.
    »Inez. Mit spanischem z am Ende. Aber sprechen Sie’s Deutsch aus. Mach
ich auch.«
    »Inez«, murmelte ich probehalber, im Auslaut ein supersamtiges Th.
Wie arroz und Zaragoza.
    »Lieber nicht. Was wollen Sie von mir? Warum sollte ich Sie anrufen?«
    »Ich würde mich gern mit dir unterhalten. Bei einem Kaffee vielleicht.
Ich ermittle im Fall Thorsten Schallmo.«
    Sie zögerte mit der Antwort. »Verstehe. So was dachte ich mir schon.
Und was soll ich Ihnen da erzählen?«
    »Ein paar Dinge über Schallmo. Und über eure Beziehung.«
    »Welche Beziehung?«, kam es wie aus der Pistole geschossen. So entspannt
ihre Stimme zunächst geklungen hatte, so rasch schaltete sie nun wieder auf Angriffsmodus.
    »Ich kann verstehen, dass dir das nicht passt. Aber ich muss allen
Spuren nachgehen. Hat dich die Polizei noch nicht

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