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Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition)

Titel: Schlossblick: Kollers fünfter Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marcus Imbsweiler
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erwiderte er finster. »Außerdem wäre
es mir lieb, wenn Sie uns nicht dauernd duzen würden.«
    »Was Sie Strategie nennen«, sagte Inez, »ist die reine Wahrheit. Ich
hatte keinen Grund, auf Thorsten sauer zu sein – und er auf mich auch nicht. Im
Gegenteil, er schien sogar erleichtert, dass es vorbei war.«
    »Du warst nicht sauer, okay. Aber dein Freund vielleicht?«
    »Verdammte Scheiße, was soll das?«, fuhr Daniel auf. »Ich habe drei
Kreuze geschlagen, als Iny endlich wieder zur Vernunft gekommen war!«
    »Und vorher? Da warst du eifersüchtig.«
    »Vorher, ja, vielleicht. Na und? Die Sache war durch, die beiden haben
sich seit Wochen nicht mehr gesehen. Schluss, aus!«
    »Keine nachträglichen Hassattacken? Man läuft sich ja mal über den
Weg, eure Schulen sind nicht weit entfernt, man trifft sich zufällig bei Fred …«
    »Nein!«, rief er. »Nein, verdammt! Wie kommen Sie auf so einen Mist?
Wegen so einem mache ich mir doch nicht … Und dann habe ich gesagt, dass Sie mich
nicht duzen sollen. Warum lässt du dir das gefallen, Inez? Kein Lehrer an unserer
Schule würde sich das herausnehmen.«
    Schau an, da richtete der Junge seine Aggressionen urplötzlich auf
Inez. Was ja auch kein Wunder war, schließlich lag es an ihr, dass er hier sitzen
und sich für seine Gefühle rechtfertigen musste. Seine Freundin warf ihm einen Blick
zu, in dem Bedauern, vielleicht aber auch ein wenig Verachtung lag, und sagte ruhig:
»Warum regst du dich auf? Wir erzählen doch bloß, wie es gewesen ist. Welche Rückschlüsse
Herr Koller daraus zieht, ist seine Sache. Das können wir ohnehin nicht beeinflussen.«
    »Muss ich mir deshalb diese Unterstellungen anhören?«
    »Er stochert halt wahllos herum. Würdest du genauso machen.« Sie wandte
sich wieder mir zu. »Natürlich war Daniel eifersüchtig. Gott sei Dank war er es.
Aber wie gesagt, vor vier oder fünf Wochen habe ich mit Thorsten Schluss gemacht,
und es kam nichts, absolut nichts hinten nach. Von ihm nicht, von mir nicht. Ich
habe ihm seitdem vielleicht zwei Mails geschrieben.«
    »Und getroffen habt ihr euch auch nicht?«
    »Nein. Was mich allerdings interessieren würde« – aha, nun ergriff
sie wieder die Gesprächsleitung – »ist die Tatsache, wer von unserem Verhältnis
wusste.«
    Ich schwieg.
    »Thorsten und ich haben die Sache nämlich absolut geheim gehalten.
Selbst Daniel wusste lange nicht Bescheid.« Ihr Freund kratzte sich unter heftigen
Grimassen am Ohr, schwieg aber. »Wer hat da geplaudert, Herr Koller?«
    »Ist das wichtig?«
    »Für mich schon.«
    »So offen und wahrheitsgetreu, wie du darüber redest, ist es nicht
wichtig, würde ich sagen. Und selbst wenn …«
    »Zum letzten Mal«, fuhr mich der Blonde an, das Gesicht vor Wut verzerrt,
»Sie siezen uns jetzt beide, verstanden? Wir sind 17!«
    »Beneidenswert«, grinste ich. »Manchmal fühle ich mich wie 16. Ich
mache euch einen Vorschlag: Wir duzen uns alle. Ich bin Max. Okay?«
    »Arschloch«, entfuhr es dem Jungen. Er sprach das Wort nicht aus, aber
seine Lippen formten es.
    »Jemand aus Thorstens Schule?«, fragte Inez und sah mich an. Besser
hätte ich Daniels Ausbruch auch nicht ignorieren können.
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Das sagten Sie doch vorhin: Sie hätten an der Rohrwaldschule erfahren,
dass Thorsten ein Verhältnis mit mir hatte.«
    »Es spielt keine Rolle, woher ich das habe. Und jetzt mal ernsthaft:
Ich will euch nicht in die Enge treiben oder in eurem Privatleben herumschnüffeln,
aber wenn ein Mensch gewaltsam zu Tode gekommen ist, provoziert das halt Nachfragen.
Es könnte eine Beziehungstat gewesen sein. Muss nicht, könnte aber. Nur deswegen
bin ich hier.«
    »Wir auch«, lächelte Inez. »Wir sind froh, wenn wir helfen können.«
    »Hatte Schallmo noch andere Freundinnen in letzter Zeit? Vor dir, nach
dir, vielleicht sogar gleichzeitig mit dir?«
    »Hat mich nicht interessiert«, kam es zurück. Dann merkte sie, dass
ihre Antwort etwas schroff ausgefallen war, und fügte an: »Wirklich, es war mir
egal, das können Sie mir glauben. Wenn man gerade in einem nicht ganz einfachen
Dreiecksverhältnis lebt, kann man sich nicht auch noch um den Rest kümmern. Soviel
ich weiß, hatte Thorsten immer eine Freundin. Er brauchte das, wie die Luft zum
Atmen. Für sein Ego, um sich jünger zu fühlen – so was in der Art. Aber schön nacheinander,
verstehen Sie? Komplikationen mochte er nicht. Solange ich mit ihm zusammen war,
gab es keine andere. Höchstens hinter meinem

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